• 18.04.2006 15:08

Chevrier: "Das ist keine leichte Aufgabe"

Renault-Motoreningenieur Denis Chevrier über das vorgezogene Debüt eines verbesserten Renault-Triebwerks und die Erfolge zu Saisonbeginn

(Motorsport-Total.com) - Frage: "Acht Rennen der V8-Ära sind bereits gelaufen. Welche Lektionen konntet ihr dabei lernen?"
Denis Chevrier: "Ich denke, dass wir die Zuverlässigkeit der Motoren zum Ende des vergangenen Jahres als gegeben angesehen haben. Mit dem Umschwung zu den V8-Motoren haben wir viele Motorenwechsel und Motorschäden in den Rennen gesehen - darunter auch bei Giancarlo (Fisichella; Anm. d. Red.) in Bahrain. Einige Teams konnten dies auch umgehen, das zeigt, wie viele Anstrengungen in die Entwicklung des V8 investiert werden. Die strategische Wichtigkeit des Motors war in den ersten Rennen natürlich weit größer als je zuvor."

Titel-Bild zur News: Denis Chevrier

Denis Chevrier: "Starteten etwas stärker in die Saison als viele Rivalen"

Frage: "Warum gab es so viele Schwierigkeiten?"
Chevrier: "Die V8-Triebwerke sind noch recht jung, ich denke nicht, dass irgendein Team vor dem Saisonstart hundertprozentig bereit war. Wir bei Renault sind im Winter viel gefahren, hatten Probleme, an deren Lösungen wir hart arbeiteten, und starteten etwas stärker in die Saison als viele Rivalen. Aber jeder Hersteller arbeitet noch an den Herausforderungen, die im frühen Stadium eines neuen Motors auftreten. Derzeit kann niemand sagen, dass alles gelöst ist."#w1#

Frage: "Wie steht Renault im Leistungsvergleich mit den anderen da?"
Chevrier: "Die Rückschlüsse, die wir ziehen können, zeigen, dass die Leistung bei den Teams ziemlich ähnlich ist. Es gibt einige kleine Unterschiede bei der Höchstdrehzahl, aber schlechte V8-Motoren gibt es nicht. Nun ist es die Herausforderung, bei einem noch recht jungen Triebwerk mehr Leistung herauszuholen, ohne dabei die Zuverlässigkeit zu beeinträchtigen. Das ist keine leichte Aufgabe."

Hohe Leistungsdichte bei den Motoren

Frage: "Was sind die Herausforderungen bei der Weiterentwicklung von V8-Motoren?"
Chevrier: "Es ist einfach schwieriger als bei einem V10, Leistung zu finden. Das trifft besonders bei den frühen Entwicklungen zu. Auf der anderen Seite ist der Wettbewerb enger als im Vorjahr, das macht die Weiterentwicklung noch wichtiger. Mehrere Teams sind leistungsmäßig auf einem Niveau. Der Erste, der hier die Oberhand gewinnt, könnte einen entscheidenden Vorteil haben. Niemand kann es sich leisten, sich zurückzulehnen. Wir treiben die Weiterentwicklung mit den gleichen Ressourcen und der gleichen Intensität voran wie in den Vorjahren."

Frage: "Was war Renaults Geheimnis für die Erfolge in den ersten Saisonrennen?"
Chevrier: "Ich denke, wir haben gesehen, dass unser Projekt etwas besser vorbereitet war als einige unserer Konkurrenten. Wir sind sehr stolz darauf, dass wir das letzte Rennen der V10-Ära und die ersten Rennen der V8-Periode gewonnen haben. Es war interessant, unsere Leistung zu vergleichen, denn wir haben gelernt, dass die reine Kraft auf einer einzigen Runde nicht notwendigerweise unser momentan stärkster Punkt ist. In Qualifyingbedingungen sind wir einigen Teams sehr nah. Aber über eine volle Renndistanz scheinen wir einen Vorteil zu haben."

Frage: "Woher kommt dieser Vorteil?"
Chevrier: "Wir haben das Auto und den Motor entworfen, um Rennen zu gewinnen - nicht nur, um Pole Positions einzufahren. Aus Motorensicht kann dies bedeuten, dass wir höhere Drehzahlen über einen längeren Zeitraum fahren können, aber insgesamt haben wir ein Auto, das dem Fahrer die Zuversicht gibt, von der ersten bis zur letzten Runde zu attackieren. Wir wissen, dass es schwer ist, sich unter diesen Regeln über nur eine Runde einen signifikanten Vorteil zu erarbeiten. Aber es kann entscheidend sein, das Auto wettbewerbsfähig von der ersten bis zur letzten Runde fahren zu können."

Vorgezogenes Debüt des RS26B

Frage: "In Imola kommt der RS26B zum Einsatz. Wo liegen die Unterschiede zum bisherigen RS26-Motor?"
Chevrier: "Es ein normaler Entwicklungsschritt in einer frühen Entwicklungsphase: Wir haben versucht, die Leistung zu erhöhen, indem wir höher drehen und Dinge, wie die Befüllung des Brennraumes und den Verbrennungsvorgang, verbessert haben. Unter Qualifyingebedingungen versprechen wir uns davon mehrere Zehntelsekunden, wie viel wir unter Rennbedingungen gewinnen werden, wird der Prüfstandstest vor dem Grand Prix zeigen."

Frage: "Werden beide Fahrer den Motor in Imola verwenden?"
Chevrier: "Nein, nur Giancarlo wird ihn haben. Sein Ausfall in Bahrain brachte ihn bezüglich unserer Entwicklungspläne aus dem Plan. Wir mussten entscheiden, ob wir die Einführung der B-Spezifikation vorantreiben, die eigentlich für das fünfte Rennen geplant war. Wir fanden, dass es wichtig wäre, es so zu tun, daher haben wir den Prozess beschleunigt. Dieses frühe Debüt könnte aber auch dazu führen, im Rennen nicht das gesamte Leistungspotenzial auszunutzen, um die Zuverlässigkeit nicht zu beeinträchtigen. Fernando (Alonso; Am. d. Red.) wird die B-Variante am Nürburgring bekommen, also entsprechend des Originalplans."