Schumacher: "Ich würde wahrscheinlich bei 'Rot' bleiben"
Derzeit zieht der Ferrari-Pilot keinen Wechsel zu einem anderen Team in Betracht - er habe derzeit kein Hobby, das ihn zu einem Rücktritt bewegen könnte
(Motorsport-Total.com) - Bereits seit dem Saisonauftakt in Bahrain rätselt die Formel-1-Welt über die Zukunft von Michael Schumacher. Der Ferrari-Vertrag des siebenmaligen Weltmeisters läuft zum Jahresende aus, und bislang hat sich der Deutsche nicht zu seiner Zukunft geäußert. Erst im Sommer wolle er seine Entscheidung bekannt geben, antwortet Schumacher wiederholt auf die Fragen gespannter Medienvertreter.

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Derzeit fühlt sich Michael Schumacher im roten Ferrari-Outfit sehr wohl
Auch über mögliche Motive, die der Rekordchampion für seine Entscheidung heranziehen könnte, wird viel spekuliert. Gemeinhin wird davon ausgegangen, dass vor allem die Konkurrenzfähigkeit des aktuellen Ferrari-Boliden, des 248 F1, entscheidend sein wird. Demnach wurde nach dem starken Auftritt in Bahrain, als Schumacher um den Sieg kämpfen konnte und letztendlich Zweiter wurde, bereits davon ausgegangen, dass eine Vertragsverlängerung nur noch reine Formsache wäre.#w1#
Kein Risiko
Doch es folgten die enttäuschenden Wochenenden in Malaysia und Australien, mit Schumachers Fahrfehler und dem anschließenden heftigen Einschlag in die Mauer als bitteren Höhepunkt. Danach legten viele Experten dem Ferrari-Piloten nahe, seine Karriere an den Nagel zu hängen. Jackie Stewart meinte, dass Schumacher, der seinen bislang wohl schwersten Formel-1-Unfall in Silverstone 1999 erlitt, wo er nach Beinbrüchen mehrere Rennen aussetzen musste, zu viele Risiken eingehe.
Dies sieht der Deutsche jedoch anders: "Ich glaube nicht, dass ich irgendetwas riskiere", wird Schumacher von der 'Times' zitiert. Er glaube an seine Fähigkeiten und habe Vertrauen in sein Auto, und "wenn ich das Gefühl hätte, etwas zu riskieren, würde ich mit angezogener Handbremse fahren", stellt er klar.
Auch an Motivation mangelt es dem 37-Jährigen wohl nicht, seine Trainingseinheiten im Winter nahm Schumacher jedenfalls sehr ernst, und auch der nötige Spaß am Fahren scheint nach wie vor vorhanden zu sein: "Ich habe eine Menge Hobbys, aber ich habe nichts, das mich dazu bringen würde, die Formel 1 zu verlassen, und auch nichts, das mit derart viel Leidenschaft verbunden ist und mir so viel Freude bringt."
Kehrt Schumacher 2007 zu Renault zurück?
Doch auch wenn Schumacher seine Karriere nicht beenden sollte, könnte er dennoch eventuell Ferrari verlassen. Eine vor kurzem aufgetauchte Variante wäre ein Wechsel zu Renault, die derzeit die Formel 1 dominieren wie Ferrari vor einiger Zeit. Der siebenmalige Weltmeister könnte bei den Franzosen den amtierenden Weltmeister Fernando Alonso beerben, der bereits vor einigen Monaten einen Vertrag bei McLaren-Mercedes für 2007 unterschrieben hat.
Angeblich soll Renault-Teamchef Flavio Briatore bereits die Fühler nach dem Routinier ausgestreckt haben. Briatore hatte Schumacher einst, zu Beginn seiner Karriere, zu Benetton - dem Vorgängerteam von Renault - geholt und mit dem Deutschen die ersten beiden WM-Titel gewonnen.
Schumacher sieht keinen Grund, Ferrari zu verlassen
Doch damit würde Schumacher "sein" Team Ferrari aufgeben, das um den Deutschen herumgebaut wurde. Seit seinem Wechsel zu den Italienern 1996 ist Schumacher die klare Nummer eins, und Ferrari verkörpert die gleiche Professionalität, den gleichen Perfektionismus und den gleichen Siegeswillen, wie der siebenmalige Weltmeister selbst. Es ist fraglich, ob sich Schumacher nach einem Wechsel erneut etwas Ähnliches aufbauen könnte.
Daher zieht der Deutsche einen Wechsel bislang auch nicht ernsthaft in Betracht: "Es ist sehr wahrscheinlich, dass ich bei der Farbe Rot bleiben würde", sagte Schumacher. "Es gibt natürlich auch andere Optionen, aber derzeit werde ich diese nicht in Betracht ziehen."
Dazu sieht Schumacher keinen Grund: "Ich bin so glücklich hier. Wir haben eine so gute Beziehung, und wir kennen uns gegenseitig schon so lange, dass ich einen sehr guten Grund bräuchte, um zu einem anderen Team zu gehen." Darüber hinaus gebe es jedoch noch andere Faktoren, die bei einem Team stimmen müssten, beispielsweise ob ein Rennstall konkurrenzfähig sein wird, und was im Umfeld eines Teams passiert.
Bekommt Schumacher Räikkönen als Teamkollegen?
Doch vielleicht könnte genau ein derartiger Umstand doch zu einem Weggang Schumachers von Ferrari führen. McLaren-Mercedes-Pilot Kimi Räikkönen werden seit langer Zeit Kontakte nach Maranello nachgesagt. In den letzten Tagen verdichteten sich Gerüchte, dass der als sehr introvertiert geltende Finne bereits einen Vertrag bei Ferrari für die Saison 2007 unterschrieben habe.

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Werden Schumacher und Räikkönen 2007 Teamkollegen bei Ferrari? Zoom
Dabei gilt Räikkönen als extrem schneller Mann, den die Reputation seiner Teamkollegen nie besonders störte. Der 26-Jährige will unbedingt Weltmeister werden, und er würde McLaren-Mercedes, die ebenfalls um die WM kämpfen und derzeit in der Konstrukteurswertung vor Ferrari liegen, wohl nur verlassen, wenn Schumachers Nummer-1-Status bei Ferrari aufgehoben würde. In Räikkönen würde dem siebenmaligen Weltmeister damit der wohl härteste Teamkollege seiner Karriere gegenüberstehen. Doch auch zu diesen Spekulationen wollte sich Schumacher bislang nicht äußern.
Konzentration auf 2006
Vielmehr konzentriert sich der Deutsche auf dieses Jahr. Denn auch wenn Ferrari keinen allzu überragenden Start in die Saison hatte und Schumacher in der WM-Wertung bereits deutlich zurückliegt, gibt er die Saison 2006 noch nicht auf: "Die Weltmeisterschaft ist noch nicht verloren. Wir brauchen vielleicht manchmal etwas Glück, aber ich hoffe, dass wir unsere Ration an Pech bereits hinter uns haben", erklärte Schumacher kämpferisch. Die Weiterentwicklungen, die man seit den Übersee-Rennen erzielt hat, stimmen den Rekordweltmeister also zuversichtlich, bald wieder an der Spitze kämpfen und noch in den WM-Kampf eingreifen zu können.
Dennoch stellt der Ferrari-Pilot klar, dass jeder weitere Titel lediglich ein Bonus für ihn sei: "Ich habe immer gesagt, dass die erste Weltmeisterschaft großartig war, und dass alles, was danach gekommen ist, ein Bonus war. Und daher wird auch die Nächste ein Bonus sein", ordnet Schumacher abschließend einen möglichen achten Triumph ein, den er dennoch liebend gerne einfahren würde.

