Byrne geht Ende 2006 - Ferrari vor dem Zerfall?

Chefdesigner Rory Byrne hat angekündigt, dass er Ferrari in zwei Jahren verlassen will - Nachfolger Costa schon in den Startlöchern

(Motorsport-Total.com) - Der Erfolg, den Michael Schumacher derzeit bei Ferrari erntet, ist kein Zufallsprodukt: Als er Ende 1995 von Benetton gekommen ist, hat er um sich ein schlagkräftiges Team formiert, welches seither mehr oder weniger stabil geblieben ist. Viele glauben, dass Ferrari zerfallen wird, sobald diese Mannschaft bröckelt - und langsam stellen sich erste Anzeichen dafür ein.

Titel-Bild zur News: Rory Byrne

Rory Byrne hat genug: Ende 2006 wird er sich aus der Formel 1 zurückziehen

Das ursprüngliche "Dream-Team" aus Maranello besteht neben Michael Schumacher primär aus Teamchef Jean Todt, dem Technischen Direktor Ross Brawn, Chefdesigner Rory Byrne und Motorenbauer Paolo Martinelli. Diese vier Funktionäre haben um sich herum eine dynamische Truppe aufgebaut und stets darauf geachtet, auch für die Zukunft vorzusorgen - schließlich soll es nicht Ferraris Untergang sein, wenn Todt, Brawn und Co. einmal in die Jahre kommen.#w1#

Byrne verlässt als Erster das "Dream-Team"

Bis Ende 2006 laufen die Verträge sämtlicher Schlüsselfiguren in Maranello, doch zumindest Byrne hat nun angekündigt, dass er sich nicht vorstellen kann, darüber hinaus an Bord zu bleiben. Der Südafrikaner will sich wieder mit seiner thailändischen Frau in deren Heimat niederlassen und sich dort seiner Tauchschule widmen, die er Mitte der 90er-Jahre aufgebaut hat, ehe ihn Ferrari auf Schumachers Wunsch doch noch zu einem Comeback überreden konnte.

"Zwei weitere Jahre" wird Byrne noch seinen Vertrag erfüllen, dann ist aber Schluss, bestätigte er gegenüber 'Autosport'. Schon das Fahrzeug für kommende Saison trägt nicht mehr seine Handschrift, sondern jene von Aldo Costa, den er als seinen Nachfolger aufbaut: "Ich vertraue ihm sehr. Wenn die Zeit für meinen Rücktritt gekommen ist, wird er für das gesamte System verantwortlich sein. Er übernimmt viele meiner Verantwortlichkeiten, während ich alles beaufsichtige."

Die nächsten beiden Jahre sollen also einen Übergangsprozess darstellen, in dem Byrne schrittweise mehr und mehr Aufgaben an Costa abgibt und sich schlussendlich komplett aus der Formel 1 in die Rente verabschiedet - mit seinen dann 62 Jahren ja durchaus nicht ungewöhnlich. Diese Methode zur Abfederung wendet Ferrari aber auch in anderen Bereichen an, schließlich sind Todt (58) und Brawn (50) auch nicht mehr das, was man als Youngsters bezeichnen kann.

Wird Brawn Teamchef, wenn Todt aufrückt?

Brawn hat zwar gewiss noch einige Jahre in Maranello vor sich, doch die wird er vermutlich als Teamchef verbringen, sobald sich Todt - neuerdings frisch verliebt in eine malaysische Schauspielerin - zurückzieht. Technischer Direktor könnte dann Luca Baldisseri werden, dem schon seit mehreren Jahren immer mehr Verantwortung übertragen wird. Baldisseri ist erst 42 Jahre alt, Italiener und damit ein Mann, auf den Ferrari künftig zählen kann.

Auch Präsident Luca di Montezemolo wird immer weniger Zeit für das Formel-1-Projekt haben, schließlich hat er nach dem Tod von Umberto Agnelli dessen Erbe als Chef des Fiat-Konzerns angetreten. Der Plan ist, dass Todt das Tagesgeschäft in der Ferrari/Maserati-Gruppe übernimmt und Montezemolo die Formel 1 nur noch am Rande beobachtet. In jedem Fall stehen dem Traditionsteam in den nächsten Jahren aber große Veränderungen bevor.