Button und die Wirren der Formel 1
Die Vorsicht regiert beim Honda-Piloten auch nach dem ersten Sieg: Man dürfe im nächsten Jahr nicht erneut hinter die Gegner zurückfallen
(Motorsport-Total.com) - Die Formel 1 ist eine Wissenschaft, doch oftmals stellen sich Entscheidungen, die man als klug und weitsichtig ansah, als völlig falsch heraus. Schon viele tappten in solche Fallen und oftmals müssen die Fahrer dieser Teams viel Prügel einstecken, vor allem dann, wenn sie im Vorfeld laut polternd von kommenden Erfolgen sprachen.

© xpb.cc
Jenson Button warnt sein Team vor einem verfrühten Optimismus
So hoffte Jenson Button nach dem guten Jahr 2004 auf eine weitere Trendverbesserung, musste im Vorjahr aber bald einsehen, dass man gehen die Top-Teams der Formel 1 chancenlos war. "Wir hatten erwartet, dass wir auf dem aufbauen würden, was wir 2004 erreicht haben - aber das schafften wir nicht", erklärte er im 'Guardian'. "Wir haben die falsche Richtung eingeschlagen, genau wie Ferrari. Renault und McLaren aber stürmten nach vorn."#w1#
Fortlaufende Enttäuschungen
Für 2006 korrigierte man das Bild wieder, dennoch wurden die eigenen Erwartungen erneut bitter enttäuscht. "Wir dachten, wir hätten ein starkes Auto. Aber Renault, McLaren und Ferrari entfernten sich von uns weiter. Wir dachten schon, dass es in diesem Jahr wieder nicht mit dem Sieg klappen würde. Zumindest dachte ich persönlich das."
Bei Honda begann nun das große Durcheinander. Die Medien, allen voran die britischen, übten massive Kritik, auch aus Japan signalisierte Honda keine ewige Geduld mit dem eigenen Formel-1-Team. "Ich konnte einfach nicht verstehen, warum wir in dieser Position waren", zeigte sich auch Button überrascht. "Wir begannen die Saison mit einem sehr guten Auto, kamen aber nicht weiter voran."
Die Weiterentwicklung stockte, die Kritik nahm zu. Zu Saisonhalbzeit dann der Schlag: Honda strukturierte die Technikabteilung neu, Geoff Willis musste als Technischer Direktor die Koffer packen. Die gewählten Mittel sorgten für nur noch mehr Kritik in der Presse. Doch nur kurze Zeit später der Befreiungsschlag. Bei Testfahrten in Jerez vor dem Deutschland-Grand-Prix zeigten Neuentwicklungen die gewünschte Wirkung.
Nur keine Euphorie
"Bis dahin bremste man eine Kurve an und man war sich nie sicher, was das Heck machen würde", erklärte Button. "Auf einer welligen Oberfläche bekam man manchmal Untersteuern, manchmal blockierten auch die Hinterräder, was ein Übersteuern brachte. Nun kann man eine Kurve anbremsen und alles ist ruhiger. Wenn man dieses Vertrauen in das Auto hat, dann kann man auch stärker angreifen. Es ist also nicht nur das Auto, das schneller ist, auch das Vertrauen bringt einen weiter."
In Hockenheim war mit Rang vier schon eine Verbesserung zu erkennen, in Ungarn folgte bekanntermaßen der Sieg. Doch an eine Wiederholung in dieser Saison möchte Button gar nicht denken. "Wir sind momentan nicht so stark wie McLaren und Ferrari", so Button, der den Ungarn-Sieg dennoch nicht klein reden möchte. "Es ist schön, mit einem Auto zu gewinnen, das nicht das beste ist. Es war kein einfacher Sieg, aber wir haben zur richtigen Zeit die richtigen Entscheidungen getroffen."
Wieder einmal legt der Engländer all seine Hoffnungen auf die kommende Saison. "Es wäre nach all diesen Verbesserungen eine große Enttäuschung, wenn wir wieder mit leeren Händen dastehen würden", erklärte er. "Wenn es gegen Saisonende gut läuft, wie einige Podestplätze einfahren, dann sieht es für das nächste Jahr gut aus. Aber wir müssen im Winter wie verrückt arbeiten, damit das Auto schnell ist. Wir dürfen auch nicht zu schnell zufrieden sein und einfach weiterarbeiten. Wir wissen, was passieren kann."

