• 13.01.2008 11:37

  • von David Pergler

Button rechnet sich Vorteile aus

Durch den Wegfall der Traktionskontrolle möchte Jenson Button seine Erfahrung ausspielen und erkennt die Erfolge von Lewis Hamilton an

(Motorsport-Total.com) - Mit der Ankunft von Ross Brawn hat Jenson Button frischen Mut getankt und möchte das wohl schlechteste Jahr seiner Karriere so schnell wie möglich hinter sich lassen. Doch woran lag es, dass der "rollende Globus" mit der Bezeichnung RA107 so langsam war? "Das Problem bestand darin, dass die Aerodynamik sehr seltsam funktioniert hat", erklärt Button auf 'autosport.com'.

Titel-Bild zur News: Jenson Button

Jenson Button hat schon früh Grand Prix ohne Traktionskontrolle bestritten

"Auf einer Geraden hatten wir viel Anpressdruck und waren dadurch langsamer als die Top-Autos. Als wir in die Kurve einfuhren und auf die Bremse traten, verschwand all die Downforce wieder, wir hatten also keinen Anpressdruck in den Kurven mehr. Es hat genau gegenteilig funktioniert, als wie wir es gebraucht hätten", schildert Button, wie die Aerodynamik des Honda immer den gegenteiligen Effekt erzielte, den sie hätte erzielen sollen.#w1#

Der 27-Jährige ist einer der wenigen Fahrer, welche aus der Generation stammen, die das Fahrgefühl eines F1-Boliden ohne Traktionskontrolle noch kennen. Als Button im Jahr 2000 bei Williams sein Debüt gab, existierten all die modernen elektronischen Fahrhilfen noch nicht, sie waren damals noch verboten. Aufgrund dessen, dass er seine ersten Schritte in der Königklasse auf sensiblen Gasfüßen absolvieren musste, rechnet sich der Ungarn-Sieger von 2006 einige Vorteile aus.

Button hat einen "weichen Gasfuß"

"Mit Hilfe der Traktionskontrolle behandeln manche Leute das Gaspedal wie einen Schalter." Jenson Button

"Mit Hilfe der Traktionskontrolle behandeln manche Leute das Gaspedal wie einen Schalter, Vollgas. Die Traktionskontrolle soll das dann regeln. Aber das war nie so mein Ding. Einige Fahrer machen das auf diese Weise, aber ich betätige das Gas wesentlich sanfter", betont Button. Doch dieser Vorteil wird wohl nur von kurzer Dauer sein, das weiß niemand besser, als der Honda-Pilot selbst.

"Das wird mir bei den Tests Vorteile verschaffen, aber so wie das erste Rennen beginnt, wird jeder F1-Pilot erfahren genug sein, um damit zurecht zu kommen und das werden in Melbourne alle sein. Es ist nicht nur unser rechter Fuß, der uns helfen wird, das Gas richtig zu dosieren, sondern auch der Motor, das Leistungsband, all das wird wesentlich sanfter sein. Es gibt also noch viel Zeug, mit dem wir zu arbeiten haben, obwohl wir keine Traktionskontrolle mehr haben", erläutert Button.

Einen modernen F1-Boliden ohne Schlupfregelung zu fahren, war aber ein Abenteuer für sich: "Als ich zum ersten Mal ein Auto ohne Traktionskontrolle gefahren bin, war das sehr seltsamen, weil der Motor darauf ausgelegt war, eine Traktionskontrolle zu haben. Man musste als Fahrer nicht sanft sein, weil es nicht dafür konzipiert wurde, dass der Fahrer sensibel fährt. Als wir die Elektronik das erste Mal entfernt haben, war es unkontrollierbar."

"Die Leistung entfaltete sich so brachial, wir mussten also erst die Motorsteuerung verstellen, um die Power sanfter zur Entfaltung kommen zu lassen. Ich denke, auf diesem Gebiet sehen wir sehr gut aus, wir sind auf dem richtigen Weg", schildert Button, wie den Ingenieuren dennoch neue Tricks und Kniffe einfallen, um den Piloten das Fehlen der Traktionskontrolle so angenehm wie möglich zu machen.

Button respektiert Alonso nach wie vor

Großbritannien hat mit Lewis Hamilton einen neuen Superstar, der Button von der Rolle des Lieblingsfahrers der Nation verdrängt hat. Der 27-Jährige hat aber kein Problem damit, die Erfolge seines Landsmannes anzuerkennen: "Es ist immer schwierig, andere Fahrer zu kommentieren. Aber man muss sagen, dass Lewis einen großartigen Job erledigt hat."

"Er kam daher und hat in seinem ersten Jahr beinahe die Weltmeisterschaft gewonnen", fährt der Honda-Pilot fort. "Er hätte sie wirklich gewinnen sollen. Sein Auto war konkurrenzfähig und gab ihm die Möglichkeit, Rennen zu gewinnen. Trotzdem musste er seinen Teil dazu beitragen und die Ziellinie als Erster überqueren. Er hat seine Sache toll gemacht und ich denke nicht, dass Alonso das erwartet hat."

"Das Team passte wohl besser zu Hamilton, als zu Alonso." Jenson Button

Auch der "Krieg der Sterne" ist an Button nicht vorbei gegangen: "Das Team passte wohl besser zu Hamilton, als zu Alonso. Manchmal, wenn Fernando unter Druck war, hat er nicht die Leistung abgeliefert, die wir von ihm erwartet hätten. Ich denke, es ist das Beste für ihn, dass er zu Renault zurückgekehrt ist. Auch wenn es hart ist, muss man es schaffen. Man hat nicht sehr oft die Chance, die Weltmeisterschaft zu gewinnen. Obwohl, vielleicht hat er dies aber, daher kann er auswählen, was er machen möchte."

Den geflohenen Ex-Champion aus Spanien hat Button aber nach wie vor auf der Rechnung: "Für mich ist er nach wie vor ein großartiger Fahrer und ein Doppelweltmeister. Er hat Michael Schumacher zwei mal geschlagen und da war Fernando in Bestform. Vergangenes Jahr war er das nicht. Vielleicht sehen wir 2008 den Weltmeister Fernando."