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Button & Perez verteidigen Team gegen Hamilton-Verbalattacke
Nach Lewis Hamiltons Verbalattacke stellen sich die McLaren-Stars schützend vor ihr Team: Warum man zwar mehr PR-Termine hat, dafür aber die Gegenleistung passt
(Motorsport-Total.com) - Kühl, pedantisch, perfektionistisch - und nicht gerade menschenfreundlich. So wurde der McLaren-Rennstall unter der Regentschaft von Langzeit-Teamchef Ron Dennis von vielen wahrgenommen. David Coulthard meinte einmal sogar, er hätte für Interviews ein Textbuch auswendig lernen müssen, um die Sprachregelung von McLaren zu übernehmen. Doch seit Martin Whitmarsh Ende des vergangenen Jahrzehnts das Zepter in Woking übernommen hat, macht sich dort eine Aufbruchsstimmung breit.

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Jenson Button und Sergio Perez stellen sich schützend vor ihr Team Zoom
Journalisten haben plötzlich Zutritt zur Hospitality, das Team geht in der Öffentlichkeitsarbeit und beim Marketing neue, innovative Wege und gibt sich nicht mehr so steif und zugeknöpft wie einst. Weht nun ein anderen Wind durch das McLaren Technology Center? Schwer zu sagen, denn nun legt Ex-McLaren-Pilot Lewis Hamilton seinen Finger in eine Wunde, deren Heilungsprozess bereits fast abgeschlossen schien.
Hamiltons Vorwürfe
"Ich komme von einem Ort, wo sehr viel kontrolliert wurde", schießt er gegenüber der 'Daily Mail' gegen McLaren. "Es war ein kontrolliertes Umfeld, wo man tun und sagen musste, was einem angeschafft wurde." Bei seinem neuen Team müsse man sich hingegen nur "an seine Werte halten, muss respektvoll und höflich sein, aber man kann immer noch so sein, wie man sein möchte." Er können bei Mercedes mehr "ich selbst sein" als in der Vergangenheit. Zudem müsse er nicht mehr an so vielen Sponsorenterminen wie in der Vergangenheit teilnehmen, habe jetzt mehr Freiheiten.
Beim Saisonauftakt in Melbourne macht der 28-Jährige einen dementsprechend entspannten Eindruck: "Ich konnte einfach etwas mehr Zeit zu Hause verbringen, habe trainiert und Zeit mit Familie und Freunden verbracht. Das war sehr gut." Starker Tobak, den Hamilton da auf sein Ex-Team McLaren loslässt.
Perez gibt zu: McLaren ist "streng"

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McLaren-Einfluss? Sergio Perez im neuen Kurzhaar-Look Zoom
Doch was sagen die aktuellen McLaren-Piloten, Jenson Button und Sergio Perez, dazu? Vor allem die Meinung des Mexikaners ist interessant, schließlich fuhr er vor wenigen Monaten noch für das kleine Schweizer Sauber-Team, das für seine familiäre Atmosphäre bekannt ist. Auffällig ist, dass der Youngster, der im Vorjahr noch längeres Haar trug, in Melbourne plötzlich mit Kurzhaar-Frisur aufkreuzte. Erinnerungen an Fernando Alonso werden wach, der sich rechtzeitig zum Dienstbeginn bei McLaren 2007 ebenfalls seiner Haarpracht entledigte, bei McLaren aber nie glücklich wurde und sich 2008 trotz Vertrags entnervt zu Renault rettete.
Perez dementiert nun, dass bei McLaren deutlich strengere Regeln gelten als bei anderen Teams: "Die Leute glauben, dass hier alles ganz streng und unterkühlt ist, aber es handelt sich um ein großartiges Team, um eine großartige Familie. Ich bin sehr glücklich, Teil dieser Familie zu sein." Natürlich sei das Team "streng", gibt er zu. "Es gibt ein paar Regeln, aber das gilt auch für alle anderen Teams."
Buttons Brandrede für McLaren
Während Perez relativ nüchtern bleibt, platzt Button beinahe der Kragen, als er von Hamiltons Anschuldigungen hört. Der Teamleader reagiert mit einer Brandrede für sein Team: "Die Freiheiten, die man in diesem Team hat, sind phänomenal. Es überrascht mich sehr, das zu hören." Der Routinier kennt ein anderes McLaren-Team: "Ich habe so viel gelesen, so viele Gerüchte - nicht durch Lewis, aber was in den Medien stand -, wie dieses Team angeblich ist. Das ist so weit von der Wahrheit entfernt. Das Team ist so offen und freundlich - es würde alles für einen tun."
Er gibt aber zu, dass auch er sich anfangs umgewöhnen musste, als er nach den Jahren in Brackley die Herausforderung suchte und zu McLaren stieß. "Als ich hierher kam, da war es für mich ein Schock - das muss ich wirklich sagen. Alles war so viel stressiger. Der erste Gedanke war: Wow, ist das wahr?" Worauf Button anspielt: McLaren wird nicht von einem großen Automobil-Hersteller finanziert, stattdessen muss man die Geldgeber ständig bei Laune halten. Und McLaren hat diesbezüglich eine Tradition: Die Truppe war die erste, die seine Sponsoren als gleichwertige Partner bezeichnete und diese besonders intensiv betreut.
Warum die Fahrer bei McLaren mehr eingespannt sind
Das bekommen auch die Fahrer zu spüren. "Ich denke, dass man in diesem Team arbeiten muss - vielleicht muss man härter arbeiten als bei anderen Teams, wenn es um Sponsorentermine geht", bestätigt Button. "Wir brauchen Sponsoren, um in diesem Sport zu existieren. Das muss man verstehen, wenn man in diesem Team ist. Man realisiert aber, dass das Teil des Jobs und die Basis für die Erfolge ist."
Er sieht die Arbeit mit den Sponsoren nicht als lästige Pflichtübung, sondern als elementarer Teil seines Jobs als Rennfahrer: "Es geht nicht darum, nur mit den Sponsoren zu arbeiten. Man muss sicherstellen, dass man großartige Arbeit für die Sponsoren leistet, denn man will sie binden und mit ihnen vorwärts kommen."
McLaren-Fahrer: Vorteile überwiegen
Zumal er dadurch auch in den Genuss der Vorzüge kommt, die ihm laut eigenen Angaben kein anderes Team bieten kann: "Was man hier als Fahrer verändern kann, wie man auf die Entwicklung einwirken kann, das ist wirklich toll. Man hat hier so viel Freiraum und bekommt so viel Hilfe, wenn man sie braucht - egal, was dein Problem ist."
Auch Perez fällt auf, dass er nun bei McLaren "deutlich mehr zu tun" hat. Doch auch er verweist auf die Vorteile, die er in Woking genießt: "Die Motivation ändert sich, sobald man erkennt, dass man um Siege und Titel kämpfen kann. Als Fahrer kümmert es einen nicht, wenn man mehr arbeiten muss, solange man in einem konkurrenzfähigen Team ist - dann ist es das wert."

