• 15.03.2008 13:18

  • von Fabian Hust

Button muss wieder langfristig denken

Auch dieses Jahr hat Honda kein Sieger-Auto, weswegen Jenson Button schon jetzt in Richtung 2009 blickt, ohne die Saison jedoch komplett abzuschreiben

(Motorsport-Total.com) - Nach den Wintertestfahrten reiste das Honda-Team wenig optimistisch oder zumindest mit einem großen Fragezeichen hinter der Position in der Hackordnung nach Melbourne.

Titel-Bild zur News: Jenson Button

Button muss einmal mehr anerkennen, dass er kein siegfähiges Material hat

Ein Blick auf die Statistik zeigte im Vorfeld, dass lediglich das damals massiv finanziell angeschlagene Super Aguri F1 Team bei den Testfahrten langsamer gewesen war als die Japaner. Ein Blick auf die durchschnittliche Position der Honda-Fahrer bei den Wintertestfahrten seit dem 1. Februar zeigt einen Durchschnitt von Platz 14,35 - so schlecht war kein anderes Team.

Umso überraschender war die Tatsache, dass es beide Honda-Fahrer in der Qualifikation zum ersten Saisonrennen in den zweiten Durchgang schaffen. Am Ende führte Rubens Barrichello diese Gruppe als Elfter mit einer Zeit von 1:26.173 Minuten sogar an. Jenson Button wird das Rennen von zwei Plätzen weiter hinten aufnehmen, er war um rund eine Zehntelsekunde langsamer.#w1#

Honda überraschte sich selbst

"Ich denke, dass alle von unserem Speed hier etwas überrascht waren, wenn man sich die Tests vor der Saison anschaut", erklärte Button gegenüber 'ITV'. "Dabei habe ich sogar meine Runde vermasselt, ich hatte zwei wirklich große Fehler drin", so der Brite, der davon ausgeht, dass er es ohne diese Schnitzer sogar in die Top 10 geschafft hätte. In Kurve neun kam Button etwas zu weit nach außen, in der letzten Kurve rutschte er sogar in das Gras - rund vier Zehntel kosteten ihn die beiden Vorkommnisse eigener Einschätzung zufolge.

"Ich persönlich bin enttäuscht, bin für das Team aber glücklich", so Button, der Dank der Strafversetzung von Glock vom zwölften Platz aus ins Rennen gehen wird. "Da vorne geht es so eng zu. Von mir aus ist der achte Rang nur zwei Zehntelsekunden entfernt, jeder Fehler wirft dich zurück. Für den Sport ist das großartig, wenn im Mittelfeld die Teams so eng beieinander liegen. Dumme Fehler darfst du dir da aber nicht erlauben."

Kein Schuss in den Ofen

Das neue Aerodynamik-Paket, das laut Button "kaum getestet wurde", funktioniert also gut und stellt für das Team eine gute Basis dar: "Wir werden uns im Verlauf der kommenden paar Rennen verbessern. In Barcelona kommt ein weiterer Schritt und in drei oder vier Rennen der nächste. Wenn wir uns auf dieser Basis verbessern können, dann werde ich sehr glücklich sein."

Im vergangenen Jahr traten die Japaner mehr oder weniger auf der Stelle, weil neue Teile aus dem Windkanal "nie am Auto funktionierten". Dieses Jahr ist das anders: "In Jerez machten die Teile exakt das, was uns der Windkanal versprach."

Der Wurm ist kleiner

Vergangenes Jahr hatte man einen derart hartnäckigen Wurm im Auto, dass sich das Team frühzeitig auf die kommende Saison konzentrierte. Neuzugang Ross Brawn will dies zusammen mit seinem Team auch dieses Jahr wieder tun. Das aktuelle Auto wird nach Einschätzung des Teams nie gut genug sein, um McLaren-Mercedes und Ferrari herauszufordern. Also muss man sich frühzeitig auf das nächstjährige Modell konzentrieren.

Dennoch hat Button die Saison nicht abgeschrieben: "2009 ist natürlich das Jahr, auf das wir alle gespannt warten, denn dann sind wir mit den neuen Regeln alle gezwungen, von Null anzufangen. Aber wir müssen weiter arbeiten, es gibt noch viele Dinge, die wir innerhalb des Teams verbessern können. Wir wollen noch ein paar gute Rennen fahren", so der 28-Jährige gegenüber 'Sporting Life'.

Punkte? Nur mit Glück. Podium? Keine Chance.

"Wir werden nicht auf das Podium kommen, das ist ziemlich hart, aber solange wir während der Saison ein paar Fortschritte erzielen und ein paar Punkte holen, werde ich glücklich sein. Wenn wir hier hinter den Toro Rosso ins Ziel kommen, in zwei Rennen vor ihnen landen und uns dann die Williams oder Red Bull vorknöpfen, dann würde mir das wirklich einen Kick bescheren. Das nehmen wir uns vor."

Auch nach dem Qualifying weiß Button noch nicht "wo wir stehen", wie er gegenüber 'autosport.com' zugibt. "Wir müssen also mal abwarten. Die Top 10 scheinen mit schweren Autos unterwegs zu sein, wenn man die Zeiten mit Q3 vergleicht. Nun müssen wir überlegen, ob wir uns dieser Strategie anschließen oder nicht."

Keine Angst vor dem Start

Über die Starts, die dieses Jahr durch den Wegfall der Traktionskontrolle anspruchsvoller sind, macht sich Button keine Sorgen: "Solange keiner vor mir stehen bleibt. Mit unseren Starts bin ich zufrieden, ich freue mich darauf ebenso wie auf das Rennen. Warten wir mal ab, ob angesichts der Hitze der eine oder andere darunter zu leiden hat, dass es nun keine Traktionskontrolle mehr gibt."

An Punkte glaubt der Rennfahrer aus Frome unterdessen "noch nicht" - zumindest rein auf Basis der Leistung des Teams beurteilt: "Ich bin mir sicher, dass einige Probleme mit der Zuverlässigkeit haben werden, denn es ist das erste Rennen mit den neuen Getrieben."

Vielleicht nur ein Glückstreffer zum Saisonstart

Auch wenn sich das Auto "gut anfühlt", zeigt sich Button skeptisch, dass es in den kommenden Qualifikationen genauso laufen wird: "Das war die erste Qualifikation des Jahres, da geht immer einiges vor sich. Ich denke, dass wir mit dem neuen Paket feststellen werden, dass wir nicht zu den Top-10-Autos gehören."

Button sieht den Einfluss von Ross Brawn auf das aktuelle Auto bei gleich Null: "Es sind eher die Leute in der Fabrik und die Teamumgebung, die viel besser ist. Aber er leistet natürlich großartige Arbeit und es ist großartig, ihn an Bord zu haben. Ich denke, dass er glücklich über das ist, was bisher passiert ist. Es gibt Dinge, die verändert werden müssen, und ich bin mir sicher, dass sie so schnell wie möglich geändert werden."