Button gibt Einblicke: "Ich kann ein Arsch sein"

Jenson Button verrät, dass der Ruf vom "Everybody's Darling" nicht stimmt, spricht über seine dunklen Momente und über seine "Lebensversicherung"

(Motorsport-Total.com) - Jenson Button gilt in der Formel 1 als "Everybody's Darling". Doch das war nicht immer so. Als der Brite nach anfänglichen Erfolgen bei Williams zu Renault wechselte, eckte der Youngster bei Teamchef Flavio Briatore an, als er seine Jacht im Hafen von Monaco neben dem etwas kleineren Schiff des Playboys parkte. Es geht das Gerücht um, dass dieses Ereignis zu seinem Renault-Aus beigetragen hatte.

Titel-Bild zur News: Jenson Button und John Button und Jessica Michibata

Der Brite hatte bereits den Ruf, ein ewiges Talent zu sein, dem es an der nötigen Disziplin fehlt und dem die frühen Erfolge zu Kopf gestiegen waren, doch nachdem seine Karriere bei Honda bereits vor dem Aus war, lernte die Formel 1 den "neuen" Button kennen. Heute ist er ein Musterbeispiel an Fitness, Disziplin und Gelassenheit. Wenn es darum geht, einen kühlen Kopf zu bewahren, dann ist der Weltmeister 2009 meist da.

Doch Button gibt zu, dass der Eindruck, den der Großteil des Formel-1-Fahrerlagers von ihm hat, nicht immer zutrifft. "Wir alle haben Tage, wo wir gestresst sind, selbst in guten Zeiten", stellt er gegenüber 'Sportling Life' klar. "Ich schätze, das ist menschlich. Bei mir gibt es definitiv Tage, wo ich ein Arsch bin - eine Seite meines Charakters, die ich euch nicht zeige. Das halte ich geheim, denn wenn es um mein Privatleben geht, dann gebe ich nicht viel preis."

Buttons perfektes Umfeld

Bei der Frage nach der Ursache, warum er heute einen gefestigteren Eindruck macht als früher, verweist Button stets auf sein Umfeld: Vater John Button, der "beste Manager der Welt" Richard Goddard, Freundin Jessica Michibata und Trainer Mikey Collier begleiten ihn zu allen Rennen - dazu kommen seine engen Freunde Richie Williams und Chrissy Buncombe, die oft dabei sind.

Sie alle sorgen dafür, dass der Brite am Boden bleibt: "Wenn ich mir einmal einen Fehltritt erlaube - und ich bin sicher, dass das hie und da passiert, vielleicht hebe ich manchmal ein bisschen ab -, dann holen sie mich wieder herunter. Meine Freundin sagt etwas, vielleicht Mikey. Und mein Manager wird auf jeden Fall etwas sagen - er ist sehr direkt."

Schlüsselerlebnis Kanada 2005

Und auch seine Freunde haben eine äußerst positive Wirkung auf ihn, auch wenn er ihr Verhalten schon einmal als Provokation auffasste. "Ich erinnere mich an Montreal 2005, wo ich die Pole holte, aber an dritter Stelle crashte", blickt Button auf ein bitteres Rennen zurück. "Als ich ins Fahrerlager zurückkehrte, trank einer meiner Freunde - Richie - ein Bier, was mich wirklich ärgerte. Ich sagte zu ihm: 'Du kommst nie mehr mit. Hast du nicht gesehen, was passiert ist?' Und er antwortete: 'Nun ja, ich bin nicht schuld, du hast Mist gebaut!'".

gIm Nachhinein wurde Button bewusst, dass er froh sein muss, nicht von Ja-Sagern umgeben zu sein: "Wir sind alle auf dem gleichen Niveau - wir sprechen auf die gleiche Art miteinander und ziehen einander auf. Wenn alles passt, dann sagen sie mir das, und wenn es schlecht läuft, dann trösten sie mich, aber sie lassen mich trotzdem wissen, dass ich bessere Arbeit hätte leisten können."

Jenson Button vor Michael Schumacher

Button konnte sich in Montreal 2005 nur in der Aufwärmrunde an der Spitze halten Zoom

Button bestreitet seine Gelassenheit

Der McLaren-Pilot gibt auch zu, dass ihm Niederlagen nahe gehen, und wundert sich, dass er dennoch stets einen gelassenen Eindruck macht: "Ich bin nicht so entspannt, wie die Leute glauben. Ich hasse die Tage, wenn ich keine gute Leistung bringe, aber ich liebe die Tage, wenn es gut läuft. Ich könnte nicht mittelmäßig durchs Leben gehen. Ich brauche die Höhepunkte und die Tiefpunkte - aber die Höhepunkte machen es der Mühe wert. Bei den Tiefpunkten muss man stark bleiben und versuchen, so positiv wie möglich zu denken."

Als Button 2010 nach seinem WM-Titel zu McLaren wechselte, orteten viele Experten ein Himmelfahrts-Kommando. Die ihm positiv gesinnten bewunderten immerhin den Mut, dass er sich der Herausforderung Lewis Hamilton stellt, der im Team seit langem verankert ist. Umso überraschender ist Buttons folgende Aussage: "Es gibt in jedem Sport zwei Arten von Menschen - die, die auf etwas zulaufen, und die anderen, die von etwas weglaufen. Ich weiß noch immer nicht, wo ich hingehöre."