• 10.03.2009 09:54

  • von Britta Weddige

Button: Für ihn selbst gab es keinen Plan B

Jenson Buttons Geduld hat sich ausgezahlt: Nach einem Winter voller Sorgen un Zweifel sitzt er endlich wieder im Auto - "Fühle mich wieder wie ein Kind"

(Motorsport-Total.com) - Für die meisten Piloten sind die Tage in Barcelona "nur" weitere Testfahrten zur Saisonvorbereitung 2009. Doch für zwei Fahrer ist Barcelona gleichbedeutend mit großer Erleichterung - mit einem Comeback nach Monaten zwischen Hoffen und Bangen. Jenson Button und Rubens Barrichello mussten bisher aus der Ferne verfolgen, wie ihre Kollegen ihren Arbeitsalltag absolvierten, und wussten dabei selbst nicht, ob sie je wieder in einem Formel-1-Cockpit sitzen würden. Doch jetzt ist ihr Team gerettet: Button konnte mit dem BGP001 einen eindrucksvollen ersten Testtag hinlegen.

Titel-Bild zur News: Jenson Button, Barcelona, Circuit de Catalunya

Jenson Button strahlt wieder: Gemeinsam mit dem Team hat er eine Zukunft

"Es war ein ziemlich aufreibender Winter, nicht nur für mich, sondern für das ganze Team - und für mich waren es fünf Monate, in denen ich nicht fahren konnte", sagte Button am Rande der Testfahrten in Barcelona. "Der Shakedown am Freitag war richtig schön, als der Großteil des Teams dabei war und uns zugeschaut hat, wie wir ein paar Runden gefahren sind. Das war ein sehr emotionaler Tag - rauszugehen und vor der Fabrik ein paar Runden zu fahren. Sie haben unter schwierigsten Bedingungen sehr hart gearbeitet, um das Auto für diese Saison zu bauen. Deshalb muss ich allen sehr danken. Ich denke, das hat uns alle noch mehr zusammengeschweißt."#w1#

Button suchte den ganzen Winter über den Kontakt zum Team. Gleich nachdem er vom Honda-Rückzug erfahren hatte, fuhr er zur Fabrik: "Ich war emotional recht aufgewühlt, als ich reinkam", blickte er zurück. "Ich dachte, dass wir vielleicht 2009 nicht fahren werden, aber sie haben alle die gleiche Arbeit gemacht wie immer. Ich habe in den verschiedenen Abteilungen Reden gehalten und war dabei recht emotional. Und die ganzen Jungs haben mich angeschaut und gedacht 'was ist das Problem? Wir arbeiten uns immer noch den Arsch auf, mach dir darum keine Sorgen'. Sie haben die Köpfe nicht hängen lassen. Und das Paket, das wir hier haben, ist der Beweis dafür."

"Ich wusste, dass dieses Team es schaffen kann." Jenson Button

Dieser Teamgeist hat auch Button geholfen, in den vergangenen Monaten nie die Zuversicht zu verlieren. "Es war toll, das Team so zu sehen, denn sie haben gezeigt, dass sie immer noch konzentriert waren und einen tollen Job gemacht haben. Sie haben mir eigentlich mehr geholfen als ich ihnen." Doch auch er habe seiner Mannschaft gezeigt, dass er voll und ganz zum Team steht und dort auch bleiben möchte: "Ich bin nicht zu einem anderen Team gegangen oder habe versucht, etwas anderes zu finden, denn ich wusste, dass dieses Team es schaffen kann. Da ist etwas sehr Gutes entstanden und das war schon im November so."

Damit hat Button hoch gepokert - schließlich hätte seine Zuversicht, was die Zukunft des Teams angeht, auch enttäuscht werden können. Er gab zu: Einen Plan B gab es nicht: "Nicht im Rennsport! Ich wollte 2009 in diesem Team bleiben und deshalb habe ich andere Möglichkeiten abgelehnt. Das ist mit Sicherheit die beste Wahl für mich."


Fotos: Jenson Button, Testfahrten in Barcelona


Natürlich habe es im Winter Momente gegeben, in denen ihm bewusst wurde, wie riskant es ist, keine Alternativen zu suchen. "In gewisser Weise war das aufregend", so Button. "Das gab einen richtigen Adrenalinschub. Es war hart, aber ich war den ganzen Winter über mit dem Team in Kontakt. Wir haben pausenlos telefoniert um zu sehen, wie sich die Dinge entwickeln. Natürlich kannten wir nicht alle Details, aber ich bin sehr glücklich mit dem, was nun herausgekommen ist." Manchmal habe er sich schon gefragt, ob er denn das Richtige mache, räumte der Brite ein, "aber ich wusste, dass sie ein Auto gebaut haben, das konkurrenzfähig sein wird. Und ich wollte in diesem Auto sitzen. Mit den anderen Optionen wäre ich nicht so konkurrenzfähig gewesen und ich wollte es riskieren, bei Brawn GP zu bleiben."

"Wenn man nicht testet, dann denkt man viel über das Racing und über seine Zukunft nach." Jenson Button

Während er auf die erlösende Nachricht von der Rettung des Teams wartete, setzte auch Button seine Saisonvorbereitung intensiv vor. Er verbrachte viel Zeit im Simulator in Brackley, "das ist nicht das Tollste, aber notwendig". Dazu betrieb er viel Fitnesstraining "und einige andere Dinge haben mich auf Trab gehalten". Dennoch sei es ein schwieriger Winter gewesen, so Button: "Wenn man nicht testet, dann denkt man viel über das Racing und über seine Zukunft nach. Wenn du in einem Team bist und einen langfristigen Vertrag hast, machst du dir keine Sorgen um die Zukunft, denn du hast ein Cockpit, außer es läuft etwas dramatisch schief."

"Zu Hause zu sitzen und zu denken 'wow, das ist jetzt aber alles recht plötzlich zu Ende gegangen' und zu fürchten, dass ich 2009 nicht fahren würde, war sehr schwer", fuhr der Engländer fort. "Mit viel Fitnesstraining habe ich mich abgelenkt und hatte so zumindest eine Weile Spaß."

Die Erlösung kam am Freitag vor einer Woche: "Da wusste ich, dass wir zu 100 Prozent gesichert sind. Wir haben es am Tag vor dem Shakedown erfahren. Ross Brawn hat eine Rede gehalten und jedem in der Fabrik gesagt, dass wir in diesem Jahr fahren werden", so Button. "Es gab riesigen Jubel und Applaus. Alle Jungs hängen nach allem, was wir durchgemacht haben, auch emotional sehr am Team."

Jenson Button, Silverstone

Der Shakedown in Silverstone: Jenson Button endlich wieder im Auto Zoom

Die vergangenen Monate haben Button eines gelehrt: Jetzt ist er entschlossen, den Rest seiner Karriere über erst richtig alles zu geben. "Ich würde nicht sagen, dass in den vergangenen Jahren alles ein bisschen langweilig geworden ist, aber wenn so etwas passiert, ist das ein richtiges Aha-Erlebnis", erklärte er. "Man fängt noch einmal von vorn an. Ich fühle mich wieder wie ein Kind, wenn ich ins Auto steige. Es ist so aufregend. Es fühlt sich an wie 2000, aber jetzt habe ich neun Jahre Erfahrung. Das ist die beste Ausgangslage, ich bin hungrig auf Erfolg."

Doch in dieser Stimmungslage befindet nicht nur er sich, sondern das gesamte Team: "Vor allem, weil wir ein Auto haben, das richtig stark ist und anders als die beiden Autos davor. Wir fühlen uns alle wieder wie Kinder und das sieht man am Lächeln der Gesichter im Team. Die Stimmung ist klasse und wie ich sagte: Das alles hat uns noch mehr zusammengeschweißt. Es ist ein tolles Team."