• 15.04.2010 15:50

  • von Dieter Rencken

Button: "Es wird ein Auf und Ab geben"

Formel-1-Weltmeister Jenson Button über das Rennen in Malaysia, die Entwicklung bei McLaren, die Arbeit im Simulator und die Reifenfrage in Schanghai

(Motorsport-Total.com) - Jenson Button ist guter Dinge. Der Weltmeister von 2009 hat sich prima bei McLaren eingelebt und hatte auch vor dem vierten Rennen des Jahres seinen Spaß: Am Rande des China-Rennens war Button für verschiedene Sponsoren im Einsatz und wurde mit allerlei Geschenken bedacht, die ihm für den bevorstehenden Grand Prix Glück bringen sollen. Alleine darauf will sich der 30-Jährige aber nicht verlassen. In seiner Medienrunde erläutert Button, auf was es ihm in Schanghai 2010 ankommt.

Titel-Bild zur News: Jenson Button

Jenson Button ist sehr zufrieden damit, wie er sich bei McLaren eingelebt hat

Frage: "Jenson, dein Wochenende in Malaysia hat recht problematisch begonnen. Kannst du uns davon berichten, was da genau los war?"
Jenson Button: "Am Freitag hatten wir ein Problem am Heck des Autos. Wir sind nicht sofort auf eine Lösung gekommen und haben erst einmal zahlreiche Setupvarianten ausprobiert. Letztendlich stellte sich eben heraus, dass am Heck etwas nicht stimmte."#w1#

"Das haben wir am Samstag in den Griff bekommen. Dennoch war es schwierig, eine gute Balance zu finden. In diesem Zusammenhang war ich sehr zufrieden, wie das Rennen lief. Wir hatten eine etwas andere Strategie als die meisten Rivalen, wodurch die Schlussphase des Grand Prix' recht schwierig für mich war. Insgesamt bin ich recht zufrieden."

Frage: "Das Team hat viel darüber gesprochen, dass die Leistung in der Qualifikation verbessert werden muss. Werdet ihr an diesem Wochenende einige Entwicklungen dabei haben und könnt ihr damit näher an die Spitze heranrücken?"
Button: "Ich denke, wir waren schon in Malaysia näher an der Spitze dran als davor. Das Auto war dort deutlich besser. Wir hatten dort einige Kleinigkeiten am Start, die sich als Verbesserung erwiesen haben."

"Wir werden sehen, was geschieht. Mit dem Auto bin ich jedenfalls zufrieden." Jenson Button

"Hier sind es ebenfalls nur ein paar kleine Dinge, sodass sich eigentlich nicht allzu viel tun sollte. Wir werden sehen, was geschieht. Mit dem Auto bin ich jedenfalls zufrieden. Jedes Mal, wenn wir im Fahrzeug sitzen, können wir eine Verbesserung erzielen - einfach nur, indem wir am Setup arbeiten und verschiedene Einstellungen vornehmen."


Fotos: Jenson Button, Großer Preis von Malaysia


"Ich hoffe, dass wir den Red Bulls in der Qualifikation auf die Pelle rücken können. Unsere Geschwindigkeit im Rennen ist recht solide. In dieser Disziplin sind wir eigentlich so schnell wie Ferrari und Red Bull. Es liegt wohl wirklich nur an der Qualifikation. Dort müssen wir uns steigern. Wenn uns das gelingt, dann sollten wir auch ein gutes Rennen haben."

Der Simulator als Ersatz für Testfahrten?

Frage: "Dein Fahrzeug ist vor allem auf den Geraden sehr schnell. Siehst du das als Vorteil auf dieser Strecke, wo es hier doch eine unglaublich lange Gerade gibt? Könnt ihr im Rennen dadurch vielleicht noch einmal an Boden gutmachen?"
Button: "Dazu müssen wir erst einmal nahe genug herankommen. Es stimmt aber natürlich: Wir haben einen guten Topspeed. Das liegt zum einen daran, dass wir eine gute Effizienz haben, zum anderen daran, dass wir nicht so viel Abtrieb haben wie Red Bull."

"Zunächst gilt es, schon in der Qualifikation näher heranzurücken. " Jenson Button

"In Melbourne waren sie 14 km/h langsamer als wir - aber nicht, weil wir besonders effizient gewesen wären, sondern weil es uns an Abtrieb mangelt. In Schanghai wird es für uns darum gehen, in den Kurven in eine Position zu gelangen, aus der man eingangs der Gerade ein Überholmanöver starten kann. Zunächst allerdings gilt es, schon in der Qualifikation näher heranzurücken. Das ist der Schlüssel zum Erfolg."

Frage: "Du warst in der Zwischenzeit wieder im Simulator aktiv und verbringst dort zunehmend mehr Zeit. Wie ist das im Vergleich zu den Testfahrten im Winter?"
Button: "Wir haben früher viel mehr getestet als das, was wir nun im Simulator veranstalten. Im Simulator kannst du im Prinzip das Programm abspulen, das du auch auf der Teststrecke absolvieren würdest. Du brauchst zwischendurch aber auch eine Pause."

"Der Simulator ist auf einer beweglichen Plattform gelagert, also ähnlich wie ein Flugsimulator. Das schaukelt ganz schön, sodass man beinahe seekrank werden kann mit der Zeit. Nichtsdestotrotz ist diese Arbeit sehr wichtig. Viele Teams haben mittlerweile einen Simulator."

"Wir nutzen ihn möglichst oft - sofern es Sinn macht und es etwas zu testen gibt. Ansonsten bringt es ja nichts, einfach nur herumzufahren. Auf einer Teststrecke wäre das anders, denn dort könntest du die Zuverlässigkeit überprüfen. Für Setupänderungen ist der Simulator aber ideal."

Button fühlt sich überaus wohl im Team

Frage: "Hat der Sieg in Melbourne dabei geholfen, deine Integration ins Team zu beschleunigen?"
Button: "Ich habe mich sehr schnell im Team zurecht gefunden und fühlte mich schon vor Melbourne zuhause bei McLaren - auch vor Bahrain war das schon so. Was seine Zeit braucht, ist, sich an das neue Fahrzeug zu gewöhnen. Man kann natürlich festhalten, dass das Auto für beide Fahrer neu ist. Manche Dinge lassen sich aber von den Vorjahren übernehmen."

"Ein McLaren ist jedenfalls anders als der Rennwagen, den ich im vergangenen Jahr pilotiert habe. Es ist ein anderes Konzept und da brauchst du natürlich deine Zeit, bis du dich daran gewöhnt hast. Außerdem musst du das Auto deinem Fahrstil anpassen. Dabei sind wir schon weit fortgeschritten. Es gibt aber noch ein paar Kleinigkeiten, an denen wir diesbezüglich arbeiten."

"In Barcelona wäre ich auf jeden Fall gerne bei einhundert Prozent." Jenson Button

"In Barcelona wäre ich auf jeden Fall gerne bei einhundert Prozent. Im Augenblick befinden wir uns aber schon in einer guten Position. Ich fühle mich wohl im Auto und überaus wohl im Team. Der Sieg im zweiten Rennen war da natürlich etwas Besonderes für mich und das Team. Bereits davor fühlte ich mich allerdings wie zuhause."

Frage: "In Barcelona werden die meisten Teams umfangreiche Updates an den Start bringen. Wird das Kräfteverhältnis dadurch durcheinander gewirbelt oder haben wir ab Spanien ein viel klareres Bild der Situation?"
Button: "Das werden wir sehen. Die Rennställe verfolgen unterschiedliche Herangehensweisen. Manche Teams werden wohl umfangreiche Pakete ans Auto bauen, weil sie in den ersten Rennen nichts weiter am Fahrzeug verändert haben. Diese Teams setzen voll und ganz auf das Paket für Barcelona. Andere haben die Strategie, bei jedem Rennen etwas aufzurüsten."

"Es wird wohl ein Auf und Ab geben, je nach dem Ansatz, den man verfolgt. Es gibt im Prinzip zwei Möglichkeiten: Immer wieder hier und da etwas mehr Abtrieb durch kleinere Teile dazubauen oder im Abstand von vier bis fünf Rennen ein größeres Paket an den Start bringen. Wir werden in Barcelona nicht alles wissen. Ich denke, diese Saison wird diesbezüglich wellenförmig verlaufen."¿pbvin|512|2650|inside|0|1pb¿

Teamwork wird groß geschrieben bei McLaren

Frage: "Pflegst du einen Datenaustausch mit Lewis?"
Button: "Ja klar. Wir teilen sämtliche Informationen."

Frage: "Geht ihr beiden unterschiedlich mit den Reifen um? Wer kann auf einem Satz mehr Runden zurücklegen?"
Button: "Das weiß ich nicht. Wir hatten beide recht unterschiedliche Rennen. In Melbourne bin ich schon recht früh an die Box gekommen, wohingegen er etwas länger draußen blieb und obendrein einmal mehr hereinkam als ich. In Malaysia dann dasselbe Spiel: Ich wechselte meine Reifen schon frühzeitig, er wurde erst deutlich später bei der Boxencrew vorstellig. Das ist schwer zu sagen. Ich habe meine Strategie im Grunde genommen schon vor einigen Rennen gefunden."

"Du musst zwar auf deine Reifen achten, kannst das aber auch übertreiben." Jenson Button

"Und das ist, früh an die Box zu fahren und dann 40 bis 50 Runden auf einem Reifensatz zurück zu legen. Das kann manchmal funktionieren, doch du musst schon vorsichtig sein. Du musst zwar auf deine Reifen achten, kannst das aber auch übertreiben. Zu sanft zu sein ist auch nicht das Gelbe vom Ei. Es gilt halt, eine gute Balance zu finden, wie sehr man die Reifen rannehmen kann."

Frage: "An diesem Wochenende ist es recht kühl und Bridgestone hat einen Tick härtere Reifen dabei als im vergangenen Jahr. Rechnest du mit Problemen beim Aufwärmen der Pneus?"
Button: "Das wird überaus wichtig sein. Das Gute ist aber: Eine Runde in Schanghai ist sehr lang. Es gibt einige schnelle Ecken, in denen du Temperatur in die Reifen bekommen kannst."

"Wir müssen einfach sehr hart daran arbeiten, dass uns das auch gelingt. Das kenne ich nur zu gut, denn 2009 hatten wir reichlich Probleme damit, die Reifen auf Temperatur zu bringen. Ich kenne quasi jeden Trick, um diesen Schwierigkeiten Herr zu werden. Es sollte klappen."