powered by Motorsport.com
  • 25.09.2011 23:38

Button: "Es hat nicht gereicht"

Erst am Ende durfte der McLaren-Pilot richtig Gas geben, doch den Sieg von Sebastian Vettel konnte er nicht mehr gefährden - Kritik an den Nachzüglern

(Motorsport-Total.com) - Frage: Vier Podestplätze in Folge haben Sie jetzt eingefahren. Aber wie war es hier mit den Nachzüglern? Die beiden Williams haben dich aufgehalten, also du am Ende noch Jagd auf Sebastian Vettel gemacht hast."
Jenson Button: Ich kann verstehen, dass es hier schwierig ist zu überholen. Die meisten da draußen waren in Zweikämpfe verwickelt, zeigten aber wenig Respekt gegenüber Autos, die sie überrundeten. Dabei werden sie nicht einfach so überrundet, sondern weil diese Autos schneller sind und um höhere Positionen kämpfen. Es gab einige frustrierende Momente im Rennen. Einmal fuhr ich eine Runde lang hinter Kamui Kobayashi. Ich kam nicht vorbei und als er Platz machte, hing ich hinter beiden Williams, die einen Kampf untereinander austrugen."

Titel-Bild zur News: Jenson Button

Jenson Button war zufrieden, auch wenn er gegen Vettel nichts ausrichten konnte

"Wenn es der letzten Runde entgegen geht, dann fahren sie hart gegeneinander und vergessen die Autos, die sie überholen wollen. Aber abgesehen davon haben wir heute das Bestmögliche erreicht. Ich habe das Gefühl, dass ich alles aus dem Auto herausgeholt habe, besonders am Ende des Rennens, als ich die Reifen fordern konnte. Aber für einen Sieg waren wir heute nicht schnell genug. Dennoch war es ein gutes Rennen und hoffentlich ist das eine gute Grundlage für das nächste Rennen."

Lernen zu Rennbeginn

Frage: Der gute Start war sicher eine Grundlage für das Rennen."
Button: Ja, der Start war gut. Aber ich steckte dann auch in einem Dilemma, weil ich nicht wusste, wo ich hin sollte, denn Sebastian war ja vorne. Aber ich hatte das Gefühl, dass ich ihn vor der ersten Kurve noch schnappen könnte. Aber es hat letztlich nicht gereicht. Ich bin mit dem zweiten Rang zufrieden. Zunächst konnte hatte ich mit dem Heck gar keinen Grip. Ich wusste aber auch, dass das Rennen lang werden würde und dass ich die Reifen schonen müsste."

¿pbvin|512|4111||0|1pb¿"Ich wusste nicht, wie lange der Stint werden würde. Aber hier überhitzen die Reifen schnell und ich fuhr am Wochenende noch nicht mit vollen Tanks. Ich musste einen Rhythmus finden, mit dem ich leben konnte und der die Reifen nicht kaputtmachte. Ich fühlte mich gut und nach zehn Runden konnte ich richtig angreifen. Im Rennen konnte ich Sebastian aber nicht folgen. Er war einfach sehr, sehr schnell und die meiste Zeit konnte ich nicht dran bleiben."

"Nach dem Safety-Car dachte ich, dass ich was versuchen konnte, aber ich kam eine Runde lang nicht an Kobayashi vorbei. Da habe ich drei oder vier Sekunden verloren. Als ich dann vorbei war, war die Pace wieder nicht ausreichend. Ich wurde angewiesen, auf meine Reifen zu achten. Und auch mit dem Benzinverbrauch war ich vorsichtig, erst im letzten Stint konnte ich so schnell fahren wie ich konnte. Ich bin da zehn bis zwölf Qualifyingrunden am Stück gefahren. Schneller ging es nicht mehr, mehr war nicht drin im Auto. Ein paar Leitplanken habe ich auch rasiert."

"Ich bin zwar viele Risiken eingegangen, hatte aber auch viel Freude. Ich wollte das Rennen hier gewinnen, aber musste dann mit dem zweiten Rang vorlieb nehmen. Unsere Pace heute war gut, aber Red Bull und Sebastian konnten wir nicht gefährlich werden. Ich möchte dem Team für alles an diesem Wochenende danken. Darauf können wir aufbauen. Wir wissen, dass wir momentan nicht so schnell sind. Wir wissen, dass wir noch arbeiten und uns verbessern müssen, wenn wir in den nächsten fünf Rennen um Siege kämpfen wollen."

Aufholjagd am Ende

Frage: Waren die Streckenbedingungen gut? Immerhin lagen viele Trümmerteile der Autos herum. Auch sehr viel Gummiabrieb war zu sehen."
Button: Es war ziemlich schlimm. Das Problem war, dass man immer von der Linie abkam, wenn man sich etwas verbremste. Entweder man dann über Trümmerteile oder Gummireste oder in die Mauer. Wenn man stark angreift, geht man auch viele Risiken ein - mehr als auf einer normalen Rennstrecke. Wenn man hier angreift, dann ist man sehr nah an den Streckenbegrenzungen dran. Wenn man etwas übertriebt oder das Heck weggeht, dann berührt man die Mauer. Es macht Spaß hier zu fahren und das Adrenalin pumpt die ganze Zeit durch die Adern."

Frage: Hättest du vielleicht eine Chance gehabt, wenn du nicht hinter Kobayashi festgehangen hättest?"
Button: Ich könnte das bejahen, weiß aber nicht wirklich, was Sebastian am Ende des Rennens noch gemacht hätte. Sein Vorsprung war so groß, man weiß nie, was der Mann vor einem genau macht. Ich weiß nur, dass ich nicht noch mehr aus dem Auto herausholen konnte. Am Ende des Rennens war ich 1,7 Sekunden hinter ihm. Hinter Kobayashi habe ich mehr als das verloren. Aber Sebastian wäre sicher auch schneller gefahren, wenn er gewusst hätte, dass ich noch vier Sekunden näher gewesen wäre.

"Der Verkehr war heute schon enttäuschend. Darauf müssen wir uns beim nächsten Rennen konzentrieren, denn ich steckte eine Runde hinter Kobayashi fest. Es gab keinen Grund für ihn, mich nicht vorbeizulassen. Vor ihm war Platz, ich wollte ihn überrunden. Er wurde zwar bestraft, aber das hilft mir nicht. Das müssen wir für die Zukunft lösen. Ich weiß, dass es hier schwierig ist zu überholen, aber es ist ja keiner dumm. Man weiß ja, wenn man überrundet wird oder nicht."

Button verschiebt Vettel-Feier

Frage: Kannst du dir vorstellen, dass euch eine der kommenden fünf Strecken so entgegenkommt, dass ihr Sebastian Vettel herausfordern könnt?"
Button: In den vergangenen Rennen dachten wir, dass wir auf einem Niveau wären, dass wir vor allem hier angreifen könnten. Aber wir lagen hinter Red Bull zurück. Dieser Kurs hier zeigt, welches Auto gut ist. Das betrifft nicht nur Red Bull, sondern auch uns. Wir haben schon nach sieben Runden mit dem Überrunden angefangen. Die Unterschiede im Feld waren unglaublich. Aber dieser Kurs ist daher auch etwas unüblich. Ich hoffe, dass es auf den kommenden fünf Kursen etwas enger bezüglich Red Bull zugehen wird."

"Red Bull ist in schnellen Kurven besonders schnell, aber wir waren in Spa auch gut. Wir hoffen daher, dass wir auch ein gutes Auto haben werden. Wir sind in schnellen Kurven viel besser als früher, da haben wir uns verbessert. Beim Bremsen ist unser Auto auch stark, unsere Geschwindigkeit auf den Geraden ist besser als früher. Wir gehen in die richtige Richtung."


Fotos: Jenson Button, Großer Preis von Singapur


Frage: Wenn du die ausstehenden fünf Rennen gewinnst und Sebastian Vettel keinen Zähler mehr holst, bist du Weltmeister. Schaffst du das?"
Button: Es erfüllt mich mit stolz, dass ich der der einzige Fahrer bin, der dafür verantwortlich ist, dass Sebastian hier nicht seine Weltmeisterschaft hier feiern kann. Egal was passiert, er wird Weltmeister werden. Ich möchte nur noch Rennen gewinnen. Ich habe alles versucht, ihn noch zu bekommen, aber es reichte nicht."

Frage: Du weißt, wie es ist, wenn man als Titelverteidiger in ein Jahr geht. Gibt es da eine Extraportion Druck?"
Button: Es ist anstrengender, wenn es um die Sponsoren geht. Aber ist daran ja gewöhnt. Man lernt, mit dem Druck umzugehen. Und er ist in einem Team, das die Ressourcen besitzt, weiter um Meisterschaften zu fahren. Glückwunsch an ihn, aber im nächsten wollen wir zurückschlagen. Wenn das jemand schafft, dann McLaren. Daher bin ich froh, hier zu sein."