• 26.07.2009 20:28

  • von Dieter Rencken

Button: "Die Leistung ist einfach nicht da"

Jenson Button konnte auch in Ungarn wieder nur Schadensbegrenzung betreiben, doch seine WM-Führung schrumpft schneller, als ihm lieb sein kann

(Motorsport-Total.com) - Frage: "Wie tief sitzt die Enttäuschung nach diesem Rennen?"
Jenson Button: "Das war enttäuschend. Das Nachlassen der Hinterreifen war fast wie am Nürburgring. Mein Start war ganz in Ordnung, ich wollte einfach meine Position halten. Wir dachten, dass wir mit der Gruppe vorn mitgehen können, um sie dann später zu schnappen. Ich verlor aber einen Platz an Nakajima, den ich mir zu Beginn der zweiten Runde aber wieder zurückholte. Dann achtete ich auf die Reifen."

Titel-Bild zur News: Jenson Button

Jenson Button weiß, dass die Lage allmählich gefährlich wird

"Vettel war direkt vor uns nach seinem schlechten Start. Das war gut für uns. Und ich war für fünf oder sechs Runden mehr betankt als er. Aber selbst mit einer achtsamen Fahrweise ruinierte ich die Hinterreifen. Hinten bekam ich dann Graining und konnte mit den Autos vor mir nicht mehr mithalten. Ich verlor viel Zeit und Nakajima machte hinter mir viel Druck. Nach dem ersten Stopp setzten wir wieder auf den weichen Reifen, weil wir wegen der niedrigen Temperaturen glaubten, dass der härtere nicht funktionieren würde."#w1#

"Aber hinten begann dann wieder das Graining. Gegen Ende steckte ich hinter Trulli fest und lag vor Nakajima, die zwei Runden länger fuhren. Dann gingen wir auf die härteren Reifen, ich fuhr einige gute Runden und kam so an Trulli vorbei."

Es liegt an Brawn - und den Temperaturen

"Wir haben zwei Punkte geholt, was in gewisser Weise gut ist. Vettel holte keine Punkte, Webber gewann nicht. Er machte vier Punkte auf mich gut, was nicht gut ist. Aber es hätte auch sehr viel mehr sein können, weil wir heute so langsam waren. Frustrierend dabei ist, dass das Auto am Freitag gut funktionierte. Wir waren das einzige Team, das nicht mit Graining zu kämpfen hatte. Aber im Qualifying beim letzten Versuch mit Rennsprit fühlte sich das Auto nicht gut an, und das war im Rennen ebenso."

"Das Auto hat sich nicht verändert, nur das Wetter hat sich von Freitag bis heute verändert. Nun schieben wir weiter die Schuld auf das Wetter, aber so ist es nun eben. Wir haben ein Auto, das die Reifen sorgsam behandelt, wenn sie im richtigen Temperaturbereich liegen. Wenn sie da rausfallen, haben wir ein Problem. Nur dem Wetter können wir aber die Schuld nicht geben, wir stellen das Auto ja so hin. Wir müssen herausfinden, wie wir es auch bei Bedingungen zum Funktionieren bringen, die uns nicht so liegen."

Frage: "Braucht ihr mit eurem Auto richtige Hitze? Weil kalt ist es ja auch heute nicht."
Button: "Der Kurs hat aber nur 33 oder 34°C, am Freitag waren es noch 44°C. Das ist schon ein großer Unterschied."

Die Schnelligkeit der anderen

Frage: "Kann man das Wetter mit Monaco vergleichen? Weil dort lief es ja gut."
Button: "In Monaco war es heißer als hier heute. Aber es gibt viele Dinge, die wir jetzt begutachten müssen. Das Auto fühlte sich auch nicht so an wie in Monaco oder in der Türkei. Viel heißer war es auch in Monaco nicht, also müssen wir uns das anschauen. Wir müssen auch einen Blick auf die neuen Teile werfen, denn einige andere wurden schneller, wie Red Bull. Viele Autos da vorne haben sich verbessert. Aber ungeachtet dessen hat sich unser Auto nicht so angefühlt wie noch vor drei Rennen. Wenn wir uns am Freitag auf die Hinterreifen konzentrieren würden, was verrückt wäre, dann hätten wir heute besser ausgesehen. Aber dann hätten wir auch Probleme mit Graining an den Vorderreifen gehabt."


Fotos: Jenson Button, Großer Preis von Ungarn, Sonntag


Frage: "Trifft es euch, dass die Entwicklung für das nächste Jahr Ressourcen bindet?"
Button: "Ich vermute, dass nur Red Bull etwas später mit der Entwicklung für das nächste Jahr beginnt. Ferrari entwickelt schon für das nächste Jahr, sie hatten auch keine großen Updates. Heute wurde Kimi Zweiter. Vielleicht hatten sie ein paar Updates, wir hatten viele bei den vergangenen Rennen. Sie stehen aber vor uns, das ist eine Überraschung. Es geht also nicht nur darum, Updates so schnell zu bringen wie die anderen Teams. Die Leistung ist einfach, verglichen zu uns selbst, nicht da."

Frage: "Welchen Effekt hatte heute KERS auf das Ergebnis?"
Button: "Schon ein bisschen. In gewisser Weise ist es gut, dass Red Bull ein paar Probleme hatte. Auch sie hatten Reifenprobleme. Die haben Mark im Mittelstint auf die härteren Reifen gesetzt, was nicht das Beste für sie war. Überraschend war auch, dass Vettel auf den härteren Reifen startete. Das nächste Rennen wird wichtig sein, dann kommen die großen Rennen kommen mit Spa und Monza. Auf diesen beiden Kursen werden sie uns vernichten."

Button steht vor einem Rätsel

"Es ist schön, die Meisterschaft anzuführen. Aber das ist in drei oder vier Rennen nicht mehr der Fall, wenn unsere Leistung weiter so ist." Jenson Button

Frage: "Bist du noch sorglos in Bezug auf deine Meisterschaftsposition?"
Button: "Natürlich nicht. Ich habe bei den vergangenen drei Rennen 15 Punkte verloren. Das ist massiv, das sind fünf Punkte je Rennen. Wenn das so weitergeht, haben sie mich in vier Rennen überholt. Und es sind noch sieben Rennen. Aber ich kann nichts anders machen. Wir müssen uns erst die Daten anschauen."

Frage: "Habt ihr in die falsche Richtung entwickelt?"
Button: "Das ändert sich auch nicht plötzlich. Vor allem nicht gegenüber der Türkei, da hatte ich das beste Auto überhaupt. Dort haben wir alle verblasen. Wenn wir bis zum Ende Druck gemacht hätten, dann hätten wir einen Wahnsinnsvorsprung gehabt. Ich habe etwas nachgelassen, dennoch waren wir 20 Sekunden vorn."

Frage: "Du gehst ab morgen in Urlaub, ist das richtig?"
Button: "Ja, ab morgen sechs Uhr habe ich Urlaub für zwei Wochen. Aber danach bleiben noch zwei Wochen für die Vorbereitung auf das nächste Rennen. Aber man darf schon noch an den Motorsport denken, das ist erlaubt. Wir müssen das auch lösen, denn wir führen in der Meisterschaft, aber Red Bull wird uns überholen, wenn das so weitergeht. Das ist, als ob man das Gelbe Trikot trägt und es in die Berge geht, wo man weiß, dass man dort keine Chance hat. Es ist schön, die Meisterschaft anzuführen. Aber das ist in drei oder vier Rennen nicht mehr der Fall, wenn unsere Leistung weiter so ist."

Frage: "Aber du hast noch Vertrauen, dass das Team die Probleme lösen kann?"
Button: "Ja. Im ersten Teil der Saison haben sie gute Sachen mit dem Auto angestellt. Wir haben Updates gebracht, die das Auto auch verbesserten. In Barcelona hat man das gesehen. Die beiden vergangenen Updates spüre ich aber nicht. Sie bringen das Auto nicht aus der Balance, sie sollten aber mehr Abtrieb generieren - bei allen Bedingungen."