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  • 19.08.2018 10:20

  • von Maria Reyer & Jamie Klein

Button: "Alonso wird noch mit 95 Jahren Rennen fahren!"

Fernando Alonsos Ex-Teamkollege Jenson Button wundert sich über dessen Abschied, findet ein Comeback über die Hintertür aber durchaus realistisch

(Motorsport-Total.com) - Fernando Alonsos Abschied aus der Formel 1 sorgte in der Sommerpause für viele Schlagzeilen. Der Spanier tritt nach 17 Jahren Königsklasse ab. Einer, der dieses Gefühl selbst kennt, ist Jenson Button. Der Brite absolvierte 2017 in Monaco seinen letzten Grand Prix, als Ersatzmann für Alonso bei McLaren. 2015 und 2016 waren die beiden Weltmeister Teamkollegen beim britischen Traditionsrennstall. "Endlich hat er die richtige Entscheidung getroffen!", scherzt Button auf Alonsos Abschied angesprochen.

Titel-Bild zur News: Jenson Button, Fernando Alonso

2015 und 2016 waren Alonso & Button Teamkollegen bei McLaren Zoom

"Spaß beiseite: Jeder muss für sich selbst entscheiden, wann die Zeit für den Abschied aus der Formel 1 gekommen ist. Er macht das Gleiche wie ich zuerst: Man geht, aber lässt sich die Tür noch etwas offen, um vielleicht ein Jahr später zurückzukommen. Das ist der richtige Weg", glaubt Button, der 2017 selbst noch im Hintergrund bei seinem Team tätig war.

Alonso hat in seinem Statement ebenfalls die Tür für eine Wiederkehr offen gelassen. Er schrieb: "Mein Herz wird immer bei diesem Team sein. Ich weiß, dass sie in Zukunft besser und stärker zurückkehren werden. Das könnte für mich der richtige Zeitpunkt sein, in die Formel 1 zurückzukehren; es würde mich sehr glücklich machen."

"Wenn ein schnelles Auto in Sicht ist, ist er 2020 wieder da!"

Sollte McLaren überraschend aus dem Formtief kommen und 20 Rennen gewinnen, dann rechnet Button mit einem raschen Alonso-Comeback. "Jeder Fahrer auf der Welt hätte gern ein siegfähiges Auto in der Formel 1", gibt er zu. Wenn gute Ergebnisse plötzlich rar werden, der Stress und die Reisen allerdings nicht abnehmen, dann würde man sich das einfach nicht mehr antun wollen, erklärt der Brite, der nun in der Langstrecke angekommen ist.


Fotostrecke: #PlacesAlonsoWouldRatherBe

"Wenn aber plötzlich ein schnelles Auto in Sicht ist, dann wird er 2020 wieder da sein." Dann wird Alonso bereits 39 Jahre alt sein. Button ist überzeugt: "Der wird noch Rennen fahren bis er 95 Jahre alt ist!", lacht er. Der 38-Jährige hat größten Respekt vor seinem ehemaligen Mitstreiter. Wie viele andere Kollegen streut auch er dem Asturier zum Abschied Rosen: "Man sollte mal schauen, was er alles in der Formel 1 erreicht hat. Er war zweimal Weltmeister und viele weitere Male ganz nahe dran am Titel. Das haben nicht viele andere geschafft." (Alonsos Karriere-Statistik in der Datenbank!)

Seine Liebe zur Königsklasse ist allerdings verblasst. Alonso gab als einen seiner Hauptgründe für seinen Abschied an, dass er die Action auf der Strecke in den vergangenen Jahren vermisse. Button kann diese Argumentation nicht ganz nachvollziehen. "Ich fand das lustig, wie er das formuliert hat. Dass ihm der Wettbewerb auf der Strecke fehlt zum Beispiel. Und dann geht er in die WEC, wo er eigentlich realistisch nur ein anderes Auto bezwingen muss?", schmunzelt der Brite bezugnehmend auf Alonsos Le-Mans-Triumph ohne echte Konkurrenz in der LMP1-Klasse.

"Man hört mit dem Rennfahren nicht so einfach auf"

"Das hätte er sich vielleicht sparen sollen. Ich verstehe ihn aber auf der anderen Seite auch. Wenn man um Siege fahren kann, macht gleich alles wieder viel mehr Spaß. Wenn einer wie er über Jahre immer nur im Mittelfeld kämpfen kann, dann wird das mit der Zeit langweilig. Denn einer wie er will vorne fighten und nicht von den Führenden überrundet werden." Alonsos letzter Sieg in der Königsklasse liegt bereits einige Zeit zurück: 2013 triumphierte er vor Heimpublikum in Barcelona auf Ferrari.

Nach dem folgenschweren Entschluss, zu McLaren-Honda zu wechseln, begnügte sich Alonso immer mehr mit Galgenhumor und Durchhalteparolen. Denn in seinem zweiten "Stint" mit den Briten schaffte er es nicht einmal auf das Podium - zuletzt stand er in Ungarn 2014 mit Ferrari auf dem Treppchen. Der Traum vom dritten WM-Titel ließ sich mit jenem Paket nicht verwirklichen. Deshalb suchte sich der zweifache Weltmeister anderweitig Herausforderungen - beim Indy 500 oder auch in der Langstrecken-WM (WEC).


Fotos: Fernando Alonso, Grand Prix von Ungarn


Außerdem kümmert sich Alonso um den spanischen Motorsport-Nachwuchs, neben seinem Museum betreibt er auch eine Kartschule. "Dort verbringt er extrem viel Zeit. Er fährt dort und schult die Leute", weiß Button. Der Brite ist selbst weiterhin in verschiedenen Rennserien aktiv. In Silverstone trifft er am Sonntag auf Alonso bei dem 6-Stunden-Rennen. Sie gehen von den Startplätzen zwei (Alonso auf Toyota) und drei (Button auf dem BR1-AER von SMP) in das Rennen. (Zur Langstrecken-Rubrik!)

"Er wird weiter in der WEC fahren. Garantiert wird er auch im kommenden Jahr einen vollen Rennkalender haben. Ich kenne das von mir selbst: Man hört mit dem Rennfahren nicht so einfach auf. Ich dachte, ich könnte das. Kann ich aber nicht!", weiß Button. Derzeit ist zwar noch unklar, wo Alonso 2019 überall antreten wird, auch ein Engagement in der IndyCar-Serie wird immer wieder genannt. "Ich weiß, dass er die IndyCars liebt. Ich denke, er hat da die Formel 1 eher mit den IndyCars verglichen auf Grundlage seiner Erfahrungen aus dem Indy 500."

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