• 15.06.2009 14:21

  • von Britta Weddige

Burger, Käfer, Gänsehaut: Erinnerungen an Silverstone

Vor dem vorerst letzten Grand Prix in Silverstone werden beim Red-Bull-Team viele Erinnerungen an Jahrzehnte voller Rennsport wach

(Motorsport-Total.com) - Silverstone gilt als die Heimat des britischen Motorsports. Am kommenden Wochenende gastiert die Formel 1 zum vorerst letzten Mal auf der Rennstrecke in Northamptonshire. Grund genug für das Red-Bull-Team, die persönlichen Erinnerungen an Silverstone zusammenzutragen. Diese Erinnerungen reichen zum Teil Jahrzehnte zurück, so wie bei Design-Guru Adrian Newey, der 1973 sein erstes Formel-1-Rennen in Silverstone erlebt hat.

Titel-Bild zur News: Mark Webber

Daran denkt Mark Webber gern zurück: 2008 ein Platz in der ersten Reihe

"Ich war mit meinen Eltern dort und wir hatten Tickets für die Woodcote-Tribüne", blickte Newey zurück. "Ich erinnere mich daran, dass mein Vater uns allen Burger gekauft hatte. Ich ließ meinen durch den Tribünenboden fallen und lief runter, um ihn aus dem Dreck zu holen. Das Rennen wurde gestartet und als Jackie Stewart um die Kurve kam, lag er Meilen vor den anderen. Aber dann hat Jody Scheckter direkt vor uns seinen Wagen verloren und eine Massenkarambolage mit etwa zwölf Autos ausgelöst."#w1#

"Ich war noch ein junger Bursche und es hat furchtbar ausgesehen", so Newey. "Ich dachte, dass es da Tote gegeben haben muss - aber wie durch ein Wunder war nur ein Bein gebrochen und alle kletterten aus ihren Autos. Es war eine sehr dramatische Art und Weise, den Sport kennenzulernen und da hat mich das Fieber definitiv gepackt. Das Rennen wurde abgebrochen und neu gestartet. Jackie hat trotz seiner klaren Führung nicht gewonnen, ich glaube, er ist abgeflogen, aber das weiß ich nicht mehr. Ich war damals erst 13 oder 14."

"Wie durch ein Wunder war nur ein Bein gebrochen und alle kletterten aus ihren Autos." Adrian Newey

Newey bedauert, dass dies der letzte Grand Prix in Silverstone sein könnte. "ich habe viele Erinnerungen an die Strecke. Während meiner Zeit bei Leyton House und dann bei Williams hatten wir dort einige gute Rennen. 1991 hat Nigel Mansell mit meinem ersten Williams in Silverstone gewonnen - das war mitten in der 'Mansellmania', deshalb waren die ganzen 'Sun'-Leser da, um Nigel anzufeuern. Ich habe viele schöne Erinnerungen. Der Britische Grand Prix sollte in Silverstone ausgetragen werden. Es ist sehr schade, dass die Politik das in der näheren Zukunft verhindert."

Atemloses Schweigen

Im selben Jahr wie der jugendliche Newey kam auch Chefingenieur Ian Morgan in Silverstone erstmals mit der Formel 1 in Berührung. Die nachhaltigste Erinnerung hat er aber an 1985: "Ich stand mit meinem Vater auf der Woodcote-Tribüne und habe die Qualifikation angeschaut. Keke Rosberg fuhr damals für Williams. Was ich da erlebt habe, war einfach unglaublich. Als Keke in seinem ersten Run durch die alte Schikane kam, stand er völlig schräg. Die Zuschauermasse verstummte. Er holte die Pole, verlor sie dann aber wieder. Also ging er wieder raus und holte sie sich zurück. Er war einfach so viel schneller als alle anderen."

"Ich hatte vorher noch nie erlebt, dass alle auf der Tribüne gespannt den Atem anhielten, wenn er um die Kurve kam." Ian Morgan

"Ich hatte vorher noch nie erlebt, dass alle auf der Tribüne gespannt den Atem anhielten, wenn er um die Kurve kam. Das war unglaublich und ich habe damals endgültig entschieden, dass ich in diesem Business arbeiten möchte", schilderte Morgan. "Schade, dass wir das Rennen verlieren, denn Silverstone ist ganz klar die Heimat des britischen Motorsports. Es bleibt aber abzuwarten, ob wir wirklich zum letzten Mal dort fahren. Ich denke, dass wir zurückkommen werden."

Horner und Ayrton Senna

Red-Bull-Teamchef Christian Horner machte seine schönste Silverstone-Erfahrung direkt nach seiner Führerscheinprüfung: "Ich bin mit meinem VW Käfer zu den Reifentests der Formel 1 gefahren, die dort gemacht wurden. Das war im Juni 1991. Ich konnte unter dem Zaum durchschlüpfen und bin bis in die Boxengasse gekommen. Damit war ich an den Autos und den Fahrern richtig nah dran. Es war das erste Mal, dass ich Ayrton Senna in Natura gesehen habe - ich weiß noch, dass er gerade erst einen Unfall mit dem Jetski hatte und deshalb am Hinterkopf genäht worden war."

Christian Horner (Teamchef)

Christian Horner kletterte als junger Mann unter dem Zaun durch Zoom

"Ich habe ihn in ein Gespräch über ein Thema verwickelt, das er wahrscheinlich für völlig irrelevant hielt, aber ich wollte unbedingt mit ihm reden", so Horner weiter. "Ich habe auch recht viel Zeit damit verbracht, den Williams zu bewundern, das muss eines von Adrians ersten Autos gewesen sein. Ich war damals ein aufstrebender Kartfahrer. Ich hatte dort einige gute Rennen sowohl als Pilot als auch als Teambesitzer. In der Formel 3000 haben wir dort drei Jahre in Folge gewonnen. An den Sonntagabenden hatten wir dort auch immer viel Spaß. Hoffentlich dauert es nicht so lang, bis wir dort wieder fahren."

Red-Bull-Botschafter David Coulthard erinnerte sich ebenfalls an seine Jugend: "Ich weiß noch, wie ich in der Stowe-Kurve stand und gehört habe, wie ein V12-Ferrari aus dem Morgennebel durch Maggotts auf die Hangarstraight kam. Man konnte ihn hören, bevor man ihn sah und damals haben die Motoren alle unterschiedlich geklungen, die V12 anders als die V8. Deshalb wusste man natürlich, dass da ein Ferrari kommt und es war ein Gänsehaut-Moment, den ich nie vergessen werde."

David Coulthard

David Coulthard wird noch mindestens 992 Jahre lang einen Rekord halten Zoom

"Was meine eigenen Erfolge angeht, war es etwas recht Spezielles, zweimal in Folge und 2000 dort zu gewinnen - es wird noch 992 Jahre dauern, bis jemand auch in zwei verschiedenen Jahrtausenden dort gewinnen kann, dieser Rekord ist also erst einmal eine ganze Zeit lang meiner! Silverstone ist eine fordernde Highspeed-Strecke und wenn ich die Wahl hätte, würde ich eher dort als in Donington fahren", so Coulthard.

Bei den aktuellen Red-Bull-Piloten kommen die schönsten Erinnerungen aus der jüngeren Vergangenheit. Mark Webber denkt zum Beispiel gern daran zurück, wie er im vergangenen Jahr in der ersten Startreihe stand. "Das Rennen lief dann zwar nicht wie geplant, aber das Qualifiying war toll", so der Australier. "Die Fabrik ist ganz in der Nähe und deshalb haben uns viele Leute unterstützt. In der ersten Reihe zu stehen, war etwas ganz Besonderes. Ich glaube nicht, dass das der letzte Grand Prix in Silverstone ist. Donington ist eine tolle Motorradstrecke und Silverstone ist eine tolle Autostrecke, deshalb sollte man es lassen, wie es ist."

Sebastian Vettel fährt in diesem Jahr erst seinen zweiten Silverstone-Grand-Prix: "Deshalb habe ich nicht so viele Erinnerungen wie andere. Ich finde es aber schade, dass Silverstone nicht mehr im Kalender steht. Es ist eine traditionsreiche Strecke mit vielen schnellen Kurven, damit ist es für die Fans genauso interessant wie für die Fahrer. Silverstone ist nicht weit von unserer Fabrik in Milton Keynes entfernt, deshalb werden fast alle Mitarbeiter da sein und Mark und mich anfeuern - die Stimmung wird also klasse sein."