• 25.09.2005 11:09

  • von Marco Helgert

Brundle: Fahrergagen werden weiter steigen

Der Ex-Formel-1-Fahrer schätzt, dass der Fahrer künftig wieder eine größere Rolle spielen wird, was auch die Gehälter beeinflusst

(Motorsport-Total.com) - Als Martin Brundle seine Rennfahrerkarriere begann, waren die Voraussetzungen gegenüber heute ein wenig anders. Die Elektronik hielt gerade Einzug in die Formel 1, in unteren Klassen war sie kaum aufzufinden. Heute aber sind schon Nachwuchsklassen mit bester Computertechnik ausgestattet, während Formel-1-Autos fahrende Hightech-Boliden sind. Der Wandel der Zeit begünstigt junge Fahrer, denn die Technik überspielt die einst nötige Erfahrung.

Titel-Bild zur News: Martin Brundle

Martin Brundle glaubt, dass die Fahrergehälter weiter steigen werden

"Ich habe 1991 in der Formel 1 zum ersten Mal mit einer Datenerfassung gearbeitet, und die war noch sehr einfach", so Brundle in der 'Times'. "Das Lenkrad des Karts meines Sohnes hat ein Elektronikkit für 300 Pfund, das allem, was ich in der Formel 1 bis 1993 hatte, völlig überlegen ist." Damit ändere sich auch die Herangehensweise an ein Rennwochenende.#w1#

Jedes Teil eines Formel-1-Boliden wird von Sensoren überwacht, die Ingenieure der Teams können den Zustand des Autos zu jedem Zeitpunkt genau einschätzen und Veränderungen am Setup bereits dann beschließen, wenn der Fahrer noch auf der Strecke ist. "Der Fahrer spielte bisher eine wesentliche Rolle beim Abstimmen des Autos, gab Informationen an die Ingenieure weiter. Das Auto für den Start gut abgestimmt zu haben, war eine wahre Kunst, für die man Erfahrung brauchte", so Brundle. Diese Erfahrung sei nun nicht mehr in diesem Umfang notwendig.

"Die Leistungsunterschiede der Autos werden sinken, dem Fahrer kommt dann eine größere Rolle beim Erfolg zu." Martin Brundle

Auch ein anderer Bereich der Königsklasse habe sich stark gewandelt: die Fahrergehälter. "Jenson Button hat gerade einen Vertrag über fünf Jahre bei BAR-Honda unterschrieben und kolportierte 30 Millionen Dollar aus eigener Tasche gezahlt, um aus dem Vertrag mit WilliamsF1 herauszukommen. Schätzungen gehen davon aus, dass er nun 15 Millionen Dollar im Jahr verdient. Rubens Barrichello, sein neuer Teamkollege, soll geschätzte neun Millionen bekommen."

Allein mit der Summe von 24 Millionen Dollar war es vor knapp zehn Jahren noch möglich, ein kleines Formel-1-Team durch eine Saison zu bringen. "Die sensationellste Zahl, die ich hörte, sind aber die 190 Millionen Dollar, die Ferrari Kimi Räikkönen für einen Vertrag von 2007 bis 2011 geboten haben soll", so Brundle. "Ich würde keinen Fahrer für fünf Jahre unter Vertrag nehmen, nicht einmal Kimi, da sich in dieser Zeit einfach zu viel ändern kann."

Sollte es die FIA schaffen, die Formel 1 tatsächlich günstiger und technisch einfacher zu gestalten, dann könnten die frei werdenden Finanzmittel in die Fahrergehälter fließen, die dann weiter ansteigen würden. "Die Leistungsunterschiede der Autos werden sinken, dem Fahrer kommt dann eine größere Rolle beim Erfolg zu", erklärte er. Doch damit steige auch der Druck auf die Piloten. "Wenn man eine Million Dollar pro Rennen bekommt und es dann versaut, dann ist das ein Schandmal. Die Leute werden dann sehr schnell frustriert sein."