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  • 30.07.2011 09:53

  • von Roman Wittemeier & Dieter Rencken

Britischer TV-Deal: Das Zukunftsmodell?

In Großbritannien laufen viele Formel-1-Fans gegen den neuen TV-Vertrag von 'BBC' und 'Sky' Sturm: Nur die halbe Saison live im Free-TV

(Motorsport-Total.com) - Am Donnerstag in Ungarn zauberten Formel-1-Boss Bernie Ecclestone und die Macher der britischen Fernsehstationen 'BBC' und 'Sky' eine Überraschung aus dem Hut. Nach nur zwei Jahren wird die öffentlich-rechtliche 'BBC' einen erheblichen Teil der Senderechte wieder abgeben. Die Kosten für Übertragungen und Rechteerwerb lassen sich durch Werbung kaum wieder einspielen. Daher tritt man auf die Bremse.

Titel-Bild zur News: Bernie Ecclestone (Formel-1-Chef)

Bernie Ecclestone hält den neuen Deal für ein Zukunftsmodell der Formel 1

Für die britische Öffentlichkeit ergibt sich somit ab dem kommenden Jahr ein gewöhnungsbedürftiges Modell. Die 'BBC' wird nur zehn der insgesamt 20 Rennen live übertragen, beim Pay-TV-Sender 'Sky' werden alle Läufe samt Traningssessions zu sehen sein. An jenen Rennsonntagen, an denen die 'BBC' nicht live überträgt, will man den Fans am Abend eine 75-minütige Formel-1-Sendung präsentieren, die eine einstündige Zusammenfassung des Rennens beinhaltet.

In Internetforen und auf anderen Diskussionsplattformen regt sich großer Unmut. Wer alle Rennen live sehen möchte, muss 'Sky' abonnieren. Auf der anderen Seite hätte es ohne dieses Modell vielleicht ab dem kommenden Jahr gar keine Formel 1 mehr in der 'BBC' gegeben. Die Briten sparen auf diesem Weg die Hälfte der Kosten des Rechteerwerbs (rund 45 Millionen Euro pro Jahr), außerdem teilt man sich die Produktionskosten mit dem Pay-TV-Kanal. Dadurch werden noch einmal rund 20 Millionen Euro pro Jahr eingespart.

Bisher gab es viele Unklarheiten über den neuen Deal. "Bernie hat mir mehrfach versichert, dass es in der 'BBC' keine Highlights, sondern zeitversetzt das komplette Rennen zu sehen gibt", sagt McLaren-Teamchef Martin Whitmarsh, der gleichzeitig auch Vorsitzender der Teamvereinigung FOTA ist. Die Realität stellt sich nun aber anders dar. In 75 Minuten lässt sich kein kompletter Grand Prix samt Rahmenberichterstatung unterbringen...

¿pbvin|512|3927||0|1pb¿Am Freitag versammelte Ecclestone die Teamchefs, um die Details des neuen Modells zu erklären. "Alle sind damit zufrieden", sagt der Vermarkter auf Nachfrage von 'Motorsport-Total.com'. "Wir werden damit noch mehr Menschen erreichen können", erklärt der 80-Jährige. Der neue Deal verstoße nicht gegen das Concorde-Agreement, das die Übertragung im Free-TV einiger Länder festschreibt.

"Nein, wer das Concorde-Agreement komplett gelesen hat, der weiß, dass es völlig okay so ist", sagt Ecclestone. Der Vertrag soll insgesamt 375 Millionen britische Pfund (umgerechnet rund 425 Millionen Euro) in die Vermarkterkassen spülen. "Der Deal geht über zwei plus fünf Jahre", verrät der Formel-1-Boss. Sollte sich das Modell in Großbritannien bewähren, dann könnte es womöglich auf andere Länder (auch Deutschland?) übertragen werden.