Briatore und das Auge für heranwachsende Weltmeister

Weltmeistermacher Flavio Briatore glaubt, dass er bei der Sichtung von Talenten ein besseres Auge hat als die meisten seiner Kollegen

(Motorsport-Total.com) - Als Flavio Briatore in den 90ern in die Formel 1 kam, wurde er zunächst als Pulloververkäufer belächelt und wegen seiner unkonventionellen Methoden nicht ernst genommen. Allerdings bewies er schon damals ein Auge für junge Talente, als er gleich nach dessen erstem Formel-1-Auftritt in Spa-Francorchamps Michael Schumacher von Eddie Jordan abwarb und den Deutschen zu den WM-Titeln 1994 und 1995 führte.

Titel-Bild zur News: Fernando Alonso und Flavio Briatore

Briatore hat Alonso seinerzeit entdeckt und statt Button zu Renault geholt

Etwa ein halbes Jahrzehnt später wurde Briatore erst in der Formel 3000 und dann bei Minardi in der Formel 1 auf einen gewissen Fernando Alonso aufmerksam, der seit etwas mehr als einer Woche der jüngste Weltmeister ist, den die Königsklasse des Motorsports je gesehen hat. Mit Heikki Kovalainen, dem finnischen Vizemeister der GP2-Serie, hat der Renault-Teamchef schon den nächsten Youngster für die Zukunft ins Auge gefasst.#w1#

Doch was macht das Gespür des 55-Jährigen für junge Rennfahrer aus? "Es ist ein Gefühl, das man nicht lernen kann. Entweder man hat es - oder man hat es nicht", erklärte er am Wochenende dem britischen 'Guardian'. "Als ich Schumacher zum ersten Mal gesehen habe, wusste ich, dass er einmal Weltmeister wird. Bei Alonso war es dasselbe. Auch wenn so etwas sonst niemand sieht, spüre ich es einfach."

Als Paradebeispiel für seine Intuition führte Briatore seinen damals kritisierten Schachzug an, Jenson Button das Renault-Cockpit wegzunehmen und stattdessen Alonso vom Test- zum Einsatzpiloten zu befördern. Der Italiener musste damals für seine Entscheidung von den britischen Medien viel Kritik einstecken, war von seinem neuen Wunderknaben aber so überzeugt, dass er sich selbst gegen die Mehrheit seiner Renault-Mitarbeiter durchsetzte.

"Darum bin ich ein erfolgreicher Manager: Ich kenne die richtigen Entscheidungen!" Flavio Briatore

"Button war damals der Star. Er hat mit einem nicht konkurrenzfähigen Auto auch einen guten Job gemacht", erinnerte er sich. "Ich hatte aber das Gefühl, dass Alonso besser ist, und habe ihn Button vorgezogen. Button ist ein guter Fahrer, aber Fernando ist etwas Besonderes. Also habe ich mich für ihn entschieden, obwohl 90 Prozent der Leute in der Formel 1 und in meinem Team anderer Meinung waren. Aber genau darum bin ich ein erfolgreicher Manager: Ich kenne die richtigen Entscheidungen!"

Sobald der Formel-1-Playboy ein Talent ausfindig gemacht hat, nimmt er es in der Regel auch gleich unter Vertrag - eine Strategie, die mit arrivierten Stars wie Alonso und Webber sowie früher mit Trulli und Fisichella zumindest zum Teil aufgegangen ist. Umgekehrt ist allerdings beispielsweise Alexander Wurz' Karriere daran zerbrochen, dass er seinerzeit keinen Managementvertrag bei Briatore unterschreiben wollte. Prompt gingen seine Resultate bei Benetton den Bach hinunter...