• 20.11.2008 12:54

  • von Stefan Ziegler

Briatore: Renaults Gratwanderung in der Formel 1

Renault-Teamchef Flavio Briatore sieht seine Truppe wieder im Aufschwung begriffen und hofft darauf, wieder an die Spitze zurückkehren zu können

(Motorsport-Total.com) - Mit Fernando Alonso kam der Erfolg zurück zu Renault. Nach einem sieglosen Jahr 2007 bescherte der spanische Doppelweltmeister seinem alten und neuen Rennstall 2008 gleich zwei Erfolge. So könnte es gerne weitergehen, meint Teamchef Flavio Briatore, der seine Mannschaft auf einem guten Weg sieht, wieder zu alter Stärke zurückzufinden. Sämtliche Fehlerquellen seien identifiziert worden und daher stehe einer erfolgreichen Saison 2009 nichts mehr im Wege - auch nicht die eingefrorenen Motoren.

Titel-Bild zur News: Flavio Briatore (Teamchef); Nelson Piquet; Fernando Alonso

Flavio Briatore und seine Jungs: Nelson Piquet und Fernando Alonso fahren 2009

Demnach sollte Renault im kommenden Jahr wieder richtig stark aufgeigen können. "Das glaube ich ganz bestimmt", sagte Briatore gegenüber 'Autosport'. "Wir haben alles, was wir brauchen. Wir machen Entwicklungen und jede Verbesserung wird sofort auf das Auto gebaut. Wir befinden uns nun wieder in der Situation, in der wir uns schon vor 2006 befunden haben", meinte der Italiener und ging näher auf die mageren Jahre von Renault ein.#w1#

Der schmale Erfolgsgrat in der Formel 1

Nach dem Weggang von Fernando Alonso war das Team in ein Leistungsloch gefallen. Eine völlig normale Situation in der Formel 1, tat Briatore das Pleitenjahr 2007 als Ausrutscher ab und stellte Vergleiche zu einem Branchenprimus an: "Ferrari hat 2005 auch fast nichts gerissen. So etwas kann in der Formel 1 durchaus vorkommen, denn der Grat zwischen Top und Flop ist in der Formel 1 sehr schmal."

Jetzt scheint man wieder zurück auf Kurs zu liegen: "Um dieses Ziel zu erreichen mussten wir eine Menge ändern und haben beispielsweise neue Leute eingestellt, die jung und erfolgshungrig sind", erläuterte Briatore. "Das Geheimnis ist, erst die Wurzel allen Übels auszumachen und dann mit der Arbeit zu beginnen. Ansonsten baust du ein Auto ohne Grundlage. Im vergangenen Jahr haben wir auf diese Weise fünf Monate verloren, ehe wir kapiert haben, was das Problem war."

"Jetzt sind wir bereit", kündigte der Italiener an, der auch 2009 auf die Dienste seines Lieblingsfahrers vertrauen kann. "Fernando und ich haben uns an jedem Wochenende unterhalten und uns aber zugleich darauf verständigt, bis zum Jahresende nichts zu sagen", schilderte Briatore die Vertragsverhandlungen abseits der Öffentlichkeit. "Weil wir ihn im Team haben, können wir mit dem anderen Fahrer experimentieren."

Briatore befürwortet Motoren-Angleichung

Doch allzu große Experimente stellt Briatore 2009 doch nicht an, denn mit Nelson Piquet im zweiten Auto herrscht Kontinuität in den Cockpits der Équipe. Andere Kandidaten hätte es gegeben, doch die waren laut Briatore noch nicht bereit: "Grosjean (Romain Grosjean; Anm. d. Red.) ist noch zu jung und hat außerdem in diesem Jahr zu viele Fehler in der GP2 produziert", so der Teamchef von Renault. Testpilot Lucas di Grassi nannte Briatore erst gar nicht - der Brasilianer schaut sich derzeit aber schon bei Honda um...

"Wenn du aber einen richtig starken Kerl schlagen willst, dann musst du deine Fahrer selbst heranziehen - genauso wie wir das mit Fernando gemacht haben und McLaren-Mercedes mit Hamilton (Lewis Hamilton; Anm. d. Red.)", sagte Briatore und ging abschließend noch auf das kurzfristige Auftauen der eigentlich eingefrorenen Motoren ein: "Ich denke schon, dass das fair ist: Man kann nicht die Leistung für fünf Jahre einfrieren und jemanden dabei auf der Strecke lassen."

"Als wir von den Vorschlägen der FIA gehört hatten, haben wir etwa 90 Leute von der Motorenfabrik in Viry abgezogen - ich glaube kaum, dass die anderen dasselbe getan haben. Das war ein Fehler, aber auch die FIA hat einen Fehler begangen, indem sie einen gewissen Spielraum für Eingriffe gelassen hat. Das steht eigentlich im Kontrast zu den Intentionen der Regeln, wonach die Motoren für fünf Jahre lang eingefroren werden sollten, als alle Leistungen ungefähr auf demselben Stand waren."