Briatore: "Es liegt an uns, besser zu arbeiten"
Renault-Teamchef Flavio Briatore glaubt an einen weiteren Aufstieg des Teams, vom Titel möchte er aber nicht sprechen
(Motorsport-Total.com) - Frage: "Flavio, was war deine erste Reaktion, als der Präsident des Renault-Teams, Patrick Faure, die Zielsetzung der Saison 2004 ausgab?"
Flavio Briatore: "Wir schlossen die Meisterschaft im vergangenen Jahr auf dem vierten Platz ab und wir mussten uns verbessern. Man muss auch sagen, dass wir über den Winter viel Arbeit hatten: Das Motorenkonzept wurde geändert, und auf der technischen Seite lagen wir hinter unserem Zeitplan zurück. Es war nicht einfach, alle verschiedenen Elemente zusammenzubringen, aber wir haben das geschafft."

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Renault-Teamchef Flavio Briatore erwartet 2005 weitere Fortschritte
Frage: "War es ein gutes Meisterschaftsjahr für das Renault-F1-Team?"
Briatore: "Ja. Wir haben unsere Ziele erreicht, das ist das Wichtigste. Ich persönlich bin zufrieden, wie das Team sich selbst geführt hat - wir sind Risiken eingegangen, sind aggressive Rennen gefahren und haben das Beste aus unseren Gelegenheiten gemacht. Natürlich bin ich wie jeder andere auch enttäuscht, dass wir in der Weltmeisterschaft nicht Zweiter geworden sind, aber die anderen waren eben einfach besser als wir. Ferrari war unantastbar und BAR hat einen außergewöhnlichen Fortschritt gemacht. Es ist wichtig, dass man beachtet, dass Renault immer noch ein junges Team ist. Wir müssen eine stetige Verbesserung zeigen und die Dinge nicht übereilen."#w1#
Frage: "Ist die Zeit ein wichtiger Aspekt, um in der Formel 1 Erfolg zu haben?"
Briatore: "Ja. Man macht genau dann Fehler, wenn man die Dinge zu schnell angeht."
Frage: "Bist du enttäuscht, dass Jacques Villeneuve in den letzten drei Rennen der Saison keine Punkte holte?"
Briatore: "Natürlich, aber die Aufgabe, die vor ihm stand, war enorm. Er hat etwas über ein Auto gelernt, das er nie zuvor gefahren ist. Außerdem waren es andere Reifen und die Autos waren vier Sekunden schneller als noch im vergangenen Jahr. Auch die Umstände haben ihm nicht geholfen: In Schanghai gab es eine neue Strecke, in Suzuka wurde der Trainingssamstag gestrichen und in Sao Paulo startete er mit Trockenreifen bei feuchten Bedingungen."
Frage: "Innerhalb von drei Jahren hat sich Renault zu einem Top-Team entwickelt. Bist du damit zufrieden?"
Briatore: "Einige sagen, dass es vier Top-Teams im Paddock gibt, aber da stimme ich nicht mit ihnen überein. Für mich gibt es nur ein Top-Team und das ist Ferrari. Die anderen müssen die Lücke zu ihnen schließen - nicht nur Renault. Ferrari hat 15 von 18 Rennen in diesem Jahr gewonnen und beide Meisterschaften dominiert. Es liegt an uns, besser zu arbeiten und sie in Zukunft herauszufordern."
Frage: "Warum habt ihr euch für 2005 für Giancarlo Fisichella entschieden?"
Briatore: "Zuerst einmal ist er ein 'Kämpfer', ein erfahrener Pilot. Aber er kommt auch an - sein Speed ändert sich von der ersten bis zur letzten Runde nicht. Er ergreift jede Chance, die ihm über den Weg läuft, und er kennt das Team gut. Außerdem hat er kein übergroßes Ego und er hat kein Interesse an der teaminternen Politik. Ich bin überzeugt, dass die Kombination Fisichella-Alonso im nächsten Jahr spektakulär sein wird."
Frage: "Ist nun alles vorhanden, um weiter Erfolg zu haben?"
Briatore: "Ich denke schon. In Viry-Châtillon und Enstone arbeitet man gut zusammen, unsere technischen Programme sind langfristig angelegt und wir erreichen unsere Ziele. Aber wir müssen immer bedenken, dass wir noch ein junges Team sind, und dass wir nicht zu viel versuchen sollten. In der Formel 1 gibt es eine Zutat, die man nicht kaufen kann: Zeit."

