• 28.04.2013 14:05

  • von Felix Matthey

Briatore: "Behalte Schumi lieber als Sieger im Gedächtnis"

Ex-Teamchef Flavio Briatore fand Michael Schumachers Formel-1-Comeback von vornherein falsch und erinnert sich an die Verpflichtung des Deutschen im Jahr 1991

(Motorsport-Total.com) - In den letzten Jahren ist es ruhig geworden um Flavio Briatore. Die einst so schillernde Person im Formel-1-Fahrerlager wurde nach der so genannten "Crashgate"-Affäre in Singapur 2008 zunächst lebenslänglich aus dem Paddock ausgeschlossen, ehe die Strafe dann doch wieder aufgehoben wurde.

Titel-Bild zur News: Michael Schumacher

Flavio Briatore (l.) und Michael Schumacher erlebten zusammen zahlreiche Erfolge Zoom

Heute ist Briatore ein erfolgreicher Unternehmer und Familienvater, der durch die ganze Welt reist. Selbst eine Krebserkrankung vor ein paar Jahren konnte den früheren Benetton- und Renault-Teamchefs nicht aus der Bahn werfen. Die Formel 1 verfolgt er allerdings nur noch als Beobachter am Fernsehbildschirm.

Damit hat er mittlerweile wieder etwas gemeinsam mit seinem früheren Piloten Michael Schumacher, den er 1991 nach dessen Debüt für Jordan zu Benetton holte, für die der Deutsche 1994 und 1995 seine ersten beiden von insgesamt sieben Weltmeister-Titeln einfahren konnte. Schumacher hatte sich Ende 2006 zum Rücktritt aus der Formel 1 entschlossen. 2010 gab der Deutsche dann im Alter von 41 Jahren allerdings sein Comeback. In Diensten von Mercedes wollte es der ehemalige Ferrari-Star noch einmal wissen.

Konkurrenz war für Schumacher zu groß

Die Comeback missglückte allerdings. In drei Saisons fuhr der erfolgsverwöhnte Kerpener nur ein einziges Mal auf das Podium. Eine Pole-Position im Fürstentum Monaco war ein weiterer kleiner Lichtblick. In Briatores Augen war das Comeback ein Fehler. "Jeder war aufgeregt, als er davon erfuhr. Ich selbst hielt das allerdings von Anfang an für einen Fehler", sagt der 63-Jährige im Gespräch mit 'Autosport'. "Die Formel 1 ist heutzutage ganz anders als sie beispielsweise vor 20 Jahren war, als sich Alain Prost für ein Comeback entschied."

"Prost hatte damals mit dem Williams ein sehr konkurrenzfähiges Auto", erinnert sich der Italiener. Bei Schumachers Comeback sei die Konkurrenz außerdem enorm gewesen: "Es gab Fernando (Alonso; Anm. d. Red.), Hamilton oder auch Button. Und der Mercedes war nicht das beste Auto. Ich möchte Schumi lieber als Sieger im Gedächtnis behalten, nicht als Pilot, der Probleme im Qualifying hat und dann Neunter wird. Das passt nicht zu so einem Ausnahmetalent wie Schumacher."

Briatore ließ Schumi 1991 umsonst fahren

Das enorme Talent Schumachers erkannte 1991 unter anderem auch Teamchef Eddie Jordan, der vor dem Großen Preis von Belgien in Spa-Francorchamps den damals gerade einmal 22-jährigen Deutschen unter Vertrag nahm, nachdem sein Stammfahrer Bertrand Gachot zuvor wegen eines tätlichen Übergriffs auf einen Taxifahrer ins Gefängnis hatte gehen müssen. Schumacher fiel im Rennen zwar wegen eines Getriebeschadens aus, beeindruckte jedoch mit Startplatz sieben.

Infolge dessen zeigte auch Benetton-Teamchef Briatore, der damals eigentlich Heinz-Harald Frentzen für den schnelleren Deutschen hielt, Interesse an den Diensten Schumachers. Ein Rennen später, beim Großen Preis von Italien in Monza, saß Schumacher bereits im damals noch gelben Benetton. Zustande kam dieser Wechsel durch einen cleveren Schachzug Briatores. "Eddie wollte eine gewisse Summe für den Italien GP von Michael haben", erinnert sich Briatore. "Tic-Tac war damals Michaels Sponsor. Ich sagte zu Michael: 'Mach dir keine Sorgen, wenn Tic-Tac das Geld nicht aufbringen kann, kannst du für mich umsonst fahren.' Als das Geld dann tatsächlich nicht eintraf, unterschrieben wir den Deal."

"Ich sagte zu Michael: 'Mach dir keine Sorgen, wenn Tic-Tac das Geld nicht aufbringen kann, kannst du für mich umsonst fahren'." Flavio Briatore

Die Verpflichtung sei für Benetton laut Briatore sehr wichtig gewesen, habe man sich damals doch keine Top-Fahrer leisten können: "Wir wussten, dass unser Auto schnell ist. Doch solange man keinen schnellen Fahrer im Auto hat, kann man das nicht mit Sicherheit sagen." Top-Piloten hätten sich damals einen Spaß aus Benetton gemacht, war die Marke damals doch vor allem für ihre Textilien bekannt. Briatore: "Sie machten sich lustig und sagten 'Ihr seid Benetton, ihr stellt T-Shirts her!'" Der Schachzug mit Schumachers sei da die beste Möglichkeit gewesen, einen schnellen Piloten zu verpflichten. "Und es kostete mich keinen Cent!", sagt Briatore heute noch hocherfreut.

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