'BRDC'-Machtkampf: Stewart geht es um die Ehre
Das intensiver werdende Gerangel um seine 'BRDC'-Präsidentschaft sieht Jackie Stewart als härtesten Kampf seiner Karriere
(Motorsport-Total.com) - Seit Wochen tobt im britischen Rennfahrerklub 'BRDC', dem unter anderem die Grand-Prix-Strecke in Silverstone gehört, ein verbitterter Machtkampf. Konkret geht es darum, dass viele Mitglieder den Präsidenten Jackie Stewart stürzen wollen. Der dreifache Formel-1-Weltmeister hat jedoch angekündigt, sein Amt nicht aufgeben zu wollen.

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Ken Tyrrell (links) mit seinem Nachfolger als 'BRDC'-Präsident, Jackie Stewart
"Ich habe eine so ernste Situation in meinem gesamten professionellen und sportlichen Leben noch nicht erlebt", erzählte er Journalisten bei einem Pressedinner. "Meine Integrität und meine Glaubwürdigkeit werden in Frage gestellt. Es gibt eine strukturierte und bösartige Kampagne gegen mich, angezettelt von ein paar Leuten, die eine Kette von Fehlinformationen in die Welt gesetzt haben. Ich werde mich aber nicht geschlagen geben. Meine Integrität ist mir wichtig."#w1#
Werte wie Ehre und Integrität sind Stewart wichtig
Wie ernst es dem 65-Jährigen in der Angelegenheit ist, beweist ein Wappen mit der Aufschrift "Sorge und Integrität" in seinem Wohnzimmer, das er seinerzeit von Queen Elisabeth II. erhalten hat, als er zum Ritter geschlagen wurde. Stewart geht es in seinem Kampf um die Präsidentschaft weniger um das Amt an sich als vielmehr um seinen Ruf. Dementsprechend fiebert er der nächsten 'BRDC'-Generalversammlung am 12. Mai entgegen, bei der über ihn abgestimmt werden soll.
Ausgelöst wurden die Diskussionen um Stewart durch die Verlängerung des Grand-Prix-Vertrags von Silverstone mit Bernie Ecclestone im vergangenen Jahr. Der Schotte wollte lediglich einen Dreijahresdeal, der damalige 'BRDC'-Vorsitzende Ray Bellm handelte mit Bernie Ecclestone jedoch einen Fünfjahresvertrag aus. Die 'BRDC'-Mitglieder stellten sich mehrheitlich auf Bellms Seite, der dennoch mit sechs zu vier Stimmen aus dem Vorstand entlassen wurde.
Anschließend stand lange der Verdacht im Raum, Bellm könnte die Hetzkampagne gegen Stewart angezettelt haben, er selbst bestritt dies jedoch vehement. Auch Stewart stellte nun klar, dass Bellm dafür nicht verantwortlich zu machen sei. Vielmehr seien es einige wenige 'BRDC'-Mitglieder, die ihn nur noch in einer Rolle als Botschafter sehen wollen, aber nicht mehr als Entscheidungsträger, gewesen.
Stewart kontaktierte einzelne 'BRDC'-Mitglieder
Als eine Unterschriftenliste gegen Stewart an die Öffentlichkeit drang, griff der 'BRDC'-Präsident prompt zum Hörer und kontaktierte ungefähr 20 auf der Liste stehende Mitglieder per Telefon: "Ich habe sie gefragt, warum ihr Name auf einem Papier steht, dessen Sinn es ist, mich aus dem Vorstand zu werfen. Ich habe ihnen ein paar Dinge erklärt und am Ende sagten alle, 'Oh, das tut mir Leid, das wusste ich nicht'", so Stewart.
Dass er so vehement um seine Präsidentschaft kämpft, dürfte aber auch einen anderen Hintergrund haben: Im Jahr 2000 übernahm Stewart das Ruder des 'BRDC' auf speziellen Wunsch seines Vorgängers und früheren Teamchefs Ken Tyrrell, der seinem ehemaligen Starpiloten aus den 60ern und 70ern noch am Sterbebett mitteilte, wie er das Amt auszuüben hat. Für Stewart steht daher fest: "Das ist der härteste Kampf meines Lebens, aber ich muss ihn kämpfen."

