• 17.10.2009 12:29

  • von David Pergler

Brawn: "Wünschte, wir wären nicht in dieser Situation"

Ross Brawn übt sanfte Kritik an seinem Piloten Jenson Button - der Teamchef hätte natürlich lieber gestern als morgen den Titelgewinn gefeiert

(Motorsport-Total.com) - Die Formel-1-Saison 2009 ist auf ihre Zielgerade abgebogen und trotz des großen Punktevorsprungs kann sich Jenson Button nach einer über alle Maßen erfolgreichen ersten Saisonhälfte bislang noch nicht zum Champion krönen. Nach wie vor haben Rubens Barrichello und Sebastian Vettel Chancen, den britischen Meisterschaftsanwärter kurz vor dem Ziel noch abzufangen.

Titel-Bild zur News: Ross Brawn

Ross Brawn will nicht bis zur letzte Kurve um den Titel zittern müssen

Kritik wird laut, wonach Button zu sehr auf Sicherheit spiele und den Titel durch seine Null-Risiko-Strategie möglicherweise noch verspiele. Sein Teamchef Ross Brawn kann die Herangehensweise seines Schützlings nachvollziehen, aber auch der Mastermind des Rennstalls hätte den Titel am liebsten bereits längst unter Dach und Fach. Brawn ist es nicht entgangen, dass Button seit einigen Rennen scheinbar nur noch mit Halbgas fährt.#w1#

"Ich habe von ihm auch nicht mehr diesen Zauber auf der Strecke gesehen, den wir in einigen Rennen erlebt haben", erklärte er der Zeitung 'The Guardian'. "Auch ich sehe Anzeichen dafür, dass er nun etwas konservativer zu Werke geht. In der ersten Saisonhälfte konnte er noch denken: 'Ich habe nichts zu verlieren, holen wir uns den Sieg'. Er würde dem zwar nicht zustimmen, aber ich denke, dass es keinen Sinn ergibt, ihn zu pushen. Das wäre nutzlos."

Treffender Fußballvergleich

"Er glaubt, dass das nicht stimmt. So was geschieht aber immer unterbewusst." Ross Brawn

Button müsse es auf seine Weise zu Ende bringen, so der Brite. "Das liegt nun mal in der menschlichen Natur: Mir hat mal jemand erklärt, dass wenn man ein Fußballspiel bestreitet und nach der ersten Halbzeit mit 3:0 in Führung in die Kabine geht, man in der zweiten Halbzeit auch nicht mehr so spielt wie in der ersten. Ich kann das verstehen. Ich wünschte, wir wären nicht in dieser Situation. Aber es zieht sich eben hin."

Ob er seinen Schützling darauf angesprochen hat und ihn aufgefordert hat, im Meisterschaftskampf mehr Biss und Entschlossenheit zu zeigen? "Natürlich haben wir darüber geredet", entgegnet Brawn. "Er glaubt, dass das nicht stimmt. So was geschieht aber immer unterbewusst. Wenn man in ein Rennen ohne Meisterschaftsambitionen geht, kann man alles geben. Wenn man dabei einen Fehler macht, dann hat man Pech. Aber wenn man weiß, dass ein Fehler schwerwiegende Konsequenzen im Bezug auf deine Meisterschaft haben kann..."

Allerdings hat die Geschichte gezeigt, dass auch bedachte Null-Risiko-Strategien zu Fehlern führen können, man denke dabei an das Interlagos-Rennen von 2008, als Lewis Hamilton trotz minimalistischer Herangehensweise kurz vor Schluss noch Sebastian Vettel im Toro Rosso unterlag und den Titel damit zunächst aus der Hand gegeben hatte. Zudem gilt nach wie vor die alte Formel-1-Phrase: Der erste Titel ist immer der schwerste.

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