• 16.10.2009 23:40

  • von Dieter Rencken

Button: "Bin viel entspannter"

Jenson Button spricht über sein Freitagstraining in São Paulo und erklärt, weshalb er gelassener sein kann als seine beiden Titelrivalen

(Motorsport-Total.com) - Mit einem siebenten und einem fünften Platz erfüllte Jenson Button im heutigen Freitagstraining in Sãu Paulo genau das Plansoll, denn während seine beiden Titelrivalen Rubens Barrichello und Sebastian Vettel nach Möglichkeit unbedingt gewinnen sollten, reicht dem Brawn-Piloten schon ein dritter Platz, um vorzeitig Weltmeister zu werden. Mit diesem Wissen im Hinterkopf wirkte er nach den beiden Sessions trotz einiger kleinerer Probleme recht entspannt.

Titel-Bild zur News: Jenson Button

Voll auf WM-Kurs: Jenson Button erlebte einen recht brauchbaren Auftakt

Frage: "Jenson, wie war heute die Balance deines Autos?"
Jenson Button: "Auf dem harten Reifen gut. Ich war mit der Balance auf den Longruns sehr glücklich. Wenn man bedenkt, dass wir Regen erwartet hatten, konnten wir viele Runden drehen und intensiv am Setup arbeiten. Der harte Reifen sieht also gut aus. Leider stimmt die Balance auf der weicheren Mischung noch nicht so ganz - und am Nachmittag hatten wir auch mit neuen Reifen Probleme. Der weiche Reifen ist einfach komplett anders als der Prime. Wir haben die Balance noch nicht und müssen daran über Nacht arbeiten."#w1#

Probleme mit den weichen Reifen

Frage: "Was bedeutet das für das Qualifying und für das Rennen?"
Button: "Dass wir die Balance auf dem weichen Reifen aussortieren müssen. Ich glaube, der Prime wird im Rennen der bessere Reifen sein - und unsere Rennpace sieht ja sehr gut aus. Aber am Qualifying müssen wir arbeiten, denn ich fühle mich mit dem Optionsreifen nicht wohl."

"Das Qualifying ist immer wichtig, aber auf dieser Strecke kann man viel leichter überholen als auf manchen anderen. Ich will aber trotzdem im Qualifying so weit vorne wie möglich landen. Wir müssen herausfinden, warum die Reifen so dermaßen unterschiedlich sind. Vielleicht ist die Balanceänderung, die ich einbinden muss, um mit den beiden Reifen fahren zu können, zu groß. Wir müssen das verstehen."

¿pbvin|512|2075||0|1pb¿Frage: "Du wirkst nicht hundertprozentig glücklich mit dem Auto. Wie konkurrenzfähig ist es?"
Button: "Ich glaube, es kann konkurrenzfähig sein. Unsere Longruns sind stark, was für das Rennen wichtig ist. Natürlich weiß man noch nicht, wie schnell die einzelnen Leute sind, aber das Auto fühlt sich gut an und das ist wichtig. Nur auf eine Runde fehlt mir die Balance noch. Rubens ist da schon weiter, aber selbst er muss das Auto noch verbessern. Hoffentlich gelingt uns das morgen Vormittag. Am Samstagmorgen arbeitet man sowieso mehr auf das Qualifying hin als am Freitag. Ich habe morgen noch einiges auszuprobieren und ich freue mich schon darauf, das Auto zu verbessern."

Frage: "Wünschst du dir als Engländer grauen Himmel und Regen für dieses Wochenende?"
Button: "Ich lebe schon seit zehn Jahren nicht mehr in England, aber ich bin schon gespannt darauf, wie das Wetter hier wird. Die Sache ist die: Wenn es regnet, ist das ein Vorteil für Red Bull. Wenn es so halb-halb ist wie heute, dann könnte es sehr interessant werden - und sehr lustig."

Frage: "Man konnte heute sehen, wie du dich voll auf alle Zeiten und alle Informationen konzentrierst. Ist es hinsichtlich der Konzentration ein schwieriges Wochenende?"
Button: "Es ist viel einfacher für mich. Ich bin viel entspannter als in den letzten Rennen. Für Rubens - ich will nicht sagen, dass er unter Druck steht, denn dieses Wort verwenden die Leute andauernd und es ist so frustrierend, es zu hören - ist es ein großes Rennen. Es ist sein Heimrennen. Ich bin entspannt und befinde mich in einer anderen Situation, denn Rubens und Sebastian müssen mich um eine gewisse Punkteanzahl schlagen, um in der Weltmeisterschaft zu bleiben. Also kann ich entspannt sein."

Von Höhen und Tiefen geprägt

Frage: "Betrachtest du deine Saison im Nachhinein betrachtet als eine Saison voller Höhen und Tiefen oder als konstant?"
Button: "Ich habe in fast jedem Rennen gepunktet, aber trotzdem gab es auch Höhen und Tiefen. Siege sind immer Höhen, aber es gibt immer Höhen und Tiefen. So verläuft jede Meisterschaft - außer man schreibt das Jahr 2004, heißt Michael Schumacher und sitzt in einem Ferrari! Damals hat er ja fast alle Rennen gewonnen."

"Wenn jemand ein Upgrade an eine Strecke bringt und sonst niemand, dann kann er damit zwei bis drei Teams überholen." Jenson Button

"Dieses Jahr ist für die Formel 1 sehr aufregend, weil es viele verschiedene Sieger gibt und alles eng beisammen liegt. Wenn jemand ein Upgrade an eine Strecke bringt und sonst niemand, dann kann er damit zwei bis drei Teams überholen. Es ist eine wirklich interessante Saison, aber umso schwieriger ist es, an einem Rennwochenende das Setup optimal zu treffen und die richtige Strategie auszuwählen. Die KERS-Autos helfen dabei auch nicht gerade."

Frage: "Sebastian Vettel rasiert sich nicht mehr, bis er keine WM-Chancen mehr hat. Verfolgst du auch irgendeinen Aberglauben?"
Button: "Nein, ich bin überhaupt nicht abergläubisch. Ich steige immer von der gleichen Seite ins Auto ein, aber das auch nur deswegen, weil ich eben schon immer von rechts einsteige. Ich bin aber kein abergläubischer Mensch."

Frage: "Wie würdest du Rubens Barrichello beschreiben?"
Button: "Er ist offensichtlich ein sehr talentierter Fahrer. Er hat viel Erfahrung im Sport. Als Teamkollegen kommen wir sehr gut miteinander aus, aber wir sind auch sehr ehrgeizig - und ich kann mir keinen ehrgeizigeren Teamkollegen ausmalen als ihn. Er ist ein harter Gegner, aber es ist gut, einen starken Teamkollegen zu haben. Wenn du das nicht hast, dann treibst du dich selbst nicht genug an. Ihn bei uns zu haben, ist großartig. Ich hatte noch nie einen Teamkollegen, der mich so sehr an meine Grenzen getrieben hat."

Frage: "2006 warst du hier auf dem Podium. Das muss auch diesmal dein Ziel sein, um Weltmeister zu werden..."
Button: "Ein Podium wäre großartig, aber ich komme nicht hierher, um Dritter zu werden. Ich will den bestmöglichen Job machen. Das bedeutet, dass ich gewinnen will. Die McLarens, die Red Bulls und wir sind im Moment die stärksten Teams - vielleicht noch mit Ferrari oder Williams. Wir müssen abwarten, aber die McLarens und Red Bulls sind sicher konkurrenzfähig."