• 23.05.2009 21:40

  • von Christian Nimmervoll & Dieter Rencken

Brawn vergleicht Button mit Schumacher

Ross Brawn spricht in den höchsten Tönen von Jenson Button und sieht Rubens Barrichello als Referenz für Vergleiche mit Michael Schumacher

(Motorsport-Total.com) - Jenson Button hat vier der ersten fünf Saisonrennen gewonnen - eine Erfolgsbilanz, wie sie zuletzt Michael Schumacher im Jahr 2004 auf Ferrari erreicht hat. Was die beiden verbindet, ist der Mann am Kommandostand: Ross Brawn. Der Teamchef des ehemaligen Honda-Rennstalls ist daher am besten geeignet, den aktuellen mit dem in Rente getretenen Superstar zu vergleichen.

Titel-Bild zur News: Button und Schumacher

Jenson Button und Michael Schumacher beim Grand Prix von San Marino 2004

"Sie sind unterschiedliche Charaktere", sagt Brawn über Schumacher, mit dem er zwischen 1991 und 2006 bei Benetton und Ferrari zusammengearbeitet hat, und Button. "Beide sind sehr talentiert. Durch diese Chance, die Jenson jetzt hat, konzentriert er sich sehr stark darauf, welche Dinge passieren und warum sie passieren und was er besser machen kann. Da ist er Michael ähnlich, trotzdem sind sie unterschiedlich."#w1#

Zahlen sprechen für Schumacher

In den wichtigsten Statistiken hat Schumacher bei 249:158 Rennteilnahmen klar die Nase vorne: 91:5 Siege, 68:7 Pole-Positions, 1.291:273 Punkte, 7:0 WM-Titel. Doch Button hatte bis 2009 auch noch nie ein Auto, das aus eigener Kraft siegfähig war. Daher findet Brawn Vergleiche zwischen den beiden eigentlich unpassend: "Ich habe 15 Jahre lang mit Michael gearbeitet, arbeite jetzt aber erst das zweite Jahr mit Jenson zusammen."

Als einzige Referenz, die man anwenden kann, sieht der Ex-Ferrari-Mastermind Rubens Barrichello, der früher Schumacher-Teamkollege war und jetzt neben Button für Brawn fährt: "Es gab Rennen, in denen Rubens schneller als Michael war. Wenn man also Rubens als Referenz hernimmt, dann ist Jenson sehr schnell", so Brawn. "Darum haben wir uns am Saisonbeginn auch für Rubens entschieden. Wir halten ihn für einen sehr schnellen Fahrer. Ich finde, das beweist er auch."


Fotos: Jenson Button, Großer Preis von Monaco


Button wie auch Barrichello hätten sich diese Saison enorm gesteigert: "Ich glaube, wenn sich einem ehrgeizigen Sportler wie Jenson eine einmalige Chance eröffnet, dann ergreift er sie, dann konzentriert er sich darauf. Immer, wenn etwas gut läuft, denkt man viel daran. Da tickt jeder Mensch gleich. Im Vorjahr hätte er die Formel 1 vielleicht manchmal am liebsten vergessen. Jetzt genießt er es, darüber nachzudenken", so der 54-Jährige.

Die ewige Nummer zwei

Apropos Barrichello: Der brasilianische Routinier, der bei Ferrari hinter Schumacher meist nur die Nummer zwei war und diese Rolle fallweise auch kompromisslos vom Team aufgedrückt bekam - man denke nur an den legendären Funkspruch "Rubens, let Michael pass for the Championship" -, vermutete übrigens nach dem letzten Rennen in Barcelona eine Stallorder gegen sich, als Buttons Strategie umgestellt wurde, seine aber nicht. Doch das Thema ist inzwischen abgehakt.

"Das wurde eigentlich gleich nach dem Rennen in Barcelona geregelt", winkt Brawn ab. "Wenn du aus dem Auto steigst und glaubst, du hättest das Rennen gewinnen können, es aber nicht gewonnen hast, dann bist du sauer. Rubens wurden halt gleich die Mikrofone unter die Nase gehalten. Als wir dann im Büro miteinander gesprochen haben, war er ganz entspannt und gut drauf. Er weiß, dass wir keine Spielchen spielen."

Michael Schumacher, Rubens Barrichello

Rubens Barrichello war bei Ferrari meist nur Wasserträger für Michael Schumacher Zoom

"Heute hätte er auch auf Pole fahren können, aber dann zauberte Jenson in letzter Minute wieder eine besondere Zeit aus dem Hut", so Brawn, der das Thema Stallorder folgendermaßen sieht: "Wenn wir einen Punkt erreichen, an dem nur noch ein Fahrer Weltmeister werden kann, dann könnte sich das ändern, aber davon sind wir im Moment weit entfernt. Wir glauben, dass wir ein besseres Team sind, wenn sich die beiden Fahrer gegenseitig anstacheln."