• 23.05.2009 21:40

  • von Dieter Rencken

Sutil: "Das Rennen wird gewiss interessant"

Force-India-Pilot Adrian Sutil im Interview über die Qualifikation in Monte Carlo, das Kräfteverhältnis und die Aussichten auf ein Top-Cockpit in der Formel 1

(Motorsport-Total.com) - Erstmals in diesem Jahr war für Force India nicht schon in Q1 Schluss. Adrian Sutil und Giancarlo Fisichello zogen gemeinsam in den zweiten Qualifikationsabschnitt ein und sicherten sich so eine überraschend gute Ausgangslage für den Grand Prix von Monaco. Im Interview nahm Youngster Sutil Stellung zu seinem bisherigen Wochenende und blickte zurück auf das unglückliche Rennen von 2008. Trotz dieses Pechs ist sich Sutil sicher: Seine große Chance in der Formel wird noch kommen.

Titel-Bild zur News: Adrian Sutil

Force-India-Pilot Adrian Sutil möchte in Monte Carlo wieder positiv überraschen

Frage: "Adrian, wie würdest du diesen Tag zusammenfassen?"
Adrian Sutil: "Das war für alle von uns ein sehr guter Tag. Beide Autos sind in Q2 vorgestoßen, was für das Team ein großer Erfolg war. Dennoch war die Qualifikation sehr schwierig, weil es sehr viel Verkehr auf der Strecke gab. Da ist es natürlich besonders schwierig, eine gute Runde hinzubekommen. Das ist uns aber gut gelungen und das stimmt mich sehr zufrieden."#w1#

Monaco 2008 bleibt in Erinnerung

Frage: "In Q2 sind die Autos am schnellsten. Dein Teamkollege hat dich geschlagen - woran lag das?"
Sutil: "Ich war bis zur letzten Runde noch vor ihm klassiert. Diese eine Runde habe ich dann aber nicht zusammengebracht. Auch auf meinem zweiten Umlauf hat es nicht ganz gepasst. Wir hatten uns dazu entschlossen, zwei schnelle Runden am Stück zu fahren. Dadurch wollten wir Temperaturproblemen bei den Reifen entgehen. Wir haben vermutlich nicht bestmöglich abgeschnitten, aber P15 ist schon okay. Das ist ein gutes Ergebnis für uns."

Frage: "Du warst also in Q1 schneller unterwegs als in Q2..."
Sutil: "Ganz genau. Meine beste Runde war mein erster Versuch auf den weichen Reifen. Das war noch vor der Roten Flagge. Danach habe ich es einfach nicht hinbekommen und hatte Verkehr. Mein zweiter Run war sehr gut, doch plötzlich gab es Gelbe Flaggen im letzten Sektor. Da musste ich natürlich langsam machen. Dennoch hat es für den Einzug in Q2 gereicht. Da hatte ich wohl etwas Glück."

"Das hat mir einen tollen Schub verpasst." Adrian Sutil

Frage: "Was fällt dir ein, wenn du an das Rennen im vergangenen Jahr zurückdenkst?"
Sutil: "Dieses Rennen war sehr... interessant (lacht; Anm. d. Red.). Das war wirklich ein erstaunlich guter Grand Prix - leider mit einem sehr unglücklichen Ende. Kimi hat mich in der Schikane am Heck erwischt. Insgesamt war ich aber sehr zufrieden mit diesem Rennen, als ich es mit noch einmal angeschaut habe. Da gibt es einige schöne Erinnerungen. Ich habe einige gute Umläufe hingelegt und bin gegen Rennmitte sogar schnellste Runden gefahren. Das hat mir einen tollen Schub verpasst."

Frage: "Was denkst du, kannst du von deinem Startplatz aus erreichen?"
Sutil: "Meiner Meinung nach befinden wir uns im Augenblick in einer guten Position. Wir liegen mitten im Mittelfeld. Zugegebenermaßen ist es in dieser Ecke immer sehr gefährlich. Hier in Monaco gilt natürlich: je weitere vorne du stehst, umso besser. Es kommt letztendlich auch auf die Strategie an. Da werden wir sicherlich viele unterschiedliche Herangehensweisen erleben. Es ist ja wirklich alles möglich - von einem über zwei bis hin zu drei Stopps. Das Rennen wird also gewiss sehr interessant werden."

Nichts ist unmöglich in der neuen Formel 1

Frage: "Du bist schon in anderen Formelklassen gegen deinen alten Freund Lewis angetreten. Jetzt steht ihr in der Startaufstellung wieder eng beieinander. Was denkst du darüber?"
Sutil: "Das ist doch eine schöne Sache! Es ist gut zu wissen, dass er hinter mir liegt. Warten wir einmal ab - aber ich hoffe schon sehr darauf, dass er hinter mir bleiben wird."

Frage: "Du magst den Kurs in Monaco sehr. Ist das mit ein Grund, warum du mit einem kleinen Team vor solch großen Namen wie BMW und Toyota zu finden bist?"
Sutil: "Es ist in diesem Jahr total verrückt, was alles passiert. Wenn man sich anschaut, dass Toyota in Bahrain die Doppelpole erobert hat und dass sie jetzt Vorletzter und Letzter sind - das kann man einfach nicht verstehen. In diesem Jahr scheint aber alles möglich zu sein. Noch weiß offensichtlich keiner so richtig, was gut für die Autos und welches die richtige Richtung ist. Davon ausgenommen sind Red Bull und Brawn, die bislang sehr konstant waren. Das ist sehr interessant für die Formel 1, für die Zuschauer aber wohl sehr schwierig nachzuvollziehen."

"Es gibt kein Team mehr, das konstant da ist, wo es sich normal befindet." Adrian Sutil

Frage: "Ist diese Entwicklung gut für die Formel 1?"
Sutil: "Ich glaube schon, denn das macht die Geschichte doch interessant. Vielleicht ist das aber schon ein bisschen zu viel des Guten - immerhin geht es da ja sehr krass von oben nach unten. Es gibt einfach kein Team mehr, das konstant da ist, wo es sich normal befindet. Wir haben im Moment nur ein Team an der Spitze. Und das kennt keiner. Das ist bestimmt eine neue Situation."

Frage: "Ist die Formel 1 durch die neuen Regeln einfacher oder berechenbarer geworden?"
Sutil: "Es ist besser geworden, weil wir nun mehr Grip in der Kurvenmitte haben. Auch die Traktion ist durch den Slickreifen viel besser geworden. Für die Rillenreifen hat man im vergangenen Jahr einfach einen komplett anderen Fahrstil benötigt. Jetzt kann man etwas mehr pushen und auch ein bisschen aggressiver zu Werke gehen. Das macht schon mehr Spaß. Unsere Rundenzeiten haben sich um etwas 1,5 Sekunden verbessert. Das ist ein klares Zeichen dafür, dass das Auto besser geworden ist - unterstreicht aber zugleich, dass die Reifen in Monaco einiges mehr bringen."

Hoffen auf die große Chance

Frage: "Wenn man davon ausgehen kann, dass Monaco eine Fahrerstrecke ist, dann müsste Adrian Sutil doch einmal bei einem größeren Team die Chance bekommen, zu zeigen, was in ihm noch alles drinsteckt, oder?"
Sutil: "Ja, das hoffe ich auch. Ich will natürlich nach oben - egal wie. Ich hoffe, dass man sieht, was ich hier mache. Das ist natürlich mein Ziel. Strecken wie Monaco oder Chancen im Regen müssen wir einfach nutzen. Das ist uns bis jetzt immer ganz gut gelungen. Das wird hoffentlich bald einmal belohnt."

"Erst einmal muss es einen Platz geben, wo man hinwechseln kann." Adrian Sutil

Frage: "Wenn du sagst, du hoffst darauf - heißt das, dass sich bislang noch niemand konkret erkundigt hat?"
Sutil: "Ganz genau. Konkret gab es dahingehend leider noch nichts. Es ist auch noch sehr früh, das muss man auch sehen. Aber die Leute sehen das und man bekommt ja auch von vielen Leuten ein Feedback - auch von anderen Teams. Letztendlich muss es im Fahrerfeld aber auch passen. Erst einmal muss es einen Platz geben, wo man hinwechseln kann. Das ist nicht so einfach, aber schauen wir einmal. Das Jahr ist noch lang und ich versuche einfach, konstant weiterzumachen."

Frage: "Demnach müsste dir die Aufstockung des Starterfeldes entgegenkommen. Max Mosley will ja mehr Teams in der Formel 1 haben..."
Sutil: "Ich denke, ein neues Team wird sich immer etwas schwer tun. Ich fände es aber definitiv gut, wenn es mehr Rennställe in der Formel 1 gäbe. So war das ja früher schon mit 25 bis 30 Autos. Das würde die Formel 1 sicherlich bereichern."