• 26.07.2002 10:35

  • von Fabian Hust

Brawn über McLarens Wechsel auf Michelin-Reifen froh

Ross Brawn spricht über die unglaublich enge Zusammenarbeit mit Bridgestone und über eine bedeutende Neuerung im F2003

(Motorsport-Total.com) - Für viele Experten steht fest, dass Ferrari zwar mit Sicherheit das beste Auto im Feld hat, ein Großteil des Erfolges aber auch Reifenpartner Bridgestone zuzuschreiben ist. Das Rennen in Malaysia, als die BMW-Williams-Piloten auf den Michelin-Pneus den Ferrari auf und davonfahren konnte, hatte gezeigt, wie binnen zweier Wochen das Kräfteverhältnis kippen kann und wie groß der Einfluss der Reifen auf das Gesamtpaket ist.

Titel-Bild zur News: Ross Brawn

Ross Brawn zeigte sich bei seiner Ankunft am Donnerstag bestens gelaunt

"Zu jener Zeit, als wir mit Goodyear-Reifen unterwegs waren und gegen die Bridgestone-Teams fuhren, sahen wir, wie schwierig es ist, sie zu schlagen und wir waren von Ihrer Arbeit beeindruckt", blickt Ross Brawn auf das Jahr 1998 zurück, als McLaren-Mercedes dank Bridgestone den Reifenvorteil voll ausspielen konnte. Ein Jahr später war auch Ferrari auf den Reifen der Japaner unterwegs, als sich Goodyear aus dem Formel-1-Sport zurückzog.

Enge Zusammenarbeit notwendig

"Wir realisierten, wie wichtig es ist, eine starke Beziehung zu einem Reifenhersteller zu haben", so Brawn weiter. "Als Michelin mit einigen Top-Teams dazu kam, sahen wir die Notwendigkeit, unsere Beziehung noch enger zu ziehen und stärker mit Bridgestone zu kooperieren." Benetton und McLaren, einst die Teams, die bei Bridgestones Einstieg am engsten mit den Japanern kooperierten, sind mittlerweile auf Michelin-Pneus unterwegs. McLaren wechselte für diese Saison auf die Reifen der Franzosen, weil man sich benachteiligt fühlte. Seitdem ist Ferrari das einzige Top-Team von Bridgestone und dementsprechend kann man sich auf die Italiener konzentrieren.

"Wir entschieden uns, mehr Ingenieure dafür abzustellen, eng mit Bridgestone zusammenzuarbeiten. Die Ingenieure von Bridgestone sollten mehr über das Auto wissen und wir wollten mehr über die Reifen lernen. Es geht in erster Linie um die Konstruktion der Reifen und weniger über die Mischungen, was mehr der Aufgabenbereich der Chemiker und weniger der Ingenieure ist." Und die Reifenmischungen waren in den letzten Rennen meistens erste Sahne und sorgten dafür, dass man im Rennen einen schnellen und konstanten Reifen zur Verfügung hatte.

Brawn über McLaren-Wechsel zu Michelin "erleichtert"

Die einen sagen, Bridgestone sei dieses Jahr im Nachteil, da man wegen des Weggangs von McLaren-Mercedes weniger Testkilometer abspulen könne, aber Ross Brawn sieht das anders: "Auch wenn Bridgestone diese Ansicht vielleicht nicht teilen mag, so war ich persönlich erleichtert, als McLaren zu Michelin wechselte. Das gestaltete unsere Beziehung noch offener. Die Leute von Ferrari verbringen nun mehr Zeit in Japan und im Moment arbeiten Leute von Bridgestone in Maranello. Wir betrachten auch gemeinsam unsere Tests und Rennen."

Die beinahe als "Monopol-Stellung" zu bezeichnende Zusammenarbeit hat auch dazu geführt, dass das Team mit Luciano Burti einen zweiten Testfahrer verpflichtet hat: "Im Testteam haben wir nun ein Auto und einen Fahrer ? entweder Burti oder Badoer ? die die ganze Zeit an Reifen arbeiten anstatt die Reifentests irgendwo im Testprogramm unterbringen zu müssen. Ich würde sagen, dass wir nun drei volle Tage zwischen den Grand Prix Reifen testen. Und wir versuchen das Auto und den Reifen zusammen weiterzuentwickeln statt dies separat zu tun."

Qualifying-Leistung verbesserungswürdig

Doch eine Schwäche offenbart das Paket im Moment: Die Qualifyingleistung. "Es half uns nicht, in Magny-Cours nicht auf der Pole zu stehen. Wir hatten am Start ein schnelleres Auto, konnten das aber nicht ausnutzen. Wir verloren auch das Rennen in Monaco, weil wir dort ebenfalls nicht auf Pole standen. Die Schwierigkeit ist es, die Qualifying-Leistung zu verbessern ohne Leistung im Rennen zu verlieren, aber wir arbeitend daran."

Komplett neues Motorenpaket für 2003

Dass Ferrari auch in der kommenden Saison stark sein wird, hofft man nicht nur bei Bridgestone sondern auch bei Ferrari selbst. Dort wird man, wie Ross Brawn verrät, sich nicht auf den Lorbeeren ausruhen sondern intensiv weiterentwickeln, aber den neuen Motor in diesem Jahr nicht mehr einsetzen können, wie spekuliert worden war: "Unser nächstjähriger Motor ist komplett anders und wir können ihn im diesjährigen Chassis nicht einsetzen. Seine Kraftübertragung wird nur ins nächstjährige Auto passen. Alles was ich sagen kann ist, dass der neue Motor kein V12-Motor sein wird?" Die ursprünglich für dieses Jahr geplante Motoren-Getriebeeinheit ohne Kupplung wird Ferrari wohl kommendes Jahr einsetzen können.