Brawn über flexible Flügel und Safety-Car-Regeln

Ross Brawn fordert von der FIA eine Freigabe der flexiblen Flügel und unterstützt den Fahrerwunsch nach einer neuen Safety-Car-Regel

(Motorsport-Total.com) - Seit Honda beim Grand Prix von Kanada Beweisfotos gegen das BMW Sauber F1 Team vorgebracht hat, dessen Heckflügel sich unter Belastung verbiegt, ist die Diskussion über flexible aerodynamische Elemente in der Formel 1 wieder brandheiß. Gestern hat sich dazu in Indianapolis Ferraris Technischer Direktor Ross Brawn erstmals öffentlich geäußert.

Titel-Bild zur News: Ross Brawn

Ross Brawn macht sich Gedanken über verschiedene Sicherheitsthemen

Der Brite machte sich unter Hinweis auf die frühere Fahrhilfendebatte für eine komplette Freigabe der flexiblen Flügel stark: "Es ist wie damals bei der Traktionskontrolle: Alle haben gesagt, dass etwas unternommen werden muss, weil es sich nicht nachweisen ließ. Jede Technologie, die man nicht nachweisen kann, wird schwer zu verteidigende Situationen heraufbeschwören. Bei den flexiblen Flügeln ist das vergleichbar: Da muss nur jemand etwas dazu sagen, schon gibt es einen Riesenwirbel", erklärte er.#w1#

Ferrari würde einer Freigabe zustimmen

Die völlige Freigabe habe er selbst Anfang des Jahres vorgeschlagen, "denn das wäre die einfachste Lösung. Dem werden aber wahrscheinlich nicht alle zustimmen. Wir hätten nichts dagegen, aber ich erachte das nicht als wahrscheinlich", so Brawn. Die generelle Situation sei bereits in der Technischen Arbeitsgruppe diskutiert worden, aber nicht speziell in Bezug auf BMW: "Sieht so aus, als hätten wir BMW den Kommandostab übergeben, nicht wahr? Sie werden das Thema dann ihrerseits weiterleiten. Es ist ein schwieriger Bereich."

Dass der Ferrari-Techniker für eine Freigabe plädiert, ist nicht weiter verwunderlich, schließlich richteten sich die Verdächtigungen der Konkurrenz in den ersten Rennen dieses Jahres eher gegen Ferrari als gegen das BMW Sauber F1 Team. Inzwischen sind diese Anschuldigungen zwar verstummt, doch dass Michael Schumacher und Felipe Massa nach wie vor auf den Geraden mit die Schnellsten sind, stimmt einige Kritiker im Fahrerlager skeptisch.

Fahrer wünschen sich neue Safety-Car-Regel

Unabhängig von der leidigen Diskussion um die flexiblen Flügel tauchte in Indianapolis gestern auch ein neues Thema auf: Die Fahrergewerkschaft wünscht sich eine neue Safety-Car-Regel - konkret sollen die überrundeten Fahrzeuge in einer Last-Minute-Entscheidung wie vergangene Woche in Kanada aus dem Spiel genommen werden. Das amerikanische Zweireihenmodell gilt dabei ebenso als Möglichkeit wie eine entsprechende Formierung hinter dem Safety-Car.

Safety-Car

Die Safety-Car-Regel soll im Sinne erhöhter Sicherheit angepasst werden Zoom

Brawn: "Es hat Vor- und Nachteile. Das Safety-Car kann Rennen spannend machen, aber wenn die Spannung durch Nachzügler weggenommen wird, ist das schade", analysierte er. "In zwei Reihen können wir in der Formel 1 nicht neu starten, weil die Streckenbreite nicht ausreichen würde, denn in anderen Klassen formieren sich die Führenden in einer Reihe und die Überrundeten in einer anderen. In Montréal hätte dann aber zum Beispiel eine Reihe auf die schmutzige Fahrbahnseite gehen müssen."

"Vielleicht könnte man die Überrundeten einfach zurückreihen. Sie sind ja sowieso überrundet, also könnte man die ersten sechs oder acht Fahrer nach vorne holen und den Rest nach hinten schicken. Allerdings müsste man es schaffen, alle entsprechend zu informieren, und der Funk ist nicht immer hundertprozentig zuverlässig. Daher kann man sich das Chaos vorstellen, wenn die Kommunikation mal nicht klappen sollte", argumentierte der 51-Jährige.

Gesperrte Boxengasse während der Safety-Car-Phase?

Ein drittes Sicherheitsthema, welches Brawn momentan ein Anliegen ist, sind die Boxenstopps während der Safety-Car-Phase: "Sobald das Safety-Car auf die Strecke geht, gibt es in einer gefährlichen Phase des Rennens einen starken Anreiz, möglichst rasch an die Box zu kommen. Das ist ein Widerspruch. Daher wird darüber nachgedacht, die Boxengasse zu schließen, sobald das Safety-Car auf die Strecke geht", teilte er mit.

Allerdings gibt es in diesem Zusammenhang noch viele offene Fragen, denn ein Fahrer, der zum Nachtanken planmäßig an die Box kommen müsste, könnte schlecht davon abgehalten werden, in jener Runde an die Box zu fahren. Insofern ist es sehr unwahrscheinlich, dass die Boxengasse gesperrt wird. Die schlauen Köpfe der Formel 1 wollen sich aber weiterhin Gedanken machen, wie man diese Regel verfeinern könnte.