Brawn setzt sich für eine Formel-1-Reform ein

Ferraris Technischer Direktor will die Formel 1 bis 2008 sicherer machen und freut sich auf spannende Rennen unter neuem Reglement

(Motorsport-Total.com) - Hinter den Kulissen der Formel 1 wird schon lange beraten, diskutiert und gestritten, wie man die Geschwindigkeiten senken und damit die Sicherheit erhöhen könnte, doch weil die einzelnen Teams natürlich verschiedene Interessen haben, sind dabei bisher nur Kompromisslösungen herausgekommen. Nun soll es aber eine echte Reform der Königsklasse geben.

Titel-Bild zur News: Ross Brawn

Brawn macht sich Gedanken, wie man die Formel 1 sicherer gestalten könnte

Einer der größten Befürworter einer solchen Reform ist Ross Brawn, der Technische Direktor von Ferrari. Brawn hielt dieser Tage einen Vortrag über Sicherheit, mit dem er die Richtung für die zu setzenden Maßnahmen vorgeben will. Demnach soll es spätestens 2008 ein komplett überarbeitetes Reglement geben, weil bis dahin ja auch das Concorde Agreement neu ausgehandelt werden muss. Ob es tatsächlich dazu kommen wird, ist freilich eine andere Frage.#w1#

Studien für 2008 werden schon jetzt angestellt

"Ich glaube, dass die Formel 1 im Moment eine bemerkenswerte Chance hat, Referenzpunkte für 2008 zu setzen", erklärte der Brite im Rahmen seines Vortrags in Birmingham. "Das Concorde Agreement läuft Ende 2007 aus und damit können wir uns überlegen, was für ein Formel-1-Auto wir ab 2008 haben wollen, ohne dafür die Zustimmung aller Teams zu benötigen. Die FIA hat mit diesem Prozess jetzt begonnen."

Brawn glaubt, dass ein so langfristig angelegtes Reformpaket eher Erfolg haben könnte als die zuletzt diskutierten Maßnahmen für 2006 und die folgenden Jahre, weil 2008 noch relativ weit in der Zukunft liegt und die Teams daher möglicherweise nicht so eigennützig agieren würden wie sonst. Nach derzeitigem Concorde Agreement ist für gravierende Regeländerungen ja noch die Zustimmung aller Teams notwendig.

Als wichtigstes Thema erachtet Brawn die Beschneidung des Abtriebs: "Das Problem ist im Moment, dass ein Auto dem anderen nicht folgen kann. Sobald man hinter einem anderen Auto fährt, verliert man in den Kurven Abtrieb, daher müssen wir den Abtrieb dramatisch reduzieren, wenn wir wieder spannendere Rennen erleben wollen. Das ist eine wichtige Überlegung. Ich glaube, dass wir zukünftig in diese Richtung gehen müssen", sagte er.

Reform soll alle Sicherheitsaspekte abdecken

Weitere Themen, die er anschnitt, waren Maßnahmen gegen das gefährliche Abheben der Autos bei Auffahrunfällen, wobei es hier noch keine konkreten Versuche gibt, die Problematik von Wrackteilen auf der Strecke und vor allem die Kurvengeschwindigkeiten, die über die Aerodynamik reduziert werden sollen. Darüber hinaus gibt es weniger spektakuläre Vorschläge zur Verbesserung der Sicherheit - größere Rückspiegel sind nur eines von vielen Beispielen.

Was die Spannung der Rennen angeht, erwartet der Ferrari-Technikchef schon 2005 eine Verbesserung, vor allem dank des Reifenreglements: "Ich hoffe, dass es Szenarien geben wird, wenn ein Fahrer zu Beginn des Rennens nicht aufgezeigt hat, dann aber nach vorne kommt, weil er am Ende die besten Reifen hat. Ich bete dafür, dass es wieder mehr Überholmanöver geben wird", schimmerte kurz der Fan in ihm durch.

Und weiter: "Ich bin mir ziemlich sicher, dass die Reifen nur ein bestimmtes Potenzial haben werden, das man entweder zu Beginn, in der Mitte oder am Ende eines Rennens voll entfalten kann - oder eben aufgeteilt auf die ganze Distanz", prophezeit Brawn. Ähnlich war es ja auch in den goldenen Jahren der Formel 1, als Reifenwechsel-Boxenstopps zwar nicht verboten, aber aufgrund des Zeitverlusts nicht sinnvoll waren.