• 20.04.2004 10:53

  • von Fabian Hust

Brawn: "Ich würde es genauso machen"

Ferraris Technischer Direktor über die Dominanz der Roten, die Probleme der Konkurrenz und den weiteren Verlauf der Saison

(Motorsport-Total.com) - Im Vorfeld des Großen Preises von San Marino befürchtet die Mehrheit der Experten, dass Formel-1-Weltmeister Michael Schumacher und das Ferrari-Team ihre WM-Führung weiter ausbauen werden. Dank seiner drei Siege aus drei Rennen hat der Deutsche bereits doppelt so viel Punkte wie Jenson Button BAR-Honda, der erste Verfolger der "Nicht-Ferrari-Piloten".

Titel-Bild zur News: Ferraris Technischer Direktor Ross Brawn

In der Brust von Ross Brawn schlagen zwei Herzen...

In der Brust von Ross Brawn, dem Technischen Direktor des Ferrari-Teams, schlagen auch in dieser Saison zwei Herzen: "Als ein Ingenieur habe ich es natürlich zum Ziel, das beste Paket zu haben und möchte dieses Schritt für Schritt verbessern. Aber als Enthusiast kann ich verstehen, dass es besser ist, wenn man einen starken Wettbewerb hat", so der Brite gegenüber dem 'Telegraph'. "Ich sympathisiere mit denjenigen die sagen, dass Ferrari für den Sport nicht gut ist."#w1#

Offene Worte also von Ross Brawn, der aber natürlich damit nicht sagen möchte, dass die Roten in Zukunft etwas langsamer machen, um die Siegchancen der Konkurrenz zu verbessern: "Wir haben natürlich sehr viele Fans, die uns siegen sehen wollen. Diese wären sehr unglücklich, wenn wir verlieren würden."

Sowieso rechnet der 49-Jährige damit, dass es noch Rennen geben wird, in denen Ferrari keine Chance gegen die Konkurrenz hat, denn nicht immer könne die Reifenwahl so passend sein wie bei den letzten Rennen: "In Italien sagt man 'piedi sul terreno', man soll mit den Füßen auf dem Boden bleiben. Wir haben bisher in Bezug auf die Bedingungen noch nicht die größte Herausforderung erlebt und die Saison wird noch ein paar Härtetests bereithalten. Es ist schade, dass die Leute die Saison schon abgehakt haben. Wir nicht."

Die ersten drei Rennen, so analysiert Brawn, haben Michelin nicht bevorzugt, da es ungewohnt kühl war: "Ich erwarte, dass in Europa ein wenig die Normalität zurückkehren wird. Das ist die Zeit, in der die Teams die Dinge auf die Reihe bekommen." Doch beim kommenden Rennen in Imola stehen die Anzeichen momentan auf Pro-Bridgestone, weil es kühl werden soll - wohl das bisher kühlste Rennen der Saison.

Dass Ferrari derzeit extrem zuverlässig ist, die Konkurrenz nicht nur zu langsam sondern teilweise auch zu unzuverlässig ist, verwundert Brawn nicht: "Andere Teams haben andere Prioritäten. Zunächst einmal wollen sie schneller werden. Solange man dies nicht erreicht hat, kann man die anderen nicht schlagen. Unsere Gegner müssen mehr Risiken eingehen, um schneller Fortschritte zu machen. Ich würde es genauso machen, wenn ich in der gleichen Position wäre."