• 31.03.2006 12:01

  • von Adrian Meier

Brawn fordert komplett freie Flügelentwicklung

Der Technische Direktor von Ferrari ist sich sicher, dass man auch strengere Regeln bezüglich der Flexibilität von Flügeln nicht kontrollieren kann

(Motorsport-Total.com) - Seit Bahrain diskutiert die Formel 1 über flexible aerodynamische Flügel, die laut Reglement verboten sind, jedoch offensichtlich von einigen Teams eingesetzt wurden, da die Tests des Automobilweltverbandes FIA die Flexibilität nicht feststellen konnten. Ross Brawn, Technischer Direktor von Ferrari, fordert nun, dass man aus den ewig andauernden Diskussionen um elektronische Fahrhilfen lernen und die Flügelentwicklung komplett freigeben sollte.

Titel-Bild zur News: Ferraris Technischer Direktor Ross Brawn

Ross Brawn betrachtet die Diskussionen um flexible Flügel kritisch

Zu versuchen, die Regeln noch enger zu schnüren und stützende Elemente für die Flügel einzuführen, wie es derzeit von der FIA bevorzugt zu werden scheint, würde laut dem Briten kein Ende der Gerüchte bringen.#w1#

Sind weitere Diskussionen vorprogrammiert?

"In der derzeitigen Diskussion geht es um die 'slot gaps' der Flügel, also brauchen wir vielleicht einige physikalische Vorrichtungen, die diesen Spalt zwischen den Flügelelementen kontrollieren", wird Brawn von 'autosport.com' zitiert. "Aber dann wird es irgendetwas anderes geben", ist sich der Ferrari-Angestellte sicher.

"Es wird einfach immer weiter und weiter gehen." Ross Brawn

"Vielleicht bewegen sich dann die Endplatten der Flügel, oder so etwas in der Art, oder es gibt einen Streit über die Materialen, und das wird einfach die nächste Debatte sein, die auf uns zu kommt", erläutert Brawn, dass man den Diskussionen so kein Ende setzen könne. "Ich weiß nicht, wie wir das derzeitige Problem lösen können, so dass es die Mehrzahl der Leute zufrieden stellt. Es wird einfach immer weiter und weiter gehen", befürchtet der Brite.

Beispiel Traktionskontrolle

Schon bei Systemen wie der Traktionskontrolle gab es immer wieder neue Gerüchte, dass verschiedene Teams verbotenerweise Derartiges verwenden würden. Diese Spekulationen hörten erst auf, als die entsprechenden elektronischen Fahrhilfen weitgehend freigegeben wurden, da die FIA sich nicht in der Lage sah, ein weiteres Verbot wirkungsvoll kontrollieren zu können. "Wir hatten jahrelang Streit um die Traktionskontrolle, und jetzt redet niemand mehr darüber", meint Brawn. "Man kann sich zwar fragen, ob es gut für die Formel 1 ist, die Traktionskontrolle zu haben, aber man muss zugeben, dass wir damit den Unterstellungen Herr geworden sind."

Einen ähnlichen Punkt sieht Brawn nun auch in der Diskussion um die biegbaren Flügel erreicht, die in Bahrain aufgrund von Fernsehaufnahmen des Ferrari-Frontflügels begannen. So solle die Entwicklung der Flügel vom Reglement her komplett offen sein: "Jeder, der schnell unterwegs war, wurde beschuldigt, eine geheime Traktionskontrolle zu haben, und das war nicht gut für die Formel 1. Das ist ein starkes Argument für eine Öffnung. Die Autos wären ein bisschen schneller, aber ich sehe darin wirklich kein Problem", setzt sich der Brite für seine Idee ein.

"Wir sollten einfach sagen, das hier sind die Grenzen, macht, wie es euch passt." Ross Brawn

In den Debatten über die Flügel sei man nun an einem ähnlichen Punkt angelangt, wie bei der Traktionskontrolle, weshalb Brawn vorschlägt: "Wir sollten einfach sagen, das hier sind die Grenzen, macht, wie es euch passt. Die Probleme werden jedoch wieder auftauchen, denn die Regeln sind sehr schwer zu definieren", befürchtet der Technische Direktor.

Aufforderung durch die FIA

Daneben gab er erstmals öffentlich zu, dass neben McLaren-Mercedes und dem BMW Sauber F1 Team auch Ferrari nach dem Grand Prix von Malaysia von der FIA dazu aufgefordert wurde, die Flügelkonstruktionen zu modifizieren. "Sie haben einige Anfragen gestellt, und wir stimmten ihnen zu, um die Notwendigkeit, eine weitere Testreihe einzuführen, zu vermeiden", erklärte Brawn, schließlich gebe es bereits genug Tests.

"Wir versuchen immer, zu kooperieren", merkt er außerdem an. "Was wir getan haben, ist eine Übergangslösung, solange, bis sie eine Regelung einführen können, die für die Kontrolle der 'slot gaps' sorgt. Wenn sie das tun, dann können die Leute tun, was sie wollen, um dieser Regel zu entsprechen", begründet Brawn das Vorgehen Ferraris.

"Es gibt keine absolute Definition davon, was getan werden darf und was nicht." Ross Brawn

"Wir haben, glaube ich, jetzt schon drei Belastungstests für den Heckflügel", fordert der Brite möglichst rasch eine durchsetzbare Regelung, um nicht noch mehr Tests durchführen zu müssen. "Es geht immer weiter und weiter. Wir brauchen eine Regel, nach der wir arbeiten können, denn die Leute in der Fabrik sind betrübt", findet Brawn, dass es für die Techniker und Ingenieure schwierig ist, da niemand genau weiß, was derzeit legal ist. "Man kann niemanden beschuldigen, denn es gibt keine absolute Definition davon, was getan werden darf und was nicht", beklagt sich Brawn abschließend.