Brawn: F2002 für den A1-Ring schon abgestimmt
Ferrari-Technikdirektor Ross Brawn im Gespräch über den Grand Prix von Österreich am Wochenende in Spielberg
(Motorsport-Total.com) - Nachdem Ferrari mit Michael Schumacher vier von den ersten fünf Saisonrennen gewinnen konnte, möchte der Rennstall aus Maranello die Siegesserie, die nun schon seit dem dritten Saisonlauf am 31. März in Sao Paulo anhält, beim Grand Prix von Österreich am Wochenende in Spielberg fortsetzen. Vor dem sechsten von 17 Saisonläufen führt Ferrari sowohl in der Fahrer- wie auch in der Konstrukteursweltmeisterschaft. Während Michael Schumacher mit 44 Punkten deutlich vor Juan-Pablo Montoya (23 Punkte) die Fahrerwertung anführt und auch bei einem punktlosen Wochenende in der Steiermark die Führung behalten würde, trennen Ferrari von Verfolger BMW-Williams in der Konstrukteurswertung nur sieben Punkte.

© Ferrari
Ross Brawn hofft am Wochenende in Spielberg auf einen weiteren Ferrari-Sieg
Bisher konnte Ferrari auf dem A1-Ring, auf dem 1997 erstmals der Österreich-Grand-Prix ausgetragen wurde, erst einen Sieg feiern, den Eddie Irvine 1999 für "die Roten" einfuhr. Da auf der 4,326 Kilometer langen Strecke im Vorfeld des Rennwochenendes nicht getestet werden kann, müssen die Fahrer mit ihren Ingenieuren im Freien Training am Freitag und Samstag viel Arbeit erledigen.
Ferrari kommt mit einem guten Setup zum A1-Ring
Dennoch kommt Ferrari nach Angaben von Technikdirektor Ross Brawn schon mit einem guten Setup am A1-Ring an. "Obwohl wir auf der Strecke nicht die Möglichkeit haben, im Vorfeld zu testen, sind die Autos gut eingestellt, wenn wir zur Strecke kommen ? durch unserer Simulationsprogramme", erklärte der Brite im Vorfeld des Grand-Prix-Wochenendes. "Wir können die Geschwindigkeiten und die aerodynamische Last vorher simulieren und wissen, wie hoch das Fahrzeug abgestimmt werden muss und welche mechanischen Einstellungen wir am Auto vornehmen müssen."
Obwohl Ferrari mit dem 2002er-Auto noch nicht so viel Erfahrung hat, da man in den ersten zwei Grand Prixs mit dem modifizierten Vorjahres-F2001 antrat und Michael Schumacher erst seit Brasilien (Rubens Barrichello sogar erst seit San Marino) ein F2002 zur Verfügung steht, macht sich Ross Brawn keine Sorgen was das Setup betrifft. "Das neue Auto hat viele der Eigenschaften des alten Autos, also können wir viele vorhandene Daten vom 2001er-Auto als Grundlage nehmen und sie mit der neuen Datenbank kombinieren, die wir vom neuen Auto haben", so der Technikdirektor. "Normalerweise ist das Programm so gut, dass wir während des Wochenendes nur eine Änderung am aerodynamischen Setup vornehmen müssen, während sich die Streckenbedingungen etwas ändern."
Brawn: "Das Setup ist ein Kompromiss"
Die Strecke in Spielberg, die malerisch in den Voralpen gelegen ist, stellt besondere Ansprüche an die Autos. "Der allgemeine Art der Strecke bedeutet, dass ein mittleres bis niedriges aerodynamisches Abtriebs-Setup in Kombination mit wenig Grip erarbeitet wird, weil die Strecke glatt ist", weiß der 47-Jährige. "Der geringe Grip ist besonders für die Bremsen hart, so dass es die härteste Strecke des ganzen Jahres für die Bremsen ist." Denn drei Mal muss auf dem A1-Ring von etwa 300 km/h auf circa 100 oder weniger Stundenkilometer herabgebremst werden.
Das beste Setup ist auf der österreichischen Grand-Prix-Strecke, die vom Aachener Rennstreckenarchitekten Hermann Tilke entworfen wurde, ein Kompromiss. "Das beste Setup ist meist ein Kompromiss auf dieser Strecke, damit wir sicher gehen können, dass wir auf den Geraden genügen Geschwindigkeit haben", so Ross Brawn. Damit will Ferrari verhindern, dass man im Rennen auf den langen Geraden von anderen Fahrern überholt wird. Deshalb unterscheidet sich auch das Setup für das Abschlusstraining in Spielberg deutlicher als auf anderen Grand-Prix-Pisten vom Rennsetup.
Kraftstoffmenge hat einen großen Einfluss auf die Leistung
"Die Kraftstoffmenge hat einen großen Einfluss auf die Leistung", fährt der Technische Direktor des Teams aus Maranello fort. "Die Zeit, die durch 10 Kilo Kraftstoff verloren geht, ist einfach für das Qualifikationstraining und für das Rennen zu kalkulieren. Dies alles wird durch die Computer mit einbezogen, um die beste Rennstrategie auszuarbeiten, obgleich diese Strategie im Rennen durch eine Menge Gründe geändert werden kann und nicht nur vom Wetter und vom Verkehr abhängt."
Das Wetter hat sich in der Steiermark in den letzten Jahren von unterschiedlichen Seiten gezeigt. Während es im Mai auch noch den ein oder anderen Schauer geben kann, sahen die Zuschauer im vergangenen Jahr in Spielberg einen heißen Grand Prix, in dem sich der Asphalt auf fast 35 Grad erwärmte. "Die Autos sind für eine durchschnittliche Temperatur von 25 Grad in der Saison bestimmt", erklärte Ross Brawn. "Aber alles, was bis 30 Grad geht, ist kein großes Problem. Für alles, was darüber hinaus geht, wie in Malaysia in diesem Jahr, müssen wir weitere Kühlmaßnahmen ergreifen."

