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  • 30.05.2010 13:11

  • von Marco Helgert

Brawn: Einspruch hätte nur abgelenkt

Auf einen Einspruch gegen die Schumacher-Strafe verzichtete man bei Mercedes aus mehreren Gründen - Welche Neuregelungen werden geschaffen?

(Motorsport-Total.com) - Nachdem Michael Schumacher n Monaco durch die nachträgliche Zeitstrafe auf Rang zwölf nach hinten versetzt wurde, kündigte das Mercedes-Team zwar einen Einspruch an. Noch innerhalb der gesetzten 48-Stunden-Frist entschied man sich dann aber gegen einen solchen Zug. Schumacher überholte in der letzten Runde noch Fernando Alonso, nachdem das Safety-Car an die Box abbog. Mercedes ging davon aus, dass das Rennen damit wieder freigegeben war, die Rennkommissare sahen das anders.

Titel-Bild zur News: Ross Brawn (Teamchef)

Ross Brawn wollte das Team nicht ablenken von den Kernaufgaben

Dennoch kam Bewegung in die Sache, denn auch die FIA merkte, dass die Regelungen nicht ohne Widerspruch sind. In einem Schreiben an das Team entschuldigte man sich quasi für dieses Durcheinander. Die Regeln sollen bezüglich der letzten Runde mit Safety-Car noch einmal klar verbessert und verdeutlicht werden.#w1#

Fast könnte man das als Schuldeingeständnis verstehen, was den Verzicht auf einen Einspruch in einem anderen Licht erscheinen lässt "Vor zwei Jahren gab es eine Durchfahrtstrafe, die nach dem Rennen in eine Zeitstrafe verwandelt wurde", so Mercedes-Teamchef Ross Brawn über die Strafe für Lewis Hamilton in Spa-Francorchamps 2008. "Wir wissen alle, dass diese Sache vor das Schiedsgericht ging und es herauskam, dass man gehen solche Strafen nicht vorgehen kann."

Doch nicht nur die Aussichtslosigkeit des Einspruchs hielt das Team ab. "Es gab das Problem, dass wir wissen, dass Fernando gesagt wurde, er solle sich nicht wehren und Michael wurde gesagt, er sollte angreifen", so Brawn. "Wenn auch Fernando diese Anweisung bekommen hätte, dann hätte Michael vielleicht die Chance nicht gehabt. Es schien uns dann ein wenig unsportlich."

Zudem waren acht Punkte die Aufregung nicht wert, wenn man damit Energien vergeudet. "Wir haben uns entschieden, unsere Energien darauf zu verwenden, ein schnelleres Auto zu bauen. Ein Einspruch hätte viel der Energie von mir und den Ingenieuren gebunden", fährt er fort. "Wir hatten aber das Gefühl, dass unsere Chancen gut standen."

Welche Strafen soll es geben?

Bleibt nun nur noch die Neuauslegung. "Die Strafe gegen Michael war nicht sonderlich ausgewogen", so Brawn. Faktisch wurde Schumacher auf den letzten Platz gesetzt. "Wir schauen, ob man nicht geeignetere Strafen für solche Dinge finden kann. So wie ich die Rennleitung verstanden habe, wollten sie am einfachsten die Reihenfolge wieder umdrehen. Aber es gibt in den Regeln nichts, was ihnen das erlaubt hätte."

Dabei bietet der Internationale Sporting Code, der alle von der FIA sanktionieren Serien erfasst, durchaus andere Strafmöglichkeiten, denn konkrete Werte werden gar nicht vorgegeben. Im Sportlichen Reglement der Formel 1 aber sind nur 10-Sekunden-, Durchfahrts- und Stop-and-go-Strafe aufgeführt.