Brawn: "Bekommen die Reifen nicht richtig zum Arbeiten"
Der Teamchef von Mercedes über die umfangreichen Veränderungen am Auto und die Probleme, mit denen man nach wie vor zu kämpfen hat
(Motorsport-Total.com) - Das Mercedes-Team brachte ein umfangreich verändertes Auto zum Großen Preis von Spanien. Doch die erste Bilanz fällt ernüchternd aus, einige sprechen sogar von Rückschritt statt von Fortschritt. Immerhin gibt Michael Schumacher Anlass zur Hoffnung, denn der Deutsche kommt jetzt zumindest gut mit dem Auto zu Recht. Der Rückstand auf die Konkurrenz war jedoch im Qualifying wie im Rennen eklatant.

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Die Form der Airbox kann Mercedes an die Streckencharakteristik anpassen
"Wir hatten den Eindruck, dass wir in Bezug auf die Veränderbarkeit der Gewichtsverteilung am Limit angekommen sind", erklärt Brawn im Interview mit 'Sky' die Beweggründe für die Vergößerung des Radstands. "Wir haben die Vorderräder nach vorne gelegt, sodass wir etwas mehr Spielraum haben. Das haben wir jedoch noch nicht ganz ausgenutzt. Wir sind noch nicht ganz damit zufrieden. Uns steht jetzt jedoch ein größerer Spielraum zur Verfügung."#w1#
Da man das Chassis laut Reglement während der Saison nicht verändern darf, musste man die Anlenkpunkte am Chassis unverändert lassen. Dennoch gelang es, die Vorderräder nach vorn zu bekommen: "Die Räder stehen nun in einem anderen Winkel. Wir haben den Querlenker etwas nach vorne gesetzt."
Gleichzeitig musste der Frontflügel nach vorne gebracht werden, diese Veränderung war ohne Crashtest möglich: "Wir wussten schon vor dem Crashtests, dass wir dies ändern wollen. Aus diesem Grund konnten wir die Nase schon vorbereiten, für beide Positionen auslegen."
Auch die Airbox zeigt sich in veränderter Form - und wird diese je nach Rennen auch in Zukunft verändern: "Ursprünglich war dies das Konzept der Airbox. Zu Beginn der Saison waren wir mit der Funktionsweise der Airbox nicht glücklich. Wir haben noch ein paar Monate benötigt, bis es mit ihr funktionierte. Unsere erste Version war eine konventionelle Lösung. Jetzt haben wir das geplante System an Bord. Die Form kommt auf die Strecke an. Vorteil dieses Systems ist, dass wir die Airbox auf die Strecke umrüsten können. Wir können die Airbox also auf die Strecke maßschneidern."
Das F-Schacht-System ist bei Mercedes nach wie vor noch nicht komplett fertig entwickelt: "Wir haben eine passive Version, diese ist aber noch nicht allzu weit entwickelt. Wir versuchen es bis Istanbul hinzubekommen. Das ist für diese Technologie eine ganz wichtige Strecke."
Auch Brawn verweist Berichte in das Land der Fabeln, wonach man das Auto gezielt für Michael Schumacher umgebaut hat: "Diese Veränderungen waren eher allgemeiner Natur, sie waren nicht speziell für den einen oder anderen gedacht. Michael verfolgt seinen normalen Weg, er gewöhnt sich langsam wieder ein und macht Fortschritte. Nico ist nicht ganz so glücklich, das stimmt schon. Der enorme Unterschied zu Red Bull und den anderen liegt daran, dass wir die Reifen noch nicht optimal nutzen, das gelingt uns noch nicht so ganz. Wir bringen noch nicht die richtige Temperatur in sie."
Den eklatanten Vorsprung von Red Bull Racing auf Mercedes schreibt der Brite nicht nur der exzellenten Aerodynamik aus der Feder seines Kollegen Adrian Newey zu: "Natürlich ist ihre Aerodynamik gut, aber der Unterschied muss schon gewaltig sein, sodass solche Unterschiede bei den Rundenzeiten entstehen. Ihnen gelingt es ganz offenbar, dass die Reifen perfekt funktionieren."
Das ist im Moment beim deutschen Rennstall nicht der Fall: "Da haben wir noch etwas Rückstand. Es gab ein paar Rennen, der war es heiß, da hatten wir damit keine Probleme. Auf den etwas kritischeren Strecke merkt man das dann sehr. Da haben sie einen Vorteil."

