Bourdais zittert schon seit Ende Juli

Nicht erst seit der Bestätigung eines weiteren Tests für Takuma Sato, sondern schon seit dem Verstreichen seiner Option zittert Sébastien Bourdais

(Motorsport-Total.com) - Nächste Woche wird Toro Rosso drei Tage lang in Jerez testen. Sébastien Buemi, der für 2009 als praktisch gesetzt gilt, kommt an allen drei Tagen zum Einsatz, Sébastien Bourdais und Takuma Sato teilen sich das zweite Auto zu je eineinhalb Tagen. Anschließend sollen die beiden Stammfahrer bekannt gegeben werden.

Titel-Bild zur News: Sébastien Bourdais

Sébastien Bourdais wünscht sich von Toro Rosso eine baldige Entscheidung

Da Sato bei seinen bisherigen Tests überzeugt hat und mit Gerhard Berger der Mann aus dem Team geschieden ist, der sich am meisten für Bourdais eingesetzt hat, wird die Luft für den einstigen Dominator der ChampCar-Serie immer dünner. Das ist jedoch keine Erkenntnis der vergangenen Wochen, sondern Bourdais weiß schon seit Sommer, dass das Regeln seiner Formel-1-Zukunft zur Zitterpartie verkommen könnte.#w1#

Zitterpartie seit Ende Juli

"Die Option, die das Team auf mich hatte, ist bereits Ende Juli ausgelaufen", bestätigte der Franzose gegenüber 'autosport.com'. Und dass Toro Rosso diese nicht einlösen würde, war auch klar, schließlich hatte sich Bourdais spätestens ab Einführung des neuen Autos in Monaco nicht mehr mit Ruhm bekleckert. Das Fahrverhalten war wie maßgeschneidert für Sebastian Vettel, der ihn nach dem ersten Saisondrittel total in den Schatten stellte.

"Ich hatte vor der Formel 1 eine Karriere und ich werde auch danach wieder eine haben." Sébastien Bourdais

"Als das neue Auto eingeführt wurde, war für mich klar, dass ich mich nicht zurücklehnen kann. Da war klar, dass sie die Option nicht einlösen würden", so Bourdais. Sorgen macht er sich aber nicht: "Ich hatte vor der Formel 1 eine Karriere und ich werde auch danach wieder eine haben. Natürlich würde ich gerne in der Formel 1 bleiben. Ich habe mich am Telefon schon umgehört und weiß in etwa, was meine Möglichkeiten sind."

Allerdings drängt er das Team auf eine rasche Entscheidung, schließlich müssen auch potenzielle Arbeitgeber außerhalb der Formel 1 ihre Saison 2009 planen und können nicht ewig warten. Gedulden muss sich Bourdais nur noch ein paar Tage, denn vor dem letzten Test dieses Jahres, der am 15. Dezember in Jerez beginnt, will Toro Rosso die beiden Stammfahrer für nächste Saison offiziell bekannt geben.

Dass es überhaupt so weit gekommen ist, war nicht von Anfang an abzusehen. Beim ersten Rennen in Australien mischte Bourdais mit ein bisschen Glück die Topstars auf, ehe er ausfiel und trotzdem noch als Siebenter gewertet wurde. Damit waren die Kritiker erst einmal besänftigt: "Ich war in etwa auf dem gleichen Niveau wie Sebastian. Da haben die Leute gesagt: 'Vielleicht haben wir uns getäuscht, vielleicht ist dieser Bourdais ganz okay!'"

Heimrennen als Anfang vom Ende

"Dann kam der STR3", erinnerte sich der 29-Jährige. "In den ersten zwei Rennen ging es nur darum, das Auto kennen zu lernen. Dann kam in Magny-Cours das neue Aeropaket und es wurde immer schwieriger für mich. Das Auto war schneller, aber auch kritischer am Kurveneingang bei nervösem Heck in mittelschnellen und langsamen Kurven. In schnellen Kurven nahm das Untersteuern zu." Damit sei Vettel einfach besser zurechtgekommen.

"Wenn dein Teamkollege gewinnt, während du selbst Schwierigkeiten hast, siehst du wie ein Vollidiot aus." Sébastien Bourdais

Resultat: Vettel sammelte sensationelle 35 Punkte, alleine zehn davon beim Sieg in Italien, und stellte Bourdais, der nach Australien nur noch einmal punktete (Siebenter in Spa-Francorchamps), klar in den Schatten. Dabei zeigte die Formkurve des Sorgenkinds von Toro Rosso deutlich nach oben - man denke nur an seinen vierten Startplatz in Italien, der wegen eines Problems am Start nichts mehr wert war, oder an sechs Top-10-Startplätze in den letzten sieben Rennen.

Auch jetzt noch ärgert ihn, dass diese Resultate im Vettel-Hype untergegangen sind: "Für mich wäre es besser gewesen, wenn ich genauso schnell gewesen wäre wie Sebastian, unser Auto aber maximal einen zwölften Platz zugelassen hätte", seufzte Bourdais. "Wenn dein Teamkollege ein Rennen gewinnt und ständig Punkte sammelt, während du selbst Schwierigkeiten hast, dann siehst du eben wie ein Vollidiot aus."

"Bei Toyota war es mit Jarno Trulli und Ralf Schumacher jahrelang das Gleiche: Jedes Mal, wenn der eine glücklich war, war der andere unglücklich. Jedes Mal, wenn das Auto transformiert wurde, verschob sich das Kräfteverhältnis zwischen den beiden. Ich denke, das fasst meine Situation sehr gut zusammen. Man muss sich in diesen Autos wohl fühlen, sonst kann man keine Leistung bringen", gab der WM-17. abschließend zu Protokoll.