• 21.05.2008 19:40

Bourdais: Schritt für Schritt zur schnellen Runde

Sébastien Bourdais über seine Rückkehr nach Monaco und die Erwartungen zum Debüt des neuen Toro Rosso STR3

(Motorsport-Total.com) - Sébastien Bourdais hat gelernt, dass er lernen muss. Endlich einmal kommt der Toro-Rosso-Neuling auf eine ihm bekannte Strecke. Der Franzose war bereits mit der Formel 3000 erfolgreich im Fürstentum unterwegs und erinnert sich, dass man auf dem engen Stadtkurs im Verlauf eines Wochenendes langsam lernen muss. Im Rahmen der offiziellen Pressekonferenz in Monaco erklärte Bourdais, wie er den für ihn besonderen Rennevent angehen will und welche Rolle das neue Auto von Toro Rosso spielt.

Titel-Bild zur News: Sébastien Bourdais

Für Sébastien Bourdais ist das Rennen in Monaco ein zweiter Heim-Grand-Prix

Frage: "Sébastien, es muss schon eine Weile her sein, dass du etwas mit Monaco vergleichbares gesehen hat. Oder gibt es aus deiner USA-Zeit etwas ähnliches?"
Sébastien Bourdais: "Es gibt in den USA einige Stadtkurse, aber keiner kann sich mit diesem hier vergleichen. Die Strecke ist extrem herausfordernd und interessant. In der Vergangenheit war ich hier immer ganz gut. Ich war hier immer schnell und es hat mir immer gut gefallen. Es ist zwar nicht Frankreich, aber wenigstens so nah wie eben möglich an Frankreich. Natürlich ist das ein spezieller Ort für mich und ich möchte hier gerne eine gute Leistung zeigen. Toro Rosso hat hier das neue Auto und wir werden sehen, wie es sich verhält. Ich hoffe auf ein gutes Wochenende."#w1#

Lotterie Monaco: Neues Auto, neues Glück

Frage: "Erinnerst du dich an deinen Formel-3000-Auftritt hier?"
Bourdais: "Ja. Kaum zu glauben, dass es schon sechs Jahre zurück liegt. Es fühlt sich an, als wäre es gestern gewesen. Es war im Jahr 2002 ein tolles Wochenende und es wäre natürlich schön, erneut ein so gutes Wochenende zu haben. Ich träume nicht, aber ich glaube, dass unser neues Auto ein guter Schritt nach vorn sein wird. Wir werden es nach dem Qualifying sehen."

"Ich werde keinen einzigen Schritt auslassen, denn das wäre gleichbedeutend mit einem Crash." Sébastien Bourdais

Frage: "Wie wichtig ist es für dich, dass du auf dieser Strecke schon einmal gefahren bist? Hast du dich besonders darauf vorbereitet?"
Bourdais: "Nein, eine spezielle Vorbereitung gab es nicht. Das wäre auch schwierig. Wir hatten diesen Test in Paul Ricard, aber eben ist es nur Test. Es war aber das einzige mal bisher, dass wir das Paket für volle Downforce am Auto hatten, man konnte also einen Eindruck davon bekommen. Aber sich speziell vorzubereiten, ist nahezu unmöglich. Ich war bisher dreimal auf dieser Strecke, aber das ist lange Zeit her und der Parcours hat sich seitdem verändert. Es gibt weniger Leitplanken in den Scheitelpunkten der Kurven, dafür hat man an manchen Stellen Kerbs gebaut. Vielleicht ist die Strecke etwas einfacher geworden. Aber der Umstieg von einem Formel-3000-Auto auf ein Formel-1-Auto lässt die ganze Sache schon wieder anders erscheinen. Es wird deutlich enger wirken, aber mal schauen. Ich glaube, es wird Spaß machen und ich werde es nach und nach angehen. Ich werde keinen einzigen Schritt auslassen, denn das wäre gleichbedeutend mit einem Crash."

Frage: "Es gibt sicher einige Leute, die es für ein großes Risiko halten, das neue Auto hierher zu bringen. Wie siehst du das?"
Bourdais: "Das große Risiko wäre da, wenn du das Auto verschrottest und keine Ersatzteile hast. Das ist das Risiko. Aber das macht zwischen dem alten und dem neuen Auto keinen Unterschied. Wir haben genug Ersatzteile. Wir können uns ein oder zwei Fehler erlauben, aber natürlich nicht zu viele. So sieht es an diesem Wochenende aus. Wenn du also einen Fehler gemacht hast, dann weißt du, dass dein Joker weg ist und du ab da dann vorsichtiger sein musst."

Wer Angst hat, verliert

Frage: "Wie groß ist deine Angst, hier einen Fehler zu machen und dann eben Ersatzteile zu brauchen?"
Bourdais: "Wenn du das Wochenende mit dem Gedanken angehst, hier bloß keinen Fehler zu machen, dann bist du am falschen Ort. Man braucht Spaß, um sich wohl zu fühlen und man muss sich mit dem Auto anfreunden. Sonst fährst du gegen die Natur an und dann hast du die besten Voraussetzung für Fehler. Es ist hier ein Ort, den ich immer geliebt habe. Ich mochte auch immer schon Straßenkurse besonders gern. Es ist ein tolles Gefühl und ein toller Eindruck, wenn man es versucht und dann richtig gut hinbekommt. Wenn du im richtigen Moment alles gut zusammen bekommst und dadurch richtig schnell wirst, das ist ein unbeschreibliches Gefühl. Es gibt für mich kaum etwas besseres, als hier in Monaco eine perfekte Qualifying-Runde hinzulegen. Das ist extrem anstrengend, aber auch extrem befriedigend. Wir haben das neue Auto und ich glaube, dass wir in Sachen Performance einen richtig gut Schritt machen werden. Hoffentlich zeigt sich das auf der Strecke und wir können ein gutes Wochenende daraus machen. Ich stehe richtig unter Strom. Dieses Rennen bedeutet neben meinen Heim-Grand-Prix in Magny-Cours etwas mehr für mich als die anderen Rennen. Ich will hier gut sein."

"Wenn du im richtigen Moment alles gut zusammen bekommst und dadurch richtig schnell wirst, das ist ein tolles Gefühl." Sébastein Bourdais

Frage: "Es ist fast schon ein Drittel der Saison vorbei. Wie beurteilst du die ersten Rennen in der Formel 1?"
Bourdais: "Es war interessant. Ich glaube, wir hatten einen fantastischen Start in Melbourne, zumindest im Rennen. Anschließend waren wir für die Top-10 einfach zu langsam. Hoffentlich kommt nun unser zweiter Saisonstart und wir können die Dinge wieder gerade rücken und etwas besser abschneiden."

Frage: "Niki Lauda ist der Meinung, dass im Normalfall der Fahrer 20 Prozent ausmacht und das Fahrzeug 80 Prozent. In Monaco sei es genau umgekehrt. Wie groß ist der Einfluss des Fahrers auf dieser Strecke? Könntest du das in Prozenten ausdrücken?"
Bourdais: "Naja. Ich glaube, meine Erfahrung auf Straßenkursen sieht da etwas anders aus. Hier in Monaco muss man sich im Laufe des Wochenendes Schritt für Schritt heranarbeiten und sich das Selbstvertrauen aufbauen, um dann den Leistungshöhepunkt zu erreichen. Es ist ganz bestimmt eine Kombination aus reinem Speed des Autos sowie dem Gefühl und Vertrauen des Fahrers in das Auto, um voll pushen zu können."

Frage: "Am 3. Juni gibt es ein sehr wichtiges Meeting in Paris. Wie sollten sich die Mitglieder der FIA deiner Meinung nach entscheiden?"
Bourdais: "Kein Kommentar. Das ist nicht mein Geschäft."