Boullier: "Wir wollen zurück an die Spitze"

Lotus will mit dem neuen E20 wieder an die Spitze der Formel 1 kommen - Teamchef Eric Boullier über die Ziele des Teams und die Erwartungen an Kimi Räikkönen

(Motorsport-Total.com) - Lotus-Renault will im dritten Jahr nach der Übernahme von Genii-Capital durchstarten. Das Team heißt nur noch Lotus, der Chassis-Name wurde geändert und in Form von Kimi Räikkönen wurde ein Ex-Weltmeister verpflichtet. Romain Grosjean ist der talentierte Nachwuchsfahrer an der Seite des "Iceman". Teamchef Eric Boullier blickt gespannt auf die neue Saison. Über kurz oder lang will das Team wieder ganz an der Spitze der Formel 1 mitkämpfen. "Wir haben zwei Ziele. Zunächst einmal wollen wir in der WM besser sein. Wir wollen wieder Platz vier erreichen", gibt Boullier die Marschrichtung vor.

Titel-Bild zur News: Eric Boullier

Lotus-Teamchef Eric Boullier will sein Team an der Spitze etablieren

"Dann wollen wir die Herangehensweise beibehalten, weil wir in den nächsten Jahren einiges erreichen wollen. Wir sehen gute Fortschritte. Wir wollen den Umstrukturierungs-Prozess, den wir vor einem Jahr gestartet haben, fortsetzen. Wir haben ein klares Ziel. Wir haben das starke Bekenntnis unsere Teilhaber, wir wollen ein Topteam sein und als Topteam angesehen werden. 2012 wird das letzte Jahr unserer Änderungen sein, damit wir ab 2013 bereit sind für einen ambitionierten Plan. 2012 erwarten wir, dass wir um den vierten Platz in der Konstrukteurswertung kämpfen."

In den vergangenen Wochen gab es viele Diskussionen um die reaktive Radaufhängung, die Lotus entwickelt hat, aber von der FIA verboten wurde. Lotus hätte dieses System aber ohnehin nicht eingesetzt, wie aus Teamkreisen zu hören war. Trotz des Verbotes sieht Boullier sein Team auf technischer Seite gut aufgestellt.

"Es stimmt, dass unser Team für technische Innovationen bekannt ist. In den vergangenen Jahren hatten wir schöne Innovationen, aber - wie soll ich sagen - auch delikate", spricht Boullier die extreme Auspufflösung aus dem Vorjahr an. "In diesem Jahr haben wir definitiv Innovationen. Ich werde aber natürlich keine unserer Tricks verraten."

In Enstone wurde in den vergangenen beiden Jahren viel in die Infrastruktur investiert. Es gibt ein neues Rechenzentrum, der Windkanal wurde erneuert und bald ist auch ein neuer Simulator für die Fahrer bereit. "Unser neuer Windkanal für 60-Prozent-Modelle, der seit vergangenem Jahr in Betrieb ist, hat viel zur Entwicklung des E20 beigetragen", beschreibt der Teamchef. "Wir benutzten diese Ressource soviel wir können, um die Entwicklung des Autos voranzutreiben. Ab April sollte unser 'Driver in the Loop'-Simulator aktiv sein. Er wird den Ingenieuren bei der Entwicklung des Autos helfen. Diese beiden Bereiche zeigen unsere Intentionen."


Fotos: Lotus-Fabrik in Enstone


Hohe Erwartungen an Räikkönen

Über den Winter sorgte Lotus nicht nur mit der reaktiven Radaufhängung für Schlagzeilen, sondern auch mit der Verpflichtung von Räikkönen. Boullier erwartet viel von seinem Starpiloten: "Kimi war Weltmeister. Wir wollten einen Fahrer, der über viel Erfahrung verfügt. Er ist in großen Teams gefahren, Er ist eifrig und schnell."

Das zweite Cockpit ging an Grosjean, dem amtierenden GP2-Meister. Bereits im Jahr 2009 ist der Franzose einige Rennen für das Team gefahren. Nun folgt der zweite Anlauf in der Formel 1. "Bei Romain wollten wir einen sehr talentierten Fahrer. Er hat in den Nachwuchsklassen viel erreicht. Wir haben seine Karriere schon lange beobachtet. Wir wissen, wozu er fähig ist und erwarten, dass er es umsetzt", so Boullier.

"Ich glaube, unsere Fahrerpaarung reflektiert die Ambitionen dieser Firma und dieses Teams. Abgesehen von der PR- und Medien-Seite brauchen wir einen Fahrer von Kimis Kaliber, damit wir um Spitzenplätze kämpfen können. Romain hat seinen Wert, sein Talent und seinen Speed über die vergangenen 18 Monate gezeigt. Er ist reifer geworden und bereit. Er ist auch gut für den französischen Markt, für Total und Renault. Er ist unsere Zukunft.

Als Ersatzfahrer wurde Jerome D'Ambrosio verpflichtet, der im Vorjahr bei Marussia-Virgin seine Debütsaison absolviert hatte. "Er ist im Vorjahr alle Rennen gefahren und hat mit den ihm zur Verfügung stehenden Mittel einen guten Job gemacht", lobt Boullier seinen dritten Mann. "Er ist frisch und motiviert und wird den anderen beiden Fahrern über die Schultern schauen und sie unterstützen. Er kann viel so viel wie möglich lernen. Er ist eine gute Ergänzung für unser Team."

Im Vorjahr fiel das Team nach einem starken Saisonstart mit zwei Podestplätzen in den ersten beiden Rennen stark ab und wäre fast noch von Force India auf den sechsten Platz der Konstrukteurswertung verdrängt worden. Die Vorgängerteams Benetton und Renault zählten über mehrere Jahrzehnte zu den Top 4 der Formel 1. Dorthin will man mit dem neuen E20 zurück. "Wenn wir anfangen zu gewinnen, wäre das eine schöne Sache. Es wäre eine Belohnung für alle Mitarbeiter in Enstone, die viele Mühen in das neue Auto gesteckt haben", sagt Boullier.

Es ist das 20. Auto, das in Enstone gebaut wurde. Deshalb auch die Bezeichnung E20. "Das Wichtigste ist, dass wir unsere Strategie weiterverfolgen und in den kommenden Jahren ein Topteam aufbauen. Wir wollen zurück an die Spitze und müssen diesen positiven Weg fortsetzen. Wichtig ist, dass das Team bald wieder an der Spitze ist und dort lange bleibt."

"Die Mitarbeiter in Enstone sollen ihr Leben genießen und die Leidenschaft für die Formel 1 leben. Es besteht natürlich immer die Gefahr, dass etwas falsch läuft, etwas, das wir nicht erwarten können und nicht in unseren Händen liegt und diesen Prozess verlangsamt", meint Boullier. Auch das Hick-Hack um den Namen Lotus ist beendet. Das ehemalige Renault-Team ist das das einzige, dass 2012 die legendäre Marke vertritt.

"Wir haben alle Verantwortung und repräsentieren diese Marke. Wir müssen stolz darauf sein, diese Marke auf dem Auto zu haben. Wir müssen in der Formel 1 gewinnen. Darauf lastet der größte Druck auf unseren Schultern. Wir haben einen neuen Chassis-Namen und können hoffentlich bald etwas feiern. Es ändert aber nichts. In jedem Jahr wollen wir das beste Auto bauen und das konkurrenzfähigste Team in der Startaufstellung sein."


Fotos: Präsentation des Lotus-Renault E20


Boullier stellt klar, dass Lotus wieder ganz an die Spitze der Formel 1 kommen soll. "Seit 2010 haben wir einen langen und tiefen Prozess durchlaufen. Man kann nicht in einem Tag oder in einem Monat Weltmeister werden. Man braucht Zeit. Wir haben unsere Prozesse und Strukturen genau beleuchtet. 2012 wird der letzte Schritt auf dem Weg zu einem Siegerteam sein. Wie bereits gesagt, wir haben ein klares Ziel für 2012 und auch für die Zeit nach 2014."