• 26.08.2011 20:00

  • von Christian Nimmervoll & Dieter Rencken

Boullier: Mit Heidfelds Gesamtleistung nicht zufrieden

Renault-Teamchef Eric Boullier erklärt erstmals die Gründe für die Trennung von Nick Heidfeld und sagt: "Gericht hat zu unseren Gunsten entschieden"

(Motorsport-Total.com) - Die heutige Medienrunde von Renault-Teamchef Eric Boullier wurde mit Spannung erwartet. Nick Heidfeld wird in Spa-Francorchamps erstmals durch Bruno Senna ersetzt, der bis zum Saisonende fahren soll, läuft aber weiterhin in offizieller Teamkleidung herum. Zudem will der Deutsche gerichtlich gegen seinen Rausschmiss vorgehen.

Titel-Bild zur News: Eric Boullier

Eric Boullier erhofft sich von Bruno Senna neue Impulse für sein Team

Auf die Frage, wie das Verhältnis zu Heidfeld jetzt sei, entgegnet Boullier mit einem ironischen Grinsen im Gesicht: "Sehr freundlich, offensichtlich." Daher sei er auch "ein bisschen" überrascht, dass "Quick Nick" nach Spa-Francorchamps gekommen ist: "Wahrscheinlich will er nicht in eine Situation geraten, in der er vertragsbrüchig wird, deshalb. Solange er das Team promotet und nicht irgendetwas anderes erzählt, habe ich kein Problem damit."

Erste Gerüchte, dass Heidfeld bei Renault keine Zukunft mehr hat, kamen schon lange vor der Sommerpause auf, als die Aussagen der Teamführung über den Ersatzmann von Robert Kubica immer negativer wurden. Anfang dieser Woche wurde dann darüber informiert, dass Senna eine Chance bekommen soll - und schon am Mittwoch beschäftigte sich das Oberste Gericht in London mit der von Heidfeld eingebrachten Beschwerde.

Meinungsverschiedenheit über Vertragslage

"Wir haben einen Vertrag. Sie interpretieren den anders als ich", sagt Boullier über Heidfeld und dessen Manager Andre Theuerzeit. "Wir haben eine Meinungsverschiedenheit. Auf eine außergerichtliche Vereinbarung wollte er sich nicht einlassen, also sind sie zum Obersten Gericht gegangen. Das Oberste Gericht hat in allen Punkten zu unseren Gunsten entschieden. That's it, Ende der Geschichte."

Noch nicht ganz, denn am 19. September treffen die Beteiligten noch einmal vor Gericht zusammen. Boullier geht aber davon aus, dass die Entscheidung der Berufung standhalten wird: "Bei den Gerichten kannst du es nie sagen, aber das Oberste Gericht hat in allen Punkten für uns entschieden. Alles, was er gefordert hat, wurde abgewiesen. Alles ist möglich, aber Stand heute gibt es eine öffentlich einsehbare Entscheidung des Obersten Gerichts. Punkt."

¿pbvin|512|3991||0|1pb¿Etwas angespannt wird die Stimmung in der Renault-Hospitality, als ein deutscher Journalist versucht, den Teamchef mit sehr direkten Fragen zu provozieren. "Komm schon", wird Boullier laut. "Die Medien sind mir jedes Wochenende an die Gurgel gegangen und haben mich gelöchert, warum Witali schneller ist als Nick. Jedes Mal! Da könnt ihr euch doch ausmalen, dass ich mit dem schieren Speed von Nick und mit seiner Gesamtleistung als erfahrener Pilot nicht zufrieden war. Punkt."

Auf die Frage, was Heidfeld als Fahrer mit mehr Punkten als Petrow falsch gemacht hatte, antwortet er genervt: "Ich bin nicht hier, um alles zu erklären." Anschließend erklärt der Franzose dann aber doch, warum sich Renault für Senna und gegen Heidfeld entschieden hat: "Ich glaube, dass es aus vielen Gründen - damit meine ich nicht nur den Speed - besser für das Team ist, eine andere Fahrerpaarung zu haben."

Abwärtsspirale nicht mehr aufzuhalten?

"Nick ist ein netter Kerl", sagt er über den geschassten Deutschen, "aber irgendetwas hat nicht funktioniert. Seine Führungskraft ist im Team nicht angekommen. Wenn du manchmal - eigentlich sogar meistens - langsamer bist als Witali, dann ist es schwierig für ihn, das Team anzutreiben und sich als Teamleader zu positionieren. Wenn so eine negative Entwicklung einmal begonnen hat, ist es schwierig, sie aufzuhalten."

"Wir haben während der Sommerpause unsere Performance, unser Motivationsniveau und viele andere Dinge genau unter die Lupe genommen. Wir mussten etwas verändern, um eine neue Richtung einzuschlagen. Gleichzeitig ist das eine Gelegenheit, Bruno als Fahrer zu evaluieren", so Boullier. Ob Senna bis Saisonende fahren darf, hängt auch vom Gericht ab, aber: "Die Entscheidung war, Nick bis Saisonende durch Bruno zu ersetzen."

"Ich habe nicht gesagt, dass Bruno besser ist. Ich habe gesagt, dass ich mit der Gesamtleistung von Nick nicht zufrieden bin", präzisiert Boullier eines seiner Statements, als er erneut von deutschen Journalisten attackiert wird. Von Senna erwartet er indes, "gleich schnell wie Witali zu sein, so früh wie möglich. Er wird ein bisschen Zeit brauchen, aber ab Singapur, würde ich sagen." Dass ansonsten Romain Grosjean an Bord kommen könnte, sei "reine Spekulation".


Fotos: Renault, Großer Preis von Belgien, Freitag


Ebenso wie Medienberichte, dass Senna nur dank des jüngsten Genii-Megadeals in Brasilien im Cockpit sitzt: "Ja, es stimmt, dass es eine Beziehung zwischen Genii und Brasilien gibt, ein Deal mit zehn Milliarden US-Dollar Volumen", gibt Boullier zu. "Das hat aber absolut nichts mit Bruno zu tun. Bruno ist unser dritter Fahrer. Wenn du einen Fahrer wechseln willst, dann ist es doch nur logisch, den dritten Fahrer zu befördern. Punkt."

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