• 23.06.2005 15:10

Bob Bell als Jäger des Geschwindigkeitsweltrekords

Wie der heutige Technische Direktor des Renault-Teams zusammen mit McLaren den Geschwindigkeitsweltrekords erobern wollte

(Motorsport-Total.com) - Unverhofft kommt oft: Kurz nachdem Bob Bell in den frühen 90er Jahren seine Arbeit als Leiter der Forschungs- und Entwicklungsabteilung beim McLaren F1-Team aufgenommen hatte, überraschte Teamchef Ron Dennis den Briten mit einer ganz besonderen Aufgabe. Nach dem überlegenen Gewinn mehrerer Formel 1-Weltmeisterschaften mit den Superstars Alain Prost und Ayrton Senna wollte Dennis neue Horizonte erreichen. Er rief Bob in sein Büro und eröffnete ihm, dass er mit seiner Hilfe einen Traum verwirklichen wollte: die Eroberung des Geschwindigkeits-Weltrekords zu Lande - und das Durchbrechen der Schallmauer. "Wir haben oft über dieses Projekt gesprochen und eins Tages gab er den Startschuss", erinnert sich Bell. "Ich wurde als Technischer Direktor eingesetzt. Aber in Wirklichkeit bestand das Team zu Anfang auch nur aus mir..."

Titel-Bild zur News: Bob Bell

Für Bell ist bei Renault das Durchbrechen der Schallmauer kein Ziel mehr

Zwei Jahre lang ahnte niemand, woran Bob Bell so fieberhaft arbeitete - nicht einmal innerhalb der McLaren-Gruppe. "Wir vereinbarten technische Partnerschaften mit Rolls-Royce und 'British Aerospace'. Nach unseren ersten Machbarkeitsstudien hielten wir eine Geschwindigkeit von 1400 km/h für möglich", so Bell. "Um das dafür notwendige Budget aufzutreiben, starteten wir parallel ein Marketing-Projekt." Stück für Stück nahm der Plan Gestalt an. "Wir arbeiteten hart, und irgendwann erreichte das Projekt die Phase, dass das Fahrzeug tatsächlich gebaut wurde. Unser 'Auto' war sehr leicht. Weniger als drei Tonnen Gewicht sind für so ein Gerät ein exzellenter Wert. Es hatte vorn zwei sehr nah zusammen stehende Räder, verfügte über eine elektronische Kontrolle der Aerodynamikteile und ein aktives Fahrwerk. Das RB119-Düsentriebwerk stammte aus einem Tornado-Kampfjet. Schließlich haben wir sogar ein Modell in Originalgröße gebaut."#w1#

Dann allerdings traf das Projekt auf Schwierigkeiten: "So langsam bekam die Öffentlichkeit Wind von der Sache", bedauert Bob Bell. Prompt machten sich auch andere begabte Ingenieure an die Arbeit, darunter Richard Noble, der das 'Thrust SSC'-Projekt anleierte. "Damit verschoben sich für uns die Maßstäbe", fuhr er fort. "Der Angriff auf den Weltrekord entwickelte sich zum Rennen. Wir hatten uns aber nie einen festen Termin gesetzt. Schlimmer noch: Jeder glaubte, wir kämpften als Goliath gegen einen unterlegenen David. Die Sponsoren waren schwerer zu überzeugen, und unser Budget ging zur Neige. Dann testete Richard Noble sein Gefährt. Wäre das fehlgeschlagen, hätten wir unser Projekt fortgesetzt. Aber wir waren uns auch einig: Bei einem Erfolg für ihn würden wir unseren Plan einstellen. Er hatte Erfolg..."

Obwohl sein Rekordfahrzeug nie das Licht der Welt erblickte, empfindet Bob Bell den Angriff auf den Geschwindigkeitsweltrekord zu Lande als wertvolle Erfahrung: "Erstens konnte ich dabei viel lernen. Ich musste mich mit Sachzwängen und Grenzen auseinandersetzen, die weit über die Anforderungen der Formel 1 hinausgehen. Außerdem erkannte ich, dass die Partnerschaft mit einem großen Flugzeughersteller für ein Formel-1-Team viele Möglichkeiten birgt. Das Renault-F1-Team besitzt heute eine Vereinbarung mit Boeing, die uns viel hilft. Die allerwichtigste Lektion aber war Zielstrebigkeit - und ich bin heute zu 100 Prozent auf ein Ziel fixiert: den Gewinn der Formel-1-Weltmeisterschaft mit Renault."

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