• 31.03.2002 23:17

  • von Reinhart Linke

BMW-Williams mit gemischten Gefühlen

Nachdem sich Montoya in der ersten Runde selber um ein besseres Ergebnis brachte, wurde Ralf Schumacher in Sao Paulo Zweiter

(Motorsport-Total.com) - Das BMW-Williams-Team konnte von der Pole Position von Juan-Pablo Montoya im Grand Prix von Brasilien nicht profitieren. Auch Ralf Schumacher kam am Ende nicht dicht genug an seinen Bruder heran, um diesen in Sao Paulo überholen zu können und musste sich so mit Rang zwei zufrieden geben.

Titel-Bild zur News: Montoya, Ralf und Michael Schumacher

Montoya, Ralf und Michael Schumacher kurz nach dem Start in Sao Paulo

Der Wahlösterreicher lag nach dem frühen Boxenstopp seines Teamkollegen auf Platz zwei hinter Michael Schumacher, konnte aber in den ersten Runden nicht mit dem Ferrari-Fahrer mithalten. Während Michael Schumacher seinen ersten und einzigen Boxenstopp absolvierte, fuhr Ralf Schumacher zwar einige schnelle Runden auf der 4,309 Kilometer langen Strecke, doch der Vorsprung des BMW-Williams-Fahrers reichte nicht, um bei seinem Boxenstopp die Führung zu behalten. Und obwohl Ralf Schumacher in den letzten 17 Runden dicht hinter seinem Bruder lag und sogar den Drehzahlbegrenzer ausschalten durfte, konnte er Michael Schumacher nicht mehr überholen und kam so mit einer halben Sekunde Rückstand als Zweiter ins Ziel.

Der 26-Jährige hatte in den letzten Runden auf einen Fehler seines älteren Bruders gehofft: "Der Zweikampf mit meinem Bruder war sehr intensiv. Anfangs war ich nicht allzu glücklich mit der Abstimmung meines Autos, deshalb haben wir beim Tankstopp die Aerodynamikeinstellung etwas verändert. Danach lag mein Auto erheblich besser, und auch der zweite Reifensatz funktionierte besser. Ich konnte zu Michael aufschließen, aber zum Überholen hat es nicht gereicht, das hatte auch mit überrundeten Autos zu tun. Ich hoffte, Michael würde irgendwann einen Fehler machen, einmal etwas zu spät bremsen, so dass ich an ihm vorbeikommen könnte. Aber den Gefallen hat er mir nicht getan. Alles in allem hatten wir hier ein erfolgreiches Wochenende, und ich möchte dem Team für eine exzellente Arbeit danken."

Juan-Pablo Montoya beraubte sich in der ersten Runde selbst seiner Chancen auf den Sieg, als er zunächst am Start nicht so gut wegkam, seine Position aber in der ersten Kurve verteidigen konnte, dann aber zu weit nach außen getragen wurde. So lag schon im Ausgang des Senna S Michael Schumacher mit dem BMW-Williams-Fahrer auf einer Höhe, so dass der Ferrari-Fahrer in der folgenden Linkskurve auf der besseren Linie war und in Führung ging. Im Windschatten auf der nächsten Geraden kam Juan-Pablo Montoya so dicht an den F2002 heran, dass er sich seinen Frontflügel beschädigte und so in der ersten Runde an die Box kommen musste. Dank einiger Ausfälle konnte der 26-Jährige aber noch bis auf Platz fünf nach vorne fahren, wo er im Ziel 1:07.500 Minuten Rückstand zum Sieger hatte und 0,7 Sekunden hinter dem viertplatzierten Jenson Button (Renault) lag.

Der Kolumbianer war mit dem Ergebnis nicht zufrieden: "Ich bin wirklich enttäuscht über den Verlauf des Rennens. Auch, wenn ich am Ende noch zwei Punkte geholt habe. Ich hatte die Pole Position, bin die schnellste Rennrunde gefahren, es wäre mein Rennen gewesen. Nach dem Start habe ich in der ersten Kurve einen Fehler gemacht, so dass Michael vorbeiziehen konnte. Anschließend wollte ich ihn wieder überholen, doch er fuhr mir vor das Auto und riss dabei meinen Frontflügel ab. Noch einmal: Ich bin tief enttäuscht."

Chefingenieur Sam Michael freut sich, dass BMW-Williams in der Konstrukteursweltmeisterschaft mit 30 Punkten weiterhin vor Ferrari (24) führt: "Acht Punkte sind eine gute Bilanz, und wir führen weiterhin in der Teamwertung. Trotzdem ist es enttäuschend, dass wir den Ferrari nicht bezwingen konnten. Es war sehr schade, dass wir nach nur einer Runde beim Kampf um den Sieg nur noch ein Eisen im Feuer hatten. Insgesamt haben das Team und die Fahrer gute Arbeit geleistet. Jetzt freuen wir uns auf Imola."

BMW-Motorsportdirektor Dr. Mario Theissen kann mit dem Ergebnis leben: "Wir haben heute vom Start weg ein äußerst spannendes Rennen gesehen. Leider ist Juan nach dem Zweikampf mit Michael Schumacher aus dem Spitzenkampf ausgeschieden. Ralf ist ein starkes Rennen gefahren. Zum Sieg hat es nicht ganz gereicht. Aber mit sechs Punkten für Ralf, immerhin noch zwei Punkten für Juan und der Pole Position war dies insgesamt ein erfolgreiches Wochenende und außerdem das dritte in Folge, bei dem es keinerlei technische Probleme gab."