• 21.09.2002 10:34

  • von Reinhart Linke

BMW-Williams im USA-GP mit 19.000er-Drehzahlen?

BMW könnte in Indianapolis erstmals die neue Motorausbaustufe auch für das Rennen freigeben ? Ralf und Montoya optimistisch

(Motorsport-Total.com) - Nachdem das BMW-Williams-Team in Monza zwar Stärke gezeigt, aber keine Punkte geerntet hat, soll dies beim Grand Prix der USA am 29. September besser werden. Die Formel 1 reist zum vorletzten Lauf der Saison 2002 zu einer der berühmtesten Rennstrecken der Welt, nach Indianapolis. Während in "Indy" auch das legendäre 500-Meilen-Rennen ausgetragen wird, fährt die Formel 1 auf einer eigens für sie geschaffenen Strecke, die das legendäre Oval teilweise einbezieht.

Titel-Bild zur News: Ralf Schumacher im FW23

Ralf Schumacher hofft auf seine erste Zielankunft in Indianapolis

Um für den Grand Prix der USA optimal gerüstet zu sein, hat das BMW-Williams-Team in dieser Woche drei Tage lang in Barcelona getestet, wo neben Ralf Schumacher auch die beiden Testfahrer des Teams aus Grove, Marc Gené und Antonio Pizzonia, zum Einsatz kamen. Neben der Vorbereitung auf den vorletzten Saisonlauf stand in Barcelona auch der erste Tests des 2003er-Motors auf dem Programm.

Juan Pablo Montoya hat gemischte Erinnerungen an Indianapolis. Gewann der seit Freitag 27-Jährige 1999 die 500 Meilen von Indianapolis, schied er im vergangenen Jahr im Formel-1-Rennen auf dem Indianapolis Motor Speedway nach einem Hydraulikdefekt vorzeitig aus. Zuvor war er von Startplatz drei ins Rennen gestartet und hatte vor seinem Boxenstopp das Feld kurze Zeit angeführt.

"Ich freue mich auf mein nächstes Rennen in 'Indy'", erklärte der Kolumbianer. "Der 'Brickyard', wie die Strecke früher wegen ihrer Ziegelsteinpiste genannt wurde, ist ein guter Kurs mit viel Rhythmus. Eine gute Fahrzeugbalance ist entscheidend. Sentimental betrachtet bedeutet mir diese Rennstrecke etwas mehr. Als ich in der CART-Serie fuhr, war mein Team in Indianapolis zu Hause und ist es bis heute. Ich habe gute Erinnerungen an diese Zeit, ganz abgesehen von meinem Sieg bei den Indy 500. Ich werden viele alte Freunde wiedersehen, und wir werden so viel Spaß wie möglich haben."

"Der Speedway sollte auch sportlich gut für uns sein", fuhr der Monza-Sieger von 2001 fort. "Die Strecke ist sehr schnell. Die Strategie kann auch mitentscheidend sein. Ich denke, die Strecke gehört zu jenen, auf denen man am besten überholen kann. Dafür sorgt die lange Gerade, und speziell die erste Kurve eingangs des Oval-Abschnitts ist eine gute Stelle zum Überholen. Man muss dem Vordermann am Ende der Geraden richtig nahe kommen, dann kann man es versuchen. Kein Zweifel: Das wird für uns ein sehr interessantes Wochenende."

Ralf Schumacher kam derweil bei zwei Starts in Indianapolis noch nie ins Ziel: 2000 schied der Wahlösterreicher nach einem Motorschaden vorzeitig aus, im vergangenen Jahr drehte er sich mit seinem FW23 von der Strecke.

Nun hofft der 27-Jährige auf ein besseres Rennen in diesem Jahr: "In Monza hat jeder gesagt, dass das unsere letzte Chance auf einen Sieg in dieser Saison sein würde, aber schon dort war ich der Meinung, dass unser Auto auch in Indianapolis sehr gut sein müsste. Und nach den beiden Ausfällen in Italien wird unsere Leistung in den USA umso genauer beobachtet werden."

"Der lange Vollgasanteil in der Steilwand-Kurve kommt unserem Motor entgegen, allerdings wird es sehr schwer werden, den Kompromiss zu dem winkligen Infield zu finden", so der Familienvater weiter. "Ich werde schon ein paar Tage früher in die USA reisen, um mich zu akklimatisieren und dann frisch und ausgeruht zu versuchen, gemeinsam mit dem BMW-Williams-Team die Scharte von Monza auszuwetzen."

Chefingenieur Sam Michael freut sich auf die Herausforderung, die die 4,192 Kilometer lange Strecke bietet: "Indianapolis ist komplett anders als jede andere Formel-1-Strecke. Nach der längsten Geraden folgt ein Labyrinth ohne eine einzige schnelle Kurve. Zwei Kurven des Ovals gehören zur Formel-1-Strecke, aber dort wird Vollgas gefahren, weshalb man sie zur Geraden rechnet. Bei der Fahrzeugabstimmung kommt es vor allem auf gute Traktion ausgangs der langsamen Kurven an sowie auf Stabilität beim Bremsen."

"Was die Reifen angeht, werden wir von Michelin wettbewerbsfähige Mischungen haben", ist sich der Ingenieur sicher. "Wir hatten gute Reifen in Monza und waren enttäuscht, daraus kein Kapital schlagen zu können, weil wir technische Probleme mit unserem eigenen Paket bekamen. Indianapolis verlangt maximalen Anpressdruck im Infield und gleichzeitig minimalen Luftwiderstand für die Gerade. Wir werden sicher einige Flügelvarianten zu sehen bekommen. Dank der guten Überholmöglichkeiten wird auch die Rennstrategie ein sehr interessantes Thema. "

BMW-Motorsportdirektor Dr. Mario Theissen kündigt erneut Drehzahlen von über 19.000 Umdrehungen pro Minute an: "Indianapolis hat einerseits die längste Volllastpassage mit 23 Sekunden am Stück im Oval, andererseits ein kurvenreiches Infield. In Summe führt das mit knapp über 50 Prozent, das ist der Wert von 2001, zu keinem besonders hohen Volllastanteil, für die Motorbelastung ist aber die lange Dauervolllast entscheidend. Im Qualifying werden wir erneut unsere neue Ausbaustufe des P82 mit über 19.000 Umdrehungen pro Minute fahren. Über den Renneinsatz ist noch keine Entscheidung gefallen, die Dauererprobung ist noch nicht vollständig abgeschlossen."