• 31.05.2002 18:42

  • von Reinhart Linke

BMW-Williams hofft auf einen weiteren Sieg in Kanada

Das BMW-Williams-Team hofft, dass man beim Grand Prix von Kanada in Montreal den Vorjahreserfolg wiederholen kann

(Motorsport-Total.com) - Nach der zweiten Pole Position in diesem Jahr für das BMW-Williams-Team durch Juan-Pablo Montoya beim Monaco-Grand-Prix und dem dritten Platz von Ralf Schumacher in Monte Carlo reist das bayrisch-britische Team gestärkt zum Grand Prix von Kanada, der am 9. Juni in Montreal auf dem 'Gilles Villeneuve Circuit' stattfindet. Zuvor bereitete sich der Rennstall von Teamchef Sir Frank Williams bei dreitägigen Testfahrten im britischen Silverstone auch das achte von 17 Saisonrennen vor.

Titel-Bild zur News: Das Siegertrio von Kanada 2001

Ralf Schumacher möchte den Vorjahreserfolg in Montreal wiederholen

Durch das wechselhafte Wetter in Silverstone gelangen dem BMW-Williams-Rennstall bei den Testfahrten aber nicht so viele Fortschritte wie erhofft, trotzdem war man insgesamt zufrieden. "Ein etwas schwieriger Test durch das Wetter, aber wir konnten eine Menge Arbeit für Michelin, besonders hinsichtlich der Reifenwahl für Kanada, erledigen und am Setup für das bevorstehende Rennen arbeiten", fasste Chefingenieur Sam Michael den Test zusammen. "Wir machten auch gute Fortschritte bei der Motorentwicklung, so dass es trotz der schwierigen Bedingungen ein produktiver Test gewesen ist."

Ralf Schumacher, Juan-Pablo Montoya und Testfahrer Marc Gené legten zusammen an den drei Testtagen mehr als 1.200 Kilometer auf der britischen Grand-Prix-Strecke zurück, auf der am 7. Juli der Grand Prix von Großbritannien ausgetragen wird, weshalb das Team auch in Vorbereitung auf sein Heimrennen in Silverstone testete.

Beim Grand Prix von Kanada konnte Williams schon sieben Siege (1979 und 1980 mit Alan Jones, 1986 mit Nigel Mansell, 1989 mit Thierry Boutsen, 1993 mit Alain Prost, 1996 mit Damon Hill und 2001 mit Ralf Schumacher) feiern und ist so ? was Siege betrifft ? hinter Ferrari und McLaren mit jeweils acht Triumphen der dritterfolgsreichste Rennstall in Kanada. Auch Motorenhersteller BMW feierte dank Nelson Piquet (1982 und 1984 in einem Brabham-BMW) und Ralf Schumacher im vergangenen Jahr schon drei Siege im Kanada-Grand-Prix.

Ralf Schumacher: "Würde Vorjahressieg gerne wiederholen"

Folglich hat auch Ralf Schumacher gute Erinnerungen an den Grand Prix von Kanada, der seit 1978 in Montreal ausgetragen wird, nachdem zuvor zwei Rennen in Mont-Tremblant und acht in Mosport stattfanden. Zunächst sollte dem Wahlösterreicher die heute 4,361 Kilometer lange Strecke aber kein Glück bringen: 1997 hatte der Kerpener nach einem Reifenschaden einen schweren Unfall, im Jahr darauf warf ihn ein Getriebeschaden aus dem Rennen. Erst nach seinem Wechsel zu Williams kamen die Ergebnisse: 1999 belegte er Platz vier. Nachdem er 2000 nach einer Kollision mit Jacques Villeneuve kurz vor Schluss ausgefallen war, feierte er im letzten Jahr seinen ersten Sieg in Montreal.

Der 26-Jährige freut sich somit auf das Rennen am 9. Juni und hofft, dass er seinen Vorjahreserfolg wiederholen kann: "Ich freue mich sehr auf das Rennen in Kanada. Ich hatte dort im vergangenen Jahr ein tolles Ergebnis, und natürlich würde ich nichts lieber tun, als dort wieder zu gewinnen. Wegen Regens und einiger Unterbrechungen war unser Test in Silverstone nicht gerade die ideale Vorbereitung, hat uns aber dennoch ein Stückchen weitergebracht. Wie Monaco gezeigt hat, können wir im Qualifying ganz vorn sein. Allerdings hat Ferrari im Rennen noch einmal ordentlich zugelegt. Wenn es uns gelingt, unsere gute Qualifying-Leistung auch unter Rennbedingungen zu liefern, dann haben wir wieder Siegchancen."

Juan-Pablo Montoya: "Mir gefällt die Strecke in Montreal"

Derweil hat Juan-Pablo Montoya keine guten Erinnerungen an den 'Gilles Villeneuve Circuit'. Nach Startplatz zehn fiel der 26-Jährige im vergangenen Jahr bei seinem ersten und bisher einzigen Formel-1-Rennen auf der Insel Notre Dame nach einem Unfall vorzeitig aus.

In diesem Jahr hofft der Kolumbianer nun auf ein besseres Ergebnis auf dem Kurs: "Die Strecke in Montreal ist interessant, sie ähnelt ein wenig dem Kurs von Melbourne. Man muss sehr präzise abstimmen und fahren und dabei so sanft wie möglich mit dem Auto umgehen. Das macht mir Spaß. Ich fuhr im vergangenen Jahr zum ersten Mal in Montreal, und abgesehen vom Rennergebnis hat es mir dort gut gefallen. Wir sollten auch in diesem Jahr wieder eine gute Figur in Kanada machen. Der BMW-Motor kann dort seine Kraft ausspielen, und Michelin war schon 2001 recht gut sortiert für den 'Circuit Gilles Villeneuve'. Ich freue mich auf den Grand Prix."

Sam Michael: "Michelin sollte erneut stark sein"

Chefingenieur Sam Michael sieht ein schwieriges Wochenende auf die Ingenieure des Teams aus Grove zukommen: "Die Strecke in Montreal verlangt niedrige bis mittlere Abtriebswerte. Dagegen sind die Ansprüche an die aerodynamische Effizienz hoch, das gleiche gilt für das Bremsverhalten, die Motorleistung und die Traktion. Es ist für die Ingenieure am gesamten Wochenende schwierig, sich für ein Abtriebslevel zu entscheiden. Weil man in Montreal durchaus überholen kann, kommen verschiedene Rennstrategien in Betracht. Das macht den Grand Prix am Sonntag zusätzlich spannend. Michelin hat uns in Monaco mit einem guten Reifen ausgerüstet und das sollte auch in Kanada der Fall sein. Wir gehen optimistisch in das Rennen, auch der Vorjahressieg stärkt uns. Allerdings täuscht uns das nicht über die Fähigkeiten von Ferrari und McLaren-Mercedes hinweg."

Grund für Montoyas Motorschaden in Monaco ist gefunden

BMW-Motorsportdirektor Dr. Mario Theissen blickt mit guten Erinnerungen an den Kanada-Grand-Prix im vergangenen Jahr zurück: "Wir erinnern uns gern an unsere letzt jährige Stärke im Rennen von Montreal. Allerdings war die Situation 2001 eine andere, damals gab es kein derart dominierendes Team wie es derzeit der Fall ist. Dennoch sollte uns der 'Circuit Gilles Villeneuve' noch immer liegen, und wir hoffen, erneut mit den Besten mithalten zu können."

Unterdessen ist der Grund für den Motorschaden bei Juan-Pablo Montoya im vergangenen Rennen in Monte Carlo geklärt. "In Monaco waren wir mit unserer Performance sehr zufrieden, zumal wir erstmals auch auf einem der winkligen Kurse ganz vorn dabei waren", blickt der Familienvater zurück. "Der Motorschaden an Juan-Pablos Auto hat unser Ergebnis dort natürlich stark beeinträchtigt. Wir konnten das aufklären: Die Ursache war ein durch Rückzündungen ausgelöster Brand in der Airbox."