• 11.07.2009 20:27

  • von Christian Nimmervoll & Dieter Rencken

BMW: Vorteil Heidfeld?

Die Neuerungen am BMW Sauber F1.09 scheinen Nick Heidfeld besser zu liegen als Robert Kubica - Vorzeitiger Entwicklungsstopp kein Thema

(Motorsport-Total.com) - Das BMW Sauber F1 Team brachte an den Nürburgring ein weiteres Paket an umfangreichen Updates. Zumindest eine Wunderheilung brachte dieses nicht: Nick Heidfeld zeigte zwar bisher eine starke Vorstellung und qualifizierte sich nur wegen eines strategischen Fehlers nicht für die Top 10, doch Robert Kubica blieb als 16. völlig farblos.

Titel-Bild zur News: Nick Heidfeld

Nick Heidfeld scheinen die Änderungen am F1.09 entgegenzukommen

Der Pole war das ganze Wochenende langsamer als sein deutscher Teamkollege und kassierte in Q1 eine Klatsche von mehr als vier Zehntelsekunden. "Das Auto fühlt sich einfach nicht so an, wie ich es gewohnt bin", meint Kubica achselzuckend. "Komisch ist, dass es im ersten Run am Freitag noch in Ordnung war, aber dann wurde es auf einmal schlechter. Wir sehen komische Ausschläge auf den Daten, aber wir wissen nicht, woher die kommen."#w1#

Das Pendel schwenkt aus

"Robert hatte das ganze Wochenende Probleme, während Nick sagt, das Paket ist ein Fortschritt", bestätigt BMW Motorsport Direktor Mario Theissen. "Das, was Nick erreicht hat, entspricht ungefähr unseren Erwartungen. Nick war seit gestern Morgen konstant Zehnter oder Elfter." Und plötzlich wird "Quick Nick" wieder seinem Namen gerecht, hat er das teaminterne Duell wieder im Griff. Das zeigt, wie sensibel die Formel-1-Fahrer heutzutage sind.

"Insgesamt haben wir schon Fortschritte gemacht", sagt Heidfeld, der sich aber nicht im Detail zum neuen Frontflügel äußern will, "weil wir keine Vergleichstests gefahren sind. Vom Gefühl her war es ein leichter Vorteil, aber kein großer Unterschied." In der Theorie soll der Frontflügel den Luftstrom nun sauberer nach hinten leiten, wovon in letzter Konsequenz auch der Doppeldiffusor profitieren dürfte, der vor dem Nürburgring ebenfalls modifiziert wurde.


Fotos: BMW Sauber F1 Team, Großer Preis von Deutschland, Samstag


Für Heidfeld könnte das Update, das zu seinem Fahrstil besser zu passen scheint als zu jenem von Kubica, ein Segen zum richtigen Zeitpunkt sein, denn der Deutsche fährt momentan auf Bewährung. Theissen betont zwar, man sei mit den Fahrern zufrieden und suche die Ursachen für die sportliche Krise nur im Team, doch gleichzeitig dementiert er auch nicht, dass hinter den Kulissen der Markt sondiert wird. Eine Entscheidung soll im September fallen.

"Beide Fahrer gehen mit dieser Situation sehr konstruktiv um", sagt der 56-Jährige in Bezug auf die Krise. "Nick und Robert und auch ihre Ingenieure arbeiten sehr gut zusammen und geben gutes Feedback, das uns dabei hilft, die Probleme zu verstehen. Damit bin ich sehr zufrieden." Gerüchten zufolge soll Nico Rosberg auf der Wunschliste ganz weit oben stehen, doch um den Williams-Piloten buhlt auch McLaren-Mercedes.

Zunächst einmal hat ohnehin Vorrang, den Anschluss an die Spitze möglichst rasch zu finden. Heidfeld ist diesbezüglich durchaus optimistisch: "Es darf keinen Stillstand geben", fordert er und sagt: "Wir haben für die nächsten Rennen vieles in petto - speziell was Singapur und Valencia betrifft. Davon erhoffen wir uns einiges." Ein vorzeitiger Entwicklungsstopp, um alle Ressourcen für 2010 in die Waagschale zu werfen, steht jedenfalls nicht zur Diskussion.

Lernen für nächstes Jahr

Theissen erklärt warum: "Wir arbeiten schon am neuen Auto, aber es macht überhaupt keinen Sinn, an diesem Auto aufzuhören - und zwar aus zwei Gründen: Erstens wird es keine gravierenden Regeländerungen geben, was die Aerodynamik angeht. Das heißt, alles, was wir mit diesem noch frischen Konzept lernen, können wir auf das nächste Jahr übertragen", gibt der BMW Motorsport Direktor zu Protokoll.

Robert Kubica

Enttäuscht: Robert Kubica erlebt in der Eifel ein Wochenende zum Vergessen Zoom

Und weiter: "Zweitens haben wir ein Testverbot. Wenn wir aufhören, dieses Auto weiterzuentwickeln, um uns nur noch auf das neue zu stürzen, dann können wir nur hinter verschlossenen Türen entwickeln und würden die Möglichkeit, auf der Strecke zu fahren, komplett beiseite lassen. Daher macht es Sinn, dieses Auto maximal weiterzuentwickeln. Die Rennwochenenden sind unsere einzigen Tests, also müssen wir diese Gelegenheiten nutzen."

Die auf dem Nürburgring eingeführten Änderungen haben nach Meinung Theissens wie erwartet angeschlagen - zumindest für Heidfeld -, doch "das ändert nichts daran, dass unser Auto nach wie vor nicht schnell genug ist und unter normalen Bedingungen nicht im Vorderfeld mitfahren kann". So bleibt wieder nur die Hoffnung auf Hilfe von oben: "Je weiter man am Start hinten steht, desto mehr hofft man auf unerwartete Ereignisse. Hinzu kommt, dass Nick ein anerkannt starker Regenfahrer ist."

Die Enttäuschung über den Ausgang des Qualifyings hält sich aber in Grenzen: "Wenn man mich heute Morgen gefragt hätte, hätte ich ungefähr diese Positionen erwartet. Aber so, wie das Qualifying gelaufen ist, war deutlich mehr drin. Wir hatten mit beiden Autos Pech und sind jeweils gerade an der Hürde in die nächste Runde gescheitert. Wenn man sieht, wie gut Nick im Nassen unterwegs war, dann war da heute einiges drin", so Theissen.