• 02.11.2004 10:36

Blundell: "Ich hatte viel Spaß"

Ex-Formel-1-Fahrer Mark Blundell über seine bewegte Karriere als Rennfahrer und seine ständige Verbindung zur Formel 1

(Motorsport-Total.com) - Mark Blundell ist einer der selten gewordenen Vertreter des Allround-Rennfahrers. Der Engländer beschritt in seiner Karriere schon immer etwas ungewöhnliche Wege. So wechselte er als Privatfahrer gleich in die Formel 3000, denn ein gutes Formel-3-Cockpit war zu teuer. Im Laufe seiner aktiven Zeit war er nicht nur in der Formel 1 unterwegs, sondern auch in der CART-Serie, der Rallye-Weltmeisterschaft und in Le Mans. Der Internetseite des McLaren-Mercedes-Teams gab der 38-Jährige nun ein Interview.

Titel-Bild zur News: Mark Blundell

Mark Blundell während seiner CART-Zeit in Nordamerika

Frage: "In den 90er Jahren bist du für McLaren gefahren. Welche Erinnerungen hast du an die Zeit mit dem Team?"
Mark Blundell: "Ich habe 1992 und 1995 für das Team getestet. Ich hatte viel Spaß und mit den Leuten bei McLaren und Mercedes konnte man großartig arbeiten - speziell mit Ron Dennis (Teamchef; d. Red.), von dem ich eine Menge lernen konnte. Als ich 1995 zum Testen in das Team zurückkehrte, bekam ich zehn Tage vor dem ersten Rennen einen Anruf, dass ich Rennen bestreiten würde. Mein Highlight des Jahres war sicher, als ich Mika Häkkinen beim Portugal-Grand-Prix in Estoril im Qualifying schlug. Ich habe immer noch Kontakt zu einigen Leuten im Team, bei den Rennen besuche ich sie häufig und sie heißen mich immer herzlich willkommen."#w1#

Frage: "Nach deiner Formel-1-Zeit hast du eine erfolgreiche Karriere in der CART-Serie gestartet. Was war das für eine Erfahrung?"
Blundell: "Das war sehr lohnenswert. Ich habe zuvor mit der Technologie auf Formel-1-Niveau gearbeitet, daher war ich überrascht, wie einfach alles zu dieser Zeit in der CART war. Ich konnte einige Siege für mein Team (PacWest; d. Red.) erringen, darunter ihren ersten Einsatz bei einem 500-Meilen-Rennen. Damit war ich erst der vierte Brite, der ein 500-Meilen-Ovalrennen in den USA gewann."

Frage: "Kannst du uns etwas den Unterschied zwischen den Autos der CART und der Formel 1 aus dieser Zeit näher bringen?"
Blundell: "Die CART-Autos waren viel schwerer und hatten Stahlbremsen, die weniger Bremsleistung hatten als die Karbonbremsen in der Formel 1. Es gab auch ein sequenzielles Getriebe, welches ich in den zehn Jahren vor meinem CART-Einstieg nicht mehr gefahren bin. Es gab kein elektronisches Gaspedal, keine Traktionskontrolle, kein ABS und so weiter. Die Erfahrung war viel grundlegender als in einem Formel-1-Auto, und der Fahrer konnte sich nicht so sehr auf die Daten des Windkanals und der Computer-Simulationen verlassen. Man musste das Setup intuitiver angehen, das hat mich in gewisser Weise zu den Autos zurückgebracht, die ich zuvor in meiner Karriere fuhr."

Frage: "1992 hast du das 24-Stunden-Rennen in Le Mans gewonnen (in einem Peugeot 905; d. Red.). Wie schön war es, den eigenen Namen in diese Siegerliste eintragen zu können?"
Blundell: "Le Mans ist, zusammen mit dem Monaco-Grand-Prix und den Indianapolis 500, eines der Rennen, von dem fast jeder in der Welt einmal gehört hat. Es ist etwas anderes, weil man das Auto mit anderen teilt. Sportwagen zu fahren, kann für Fahrer ein großartiger Weg sein, die Grundsätze von guter Technik zu verstehen: Es lehrt einem, konstant und diszipliniert zu sein, das ganze Rennen über auf das Auto zu achten. Sportwagen verlangen im Allgemeinen nach viel Gefühl vom Fahrer."

Frage: "Von allen Kategorien, in denen du gefahren bist, von der Formel Ford zur Formel 1, den Sportwagen und der CART-Serie: Welche Serie war dir am liebsten?"
Blundell: "Es gibt keinen größeren Nervenkitzel, als ein Formel-1-Auto mit 100 Prozent Einsatz zu fahren. Ich muss aber auch sagen, dass das beste Racing, das ich je erlebte, in den USA stattfand. Es ist unglaublich, wenn man mit 360 km/h um eine Kurve fährt, nur ein paar Zentimeter hinter einem anderen Fahrer. Es ist eine wahrlich unglaubliche Erfahrung. Auch in Le Mans auf dem obersten Treppchen zu stehen, und 50.000 britische Fahnen zu sehen, verursacht Herzklopfen."

Frage: "Viele kennen dich auch als Formel-1-Experte des britischen Senders 'ITV'. Wie kamst du zu dieser Rolle?"
Blundell: "Während ich in Amerika fuhr, gab mein alter Freund (und Ex-Formel-1-Rennfahrer) Martin Brundle seinen Kommentatorposten bei 'ITV' kurzfristig auf, da er in Le Mans antrat. Da das Rennen nicht mit meinen Verpflichtungen kollidierte, habe ich ihn ersetzt. Als ich meine Karriere in den USA beendete, fragte man mich, ob ich Interesse daran hätte, im Studio die Rennen zu analysieren. Für mich war das eine gute Gelegenheit, denn ich konnte weiter als Fahrer aktiv sein. Zudem konnte ich mit den Entwicklungen der Formel 1 Schritt halten. Mir macht das wirklich Spaß, aber es ist dennoch nicht mit dem Nervenkitzel zu vergleichen, den man hat, wenn man auf der Rennstrecke eine richtig schnelle Runde hinlegt."