• 20.03.2003 12:13

Betroffenheit über Kriegsbeginn im Irak

Die Nachricht über den Kriegsbeginn im Irak ist im Fahrerlager in Sepang erwartungsgemäß brennendstes Gesprächsthema

(Motorsport-Total.com/sid) - Der Krieg im Irak hat die Formel 1 eingeholt, aber nicht gestoppt. "Wir fahren nicht mit geschlossenen Augen und wissen sehr genau, was um uns herum passiert. Ich hätte aber viel lieber darüber diskutiert, wie man den Krieg hätte vermeiden können, doch es war immer nur die Frage, wann es losgeht, nicht warum", sagte Weltmeister Michael Schumacher am Donnerstag auf einer Pressekonferenz vor dem Großen Preis von Malaysia in Kuala Lumpur.

Titel-Bild zur News: Friedensaufruf in Sidney

Die Formel 1 ist praktisch geschlossen gegen den Krieg im Irak

Eine Absage des zweiten von 16 WM-Läufen am Sonntag ist für die Stars im PS-Zirkus aber kein Thema: "Ich fühle mich sehr sicher und sehr wohl. Das Einzige, was hier gefährlich ist, das ist dieser Lungenvirus", meinte Vorjahressieger Ralf Schumacher. Die malaysischen Kampfjets, die nur wenige Stunden nach dem Kriegsausbruch im Irak demonstrativ über der Rennstrecke für ihre sonntägliche Flugshow übten, verbuchte er ironisch als "zusätzliche Sicherheitskräfte".

Für seinen Bruder Michael sind die Piloten ohnehin nicht die richtigen Ansprechpartner zum Thema einer möglichen Absage. "Die Formel 1 ist ein großes Gebilde, da gibt es keine Einzelentscheidungen, außer vielleicht von Max Mosley", meinte Schumacher und übte in einem 'RTL'-Interview Kritik am Chef des Automobilweltverbandes FIA: "Ich bin nur ein kleines Rädchen und kann nichts entscheiden. Das kann nur Mosley, der leider wieder nicht hier ist. Das finde ich nicht gut." Es hätte für Schumacher "schon Gesprächsbedarf" gegeben.

Nachdem bereits in Melbourne Mosleys geplante Aufklärung über die zahlreichen Regeländerungen nach einer mysteriösen Flugpanne ausgefallen war, blies der Engländer auch seine Reise nach Malaysia kurzfristig ab, "weil eine Veranstaltung, für die ich gekommen wäre, im letzten Moment abgesagt wurde". Statt der angekündigten Pressekonferenz verteilte die FIA am Donnerstagmorgen lediglich ein schriftliches Interview mit ihrem Präsidenten. Seine Aussagen zu den neuen Regeln interessierten nach dem Beginn der US-Angriffe gegen den Irak aber niemanden mehr, die Fernsehbilder der Nachrichtensender umso mehr.

"Ich glaube nicht, dass es irgendeine Auswirkung auf den Krieg hat, ob wir hier fahren oder nicht. Deshalb ist es in Ordnung, dass wir fahren", meinte Nick Heidfeld. Sein Mönchengladbacher Orts- und Sauber-Teamkollege Heinz-Harald Frentzen hofft, "dass die betroffenen Menschen dort nicht zu sehr unter dem Krieg leiden. Ich hatte bis zuletzt gehofft, dass man eine andere Lösung findet", sagte "HHF".

Für den Brasilianer Rubens Barrichello ist es sogar wichtig, am Wochenende ein Rennen zu fahren. Zuschauer an der Strecke und vor den Fernsehern könnten sich damit "ein bisschen vom Krieg ablenken". Auch BMW-Motorsportdirektor Dr. Mario Theissen plädierte dafür, Sport und Politik zu trennen: "Wir sind hier, um den Fans in Asien guten Sport zu bieten. Dafür gehen wir an den Start. Wir fühlen uns sicher. Es gibt im Moment keinen Grund zu reagieren."

Sein Pilot Juan-Pablo Montoya dagegen war nur wenig beeindruckt von den Kriegsnachrichten: "Bei uns zu Hause in Kolumbien haben wir seit mehr als 30 Jahren Krieg. Nachrichten von Toten und Entführungen gibt es bei uns jeden Tag. Ich bin daran gewöhnt, schlechte Nachrichten zu verdrängen und mich auf meinen Job zu konzentrieren."