Berger über Vettels einziges Gesicht: "Ich und sonst niemand"

Ex-Pilot Gerhard Berger unterstellt Sebastian Vettel puren Egoismus, sieht darin aber auch den Weg zum Titel: "Würde er Punkte liegenlassen, wäre er nicht Weltmeister"

(Motorsport-Total.com) - Die Anzahl der Leute, die ihre Meinung zum Red-Bull-Vorfall in Malaysia geben (sollen/müssen) wird immer größer. Nun wurde auch Ex-Pilot Gerhard Berger zu diesem Thema von 'auto motor und sport' befragt. Er hält die Anweisung von Red Bull schon im zweiten Saisonrennen für vollkommen unsinnig. "Die Fahrer sollten das Beste für sich selbst machen dürfen - und zwar so lange, bis einer der beiden nicht mehr Weltmeister werden kann. Nur am Saisonende macht Stallregie Sinn."

Titel-Bild zur News: Sebastian Vettel, Gerhard Berger

Gerhard Berger kennt Sebastian Vettel aus gemeinsamen Toro-Rosso-Tagen

Darum könne der Österreicher auch verstehen, dass sich Sebastian Vettel gegen die Anweisung seines Teams widersetzt habe: "Vettel hat zwei Mal die Weltmeisterschaft gegen Ferrari mit ganz wenigen Punkten Vorsprung gewonnen. Würde der jetzt freiwillig Punkte liegenlassen, wäre er zwei Mal nicht Weltmeister geworden", ist sich Berger sicher. "Wenn das Team will, dass Vettel den Titel holt, dann kann er eigentlich gar nicht anders als jede Gelegenheit mitzunehmen und Punkte zu machen." Schließlich würden Weltmeisterschaften heute nicht mehr mit 20 Punkten Unterschied gewonnen werden.

Berger musste indes 1991 auf Anraten von McLaren-Teamchef Ron Dennis ins zweite Glied rücken und seinen Teamkollegen Ayrton Senna unterstützen - was der heute 53-Jährige auch getan hatte. "Für mich war das nicht schwierig das zu akzeptieren", erzählt er. "Ron hat diese Bitte an mich zu einem Zeitpunkt herangetragen, als ich selbst nicht mehr Weltmeister werden konnte. Meine Linie war immer so: Zuerst komme ich. Erst wenn ich keine Titelchancen mehr habe, das Team."

"So habe ich kein Problem. Nur umgekehrt geht nicht", ergänzt der Österreicher. Darum hätte er in Malaysia vermutlich ähnlich wie Vettel gehandelt - und nicht wie Nico Rosberg, der an gleicher Stelle die Mercedes-Order akzeptierte und Teamkollege Lewis Hamilton nicht überholte. "An Rosbergs Stelle hätte ich mein Rennen gefahren und hinterher gesagt, dass ich den Funkspruch nicht verstanden habe."

Doch darin liege auch der Unterschied zwischen beiden Deutschen: "Die beiden sind völlig unterschiedlich gepolt. Vettel wäre gar nicht in der Lage, eine Strategie zu akzeptieren, die gegen ihn geht. Das kann der gar nicht." Dass Vettel zwei Gesichter habe, nach außen Sunnyboy und Schwiegermutterliebling und nach inne knallharter Egoist, will Berger so nicht sagen: "Ich sehe da nur noch ein Gesicht. Ich und sonst niemand."