Berger über den verlorenen Mythos der Formel 1

Noch heute fasziniert die Formel 1 Millionen von Menschen, doch der Mythos, der die Fahrer früher umgeben hat, ist verloren gegangen

(Motorsport-Total.com) - Der Grand-Prix-Sport übt auf seine Fans nach wie vor eine einzigartige Faszination aus, dennoch hat er sich im Laufe der Jahre stark verändert. Waren die Fahrer noch vor 30 Jahren unsagbare Helden, die dem Tod furchtlos ins Auge schauten, so sind Michael Schumacher und Co. heute zwar noch immer Idole, aber eben ohne den einstigen Mythos.

Titel-Bild zur News: Lotus-Heck

Gerhard Berger musste noch Autos mit 1.500 PS und manueller Schaltung fahren

Gerhard Berger, der immerhin noch die Turbo-Ära erlebt hat und Ende 1997 als Aktiver zurückgetreten ist, beleuchtete in der 'Süddeutschen Zeitung' die Hintergründe dieses Wandels: "Als ich angefangen habe, sind wir den Grand Prix von Monte Carlo zu 70 Prozent mit einer Hand gefahren. Die andere war am Schalthebel. Wir hatten Autos mit Turbo-Motoren. Die Räder haben ständig durchgedreht, in jeder Kurve ist das Auto quer gestanden und du musstest gegenlenken."#w1#

Das alles "mit einer Hand, ohne Servolenkung! Das war eine andere Arbeitsweise", so der Österreicher. Die heutigen Leistungen will er deswegen jedoch nicht schmälern: "Michael Schumacher hätte das auch damals am besten hinbekommen. Er hätte sogar einen größeren Vorsprung auf seinen Teamkollegen herausgefahren als er das heute schafft. Die technischen Hilfsmittel nehmen dem Fahrer viele Gebiete, wo er früher mit seinem Talent glänzen konnte."

"Die Entwicklung bei den Straßenfahrzeugen geht ja in die gleiche Richtung", fuhr er fort. "Ein normales Auto ist heute vollgepumpt mit Elektronik, und es gibt eine sehr große Gruppe, die sagt: 'So möchte ich das haben. Wenn ich Gas gebe, regelt das die Elektronik. Wenn es regnet und ich bremse, regelt das das ABS. Wenn ich ins Schleudern komme, bremst das ESP jedes Rad einzeln, bis ich nicht mehr schleudere.'"

"Viele finden das gut. Auf der anderen Seite gibt es aber auch eine kleine Gruppe, die sagt: 'Ich will das nicht. So geht der Spaß am Autofahren verloren. Ich will alles selbst in der Hand haben.' Diese Einstellung hat den Rennsport ursprünglich geprägt. Von Anfang an ging es bei dem um die Frage: Hier ist ein High-Tech-Gerät, wer kann das am besten beherrschen? Zwischen diesen beiden Strömungen gibt es einen grundsätzlichen Konflikt", analysierte der 45-Jährige.