• 06.07.2004 16:00

  • von Fabian Hust

Berger: "Ralf muss die Angst verdrängen"

Gerhard Berger gibt zu, dass er nach seinem schweren Unfall 1989 in Imola nicht mehr der Alte war

(Motorsport-Total.com) - Nach 14 Jahren in der Formel 1 zog sich Gerhard Berger Ende der Saison 1997 aus der Formel 1 als aktiver Fahrer zurück. Später wechselte der Österreicher zu BMW, dort wurde ihm die Rolle des Motorsportdirektors zuteil. Jahrelang hat der 44-Jährige bei Williams mit Ralf Schumacher zusammengearbeitet und weiß, wie sensibel der Kerpener im Vergleich zu vielen seiner Kollegen doch ist.

Titel-Bild zur News: Gerhard Berger

Gerhard Berger gibt zu, dass ihn sein Unfall 1989 verändert hat

Gerhard Berger ist sich bewusst, dass man verschiedene Menschen nicht miteinander vergleichen kann, aber er selbst gibt zu, dass der schwere Unfall 1989 in Imola bei ihm so seine Spuren hinterlassen hat. Damals rauschte er mit Tempo 270 in die Betonmauer der 'Tamburello', verdankt sein Leben dem damals schon robusten Kohlefaser-Chassis und den Streckenposten, die verhinderten, dass er im Feuer verbrannte.#w1#

"Mein Geist hat realisiert, dass du bei einem technischen Gebrechen nur noch Passagier bist, und das ist bei mir hängen geblieben", gesteht Berger gegenüber der 'Motorsport aktuell' ein. "Es hat dazu geführt, dass ich nach dem Imola-Unfall mit Sicherheit nicht mehr so risikofreudig war wie vorher." Ob das bei Ralf Schumacher genauso sein wird, könne er aber natürlich nicht sagen.

Wenn es darum geht, wie man mit einer Unfallursache umgeht, sind scheinbar auch nicht alle Formel-1-Piloten gleich. Für die meisten Fahrer ist es wichtig, dass ein Unfall erklärbar ist. Wenn ihnen eine Aufhängung bricht oder einen Reifen platzt, kennen sie die Ursache und für sie ist damit der Vorfall abgehakt. Wenn jedoch kein Grund gefunden werden kann oder ein Unfall durch einen Fahrfehler verursacht wird, kann dies zu Selbstzweifeln führen.

Beim Österreicher war es immer umgekehrt, wie er erklärt. Er hätte aus seinen Fahrfehlern seine Lehren gezogen und damit das Thema abgehakt. In Bezug auf technische Defekte sei es jedoch bei ihm so gewesen, dass er sich sicher war, dass sie erneut auftreten würden, man halt nur nicht wisse, wann: "Meistens passiert es an einer kritischen Stelle, wo das Fahrzeug am meisten belastet wird. Wie damals bei meinem Ferrari in Imola, es bricht der Frontflügel. Mit diesen Gedanken wirst du viel schwieriger fertig als mit einem Fahrfehler."

Dass Ralf Schumacher einen Psychiater benötigt, wie der eine oder andere "Experte" zu wissen meint, glaubt Gerhard Berger hingegen nicht. Er habe jedenfalls in seiner Karriere nach keinem Unfall die Hilfe eines Psychiaters benötigt: "Höchstens meine Frau hat einen Psychiater gebraucht, auf Grund meiner Aktionen", scherzt der zehnfache Grand-Prix-Sieger.

Darüber hinaus glaubt Berger nicht, dass Ralf Schumacher Probleme haben wird, er bleibt seiner Meinung nach ganz der Alte. Der Österreicher empfiehlt dem 29-Jährigen, so schnell wie möglich wieder in das Auto zu steigen, "um auch die Angst zu verdrängen. Wenn man sich aber nicht wohl fühlt, durch irgendwelche Kopf- oder Körperverletzungen, dann muss man die Stärke haben und sagen, ich bin noch nicht dabei."