Berger lässt sorglosen Speed noch zappeln

Scott Speed wurde von Toro Rosso noch immer nicht als Stammfahrer bestätigt, doch dies könnte zum Teil psychologische Gründe haben

(Motorsport-Total.com) - Als einziger Fahrer ist Scott Speed noch nicht für die bevorstehende Formel-1-Saison bestätigt, die Scuderia Toro Rosso hat bislang nur Vitantonio Liuzzi offiziell genannt. Dies erscheint ein wenig verwunderlich, weil Red-Bull-Konsulent Helmut Marko gegenüber 'Motorsport-Total.com' versichert hat, dass mit keinen anderen Kandidaten verhandelt wird. Wozu also warten?

Titel-Bild zur News: Gerhard Berger

Gerhard Berger fordert von seinem Fahrer Scott Speed eine andere Einstellung

Inzwischen hat sich herausgestellt, dass mit den beiden Fahrern nach ihrer Saison 2006 eine intensive Leistungsanalyse durchgeführt wurde, bei der sich Liuzzi besser aus der Affäre gezogen haben dürfte als Speed. Beide gelten ja als Partylöwen - ganz dem Red-Bull-Image entsprechend - und sind für ihre laxe Einstellung bekannt, was ihnen von Teammiteigentümer Gerhard Berger im Winter öffentlich vorgeworfen wurde.#w1#

Leistungsanalyse entscheidend für Fahrerverträge

"Tonio hat sehr gut reagiert und hart an sich gearbeitet." Gerhard Berger

Letzterer erklärte gegenüber 'autosport.com' den Ablauf der erwähnten Leistungsanalyse - und betonte, dass diese "nur gemeinsam mit den Fahrern" Sinn mache, "weil man große Einsatzbereitschaft vom Fahrer braucht, damit er die Probleme versteht und sie aussortieren kann. Tonio hat das sehr gut gemacht, er hat sehr gut reagiert und hart an sich gearbeitet." Bei Speed dürfte dies nicht unbedingt der Fall gewesen sein.

"Ich denke", so Berger weiter, "dass wir dieses Jahr einen neuen Tonio sehen werden. Beide Fahrer sind in Ordnung, was das Naturtalent angeht, aber das ist in der Formel 1 offensichtlich nicht alles, sondern man muss sich voll reinhängen. Ich verlange von unseren Fahrern die gleiche Einsatzbereitschaft wie von allen Mechanikern, allen Ingenieuren und uns selbst, genau wie von Red Bull, was die finanzielle Seite angeht."

"Wenn dieses Commitment nicht da ist, wird es schwierig. Wir sind sehr zuversichtlich, dass das bei Tonio passt, aber mit Scott müssen wir noch reden. Bevor diese Punkte aussortiert sind, möchten wir ihn nicht als Fahrer bestätigen", erklärte der zehnfache Grand-Prix-Sieger - und machte damit klar: Dass die Sache noch nicht unter Dach und Fach gebracht wurde, dient wohl in erster Linie dazu, ein wenig Druck auf den sorglosen Amerikaner auszuüben.

Berger war auch kein Kind von Traurigkeit

"Ich finde es sogar klasse, wenn jemand ein bisschen verrückt und menschlich ist, wir sind schließlich Red Bull." Gerhard Berger

Übrigens betonte Berger, er habe nie etwas gegen Speeds Partylust gesagt: "Ich mag Partys, das gehört dazu. Ich finde es sogar klasse, wenn jemand ein bisschen verrückt und menschlich ist, wir sind schließlich Red Bull, aber das muss im Gleichgewicht mit der Performance stehen", sagte er. Leitsatz: Trink dich von mir aus zu Tode, wenn du Rennen gewinnst, aber bleib gefälligst nüchtern, wenn du hinterherfährst.

Dabei weiß der Scuderia-Toro-Rosso-Teilhaber durchaus, dass er von Liuzzi und Speed keine Wunderdinge erwarten kann: "Unsere Jungs können von der Erfahrung her nicht wie ein Schumacher sein und auch nicht in Sachen Naturtalent, aber was ich von ihnen verlangen kann, ist das gleiche Commitment. Das haben sie selbst in der Hand. Wer das nicht hat, für den ist die Formel 1 nicht das Richtige, denn der wird früher oder später Probleme bekommen", meinte Berger abschließend.