Berger glaubt nicht an Stallregie bei Red Bull

Der Österreicher Gerhard Berger glaubt, dass es Red Bull auf Glück und die sportliche Leistung im Saisonendspurt ankommen lassen wird

(Motorsport-Total.com) - Vor den letzten beiden Rennen hat Mark Webber von der Punktesituation her bessere Chancen auf den Titel als Red-Bull-Teamkollege Sebastian Vettel. Bei Ferrari setzt man seit dem Sommer ganz klar auf Alonso. Teamkollege Felipe Massa muss den Wasserträger spielen und sich den Teaminteressen beugen. Red Bull hat seine Fahrer bisher frei fahren lassen. Es stellt sich die Frage, wie die Teamleitung um Christian Horner in den letzten beiden Rennen mit der Strategie umgeht.

Titel-Bild zur News: Gerhard Berger

Gerhard Berger weiß, dass bei Red Bull der sportliche Aspekt im Vordergrund steht

"Dazu habe ich eine ganz klare Meinung", sagt Gerhard Berger, der Red Bull sehr gut kennt, bei 'ServusTV'. "Einige Teams betreiben den Formel-1-Sport als Geschäft. Für Williams oder McLaren gibt es mehr Geld, wenn sie in der Konstrukteursweltmeisterschaft einen Platz weiter vorne sind. Die brauchen das, denn es ist überlebensnotwendig. Es ist ein Geschäft und ab einem gewissen Zeitpunkt macht eine Teamstrategie Sinn. Da ist die Fahrer-WM wichtig, aber auch die Herstellerwertung ist wichtig."

"Dann gibt es Teams, die eine ganz andere Herangehensweise haben. Dazu gehört auch Red Bull. Sie benutzen die Formel 1 als sportliche Plattform. Red Bull ist eine Firma, die sportlich denkt und ihr Produkt mit Sport auflädt. Sie treffen von vornherein die Entscheidung, dass sie in letzter Konsequenz sportlich sein wollen. Sportlich lautet, dass der Bessere gewinnt."

Über Teamtaktiken, beziehungsweise Stallorder wurde nach den Vorkommnissen um Ferrari in Hockenheim viel diskutiert. Es bleibt eine Grauzone, die 100.000 Dollar kostet. "Vergessen wir die Grauzone, denken wir an die Moral", so Berger. "So wie ich Dietrich Mateschitz kenne, ist es keine Frage. Er würde es in letzter Konsequenz auf das Glück und die sportlichen Leistung ankommen lassen. Bei langfristigem Denken gewinnt man die Weltmeisterschaft eben ein Jahr später."

"Ich glaube, dass die Fans und die Sportler so einem Denken auch dankbar sind. Das ist Sport. Es ist nicht Sport, wenn man das ganze Jahr über taktische Züge macht, um am Ende eben vorne zu sein. Manche müssen das machen, weil es für sie ein Geschäft ist."

So eng, wie es derzeit zugeht, könnten die sieben Punkte aus Hockenheim, die Massa Alonso geschenkt hat, den Titel entscheiden. Red Bull steckt in einem Dilemma. "Wir werden mit Ferraris sieben zur richtigen Zeit umgehen", wird Teamchef Horner von der 'Times' zitiert. "Unser Fokus liegt darauf, wieder vor Alonso zu kommen. Wenn die Leute in die Geschichtsbücher schauen, dann sehen sie nicht die Details. Es geht darum wer am Ende gewonnen hat."

"Wir haben uns entschieden nicht so zu fahren. Unsere Fahrer sind beide noch im WM-Kampf und ich glaube, dass es bis zur letzten Runde in Abu Dhabi gehen wird. Bis zehn Umläufe vor dem Ziel war Sebastian der WM-Führende in Südkorea. Deshalb ist es einfach falsch, uns auf die eine oder andere Richtung festzulegen."