Benetton-Renault mit großem Sprung nach vorne?
Ein stark verbesserter Motor und ein überholtes Chassis machen Benetton-Renault vor dem Heimspiel große Hoffnungen
(Motorsport-Total.com) - Die Experten warten gespannt auf den Großen Preis von Frankreich, denn pünktlich zum Heimspiel in Magny-Cours will Renault seinem Benetton B201 eine Rundumkur verpasst haben. Das PS-Manko, das Experten auf mehr als 70 PS schätzen, soll etwas reduziert werden, ein PS-Sprung im zweistelligen Bereich ist realistisch. Auch das Chassis soll über "nette Verbesserungen" verfügen, wie Mike Gascoyne, der Technische Direktor des Teams ankündigte. Wunder erwartet man nicht, aber vielleicht gelingt es den Himmelsblauen, sich unter den ersten 15 zu qualifizieren, was schon eine tolle Verbesserung wäre.

© Benetton
Giancarlo Fisichella erwartet sich viel vom neuen Renault-Motor
Noch zuversichtlicher ist man bei Benetton-Renault für das kommende Jahr, wenn man für die Qualen der diesjährigen Saison belohnt werden soll: "Wenn ich im nächsten Jahr kein Rennen gewinnen sollte, dann wäre ich enttäuscht", gibt sich Giancarlo Fisichella gegenüber 'Reuters' zuversichtlich, setzt sich und sein Team aber gleichzeitig auch gehörig unter Druck. Der 28-jährige Italiener, der wohl mit Ralf Schumacher in einer Liga spielt, wartet im Gegensatz zum Kerpener noch auf einen Sieg, der längst überfällig ist. Der Römer befindet sich bereits in seiner sechsten Formel-1-Saison.
Giancarlo Fisichella jedenfalls erwartet sich viel vom zehnten Lauf zur Formel-1-Weltmeisterschaft 2001: "Beim nächsten Rennen werden wir einen großen Schritt nach vorne machen, eine Menge mehr Power erhalten, deshalb bin ich zuversichtlich." Doch "Fisico" fügt hinzu, was alle wissen: Der Schritt wird vielleicht bedeutend sein, aber er wird keine Wunderheilung bewirken, die es in der Formel 1 nun einmal nicht gibt. Die Basis war so schlecht gewesen, dass man kein Siegerauto wird daraus mehr machen können.
Und man erinnere sich daran, was Fisichella vor exakt einem Jahr sagte: Er würde gerne bei Benetton bleiben, denn das Team werde beser werden und man werde einen besseren Motor erhalten, mit dem das Leben leichter werden würde. Die Realität sieht allerdings anders aus. Würde Benetton mit dem Vorjahresauto an den Start gehen, man wäre schneller als mit dem diesjährigen Modell - das sagt alles aus. Benetton darf mit dem alten Modell nicht an den Start gehen, da es nicht dem Reglement entspricht und man will es wohl auch nicht, denn der neue Motor braucht so viele Testkilometer wie nur möglich. Alle anderen Teams haben trotz der Aerodynamik-Abrüstung wieder einen Schritt nach vorne gemacht, Benetton ist das einzige Team, dem dieser Schritt nicht gelungen ist.
Fisichella äußerte sich erst kürzlich dazu, dass er schon bei den ersten Tests mit dem Auto wusste, dass die Saison sehr schwierig werden würde. Zu dem schlechten Motor kommt zum Leidwesen aller auch noch ein bescheidenes Chassis hinzu: "Wir haben eine Menge Probleme in den schnellen Kurven." Doch Fisichella versichert, sein Bestes zu geben, was man dem Italiener auch glauben darf, führt er doch im internen Qualifying-Stallduell gegen Jenson Button mit 8:1.
Trotz aller Euphorie warnt Fisichella schon jetzt: Der Freitag wird wie jeder Freitag. Erst am Samstag wird Benetton die neuen Teile montieren und dann darf man überrascht sein - oder auch nicht: "Es wird interessant sein zu sehen was passiert. Wir wissen noch nicht, was wir zu erwarten haben. Aber ich bin sehr zuversichtlich, dass es gut werden wird. Die Zuverlässigkeit sollte kein Problem sein. Ich denke, es wird der bisher größte Sprung nach vorne sein, das ist das Wichtigste. Es sieht gut für uns aus."
Teamkollege Jenson Button, der in der letzten Saison noch an der Seite von Ralf Schumacher eine exzellente Figur abgegeben hatte, muss jetzt sogar nach hinten blicken, denn in den letzten Rennen stand peinlicher Weise des öfteren Minardi-Pilot Fernando Alonso vor ihm: "Ich denke, dass sie bei Minardi einen guten Job erledigt haben und im Moment kämpfen wir mit Alonso. Ich denke, dass Alonso schnell ist. Er hat nicht das beste Auto und ich bin beeindruckt, was er leistet." Für zwei Top-Fahrer und einen Automobilkonzern ein Eingeständis, das weh tut.

